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Wedeler TSV |
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Die Oberligen Schleswig-Holsteinischer Fussballverband e.V Hamburger Fußball-Verband |
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17.08.2003, Elbestadion, Oberliga Hamburg/Schleswig Holstein |
Der Aufstieg des Wedeler TSV scheint für viele sehr überraschend gekommen zu sein, nicht zuletzt für den
Verein aus der 33000-Einwohnergemeinde, die vor den Toren vom Hamburg im Kreis Pinneberg liegt. Kein Wunder,
landete man doch in der vergangenen Saison der Verbandsliga Hamburg gerade mal auf dem vierten Platz, aber eine Serie von glücklichen Umständen brachte das Team dann doch nach oben: zunächst hatte der Harburger TB nicht gemeldet sowie der TSV Altenholz den Rückzug aus der Oberliga beschlossen. Die Folge war ein scheinbar sinnloses Relegationsspiel gegen die Amateure des VfL Lübeck - sinnlos, weil es doch nur von Bedeutung sein würde, wenn der VfR Neumünster gegen die hochfavorisierten Kickers aus Emden in die Regionalliga aufsteigen und die Amateure des Hamburger SV zusätzlich den Klassenerhalt in dieser Regionalliga schaffen würden... Das Ergebnis ist bekannt: beides traf ein und Wedel ist viertklassig. Würde das in der kommenden Saison immer noch gelten, könnte das wohl fast als Sensation bezeichnet werden, die Zusammenlegung der nördlichen Oberligen macht einen siebten Tabellenplatz nötig und schon das Erreichen eines normalen Nicht-Abstiegsplatzes durch Wedel wäre wohl eine Überraschung. So kam man auch gleich zum Saisonauftakt beim Mitaufsteiger TSV Kropp derbe unter die Räder und zog dort gleich mit 6:0 den Kürzeren. Der heutige Gegner aus Husum hat die neue Oberliga und damit Tabellenplatz Sieben als Saisonziel ausgegeben, so daß heute ein Sieg her muß, der zumindest per Kreuzvergleich eine Formalität zu sein scheint: wenige Tage vor dem Kanter-Sieg gegen Wedel war der TSV Kropp im Verbandspokal seinerseits von Husum mit 1:5 abgefertigt worden.
Kreuzvergleiche hinken bekanntlich und ganz so einfach, wie aus den beiden Ergebnissen abgeleitet werden könnte,
machen es die Hausherren dem Gast dann doch nicht, aber die Kräfteverhältnisse sind dann doch eindeutig so, wie erwartet. Wedel ist zwar stets bemüht, mitzuhalten, kommt aber selbst zu so gut wie keiner Torchance, während Husum immer wieder gefährlich vor dem Tor auftaucht. Nach 23 Minuten schlägt sich das Kräfteverhältnis dann auch auf's Resultat nieder, als ein Kopfball im Kurzen Eck der Hausherren landet. Kurz nach der Pause erzielt der Husumer SV seinen zweiten Treffer und danach lassen es die Nordfriesen langsamer angehen, ohne daß ihr Sieg noch mal in Gefahr geraten würde. Das Spiel plätschert eher langweilig vor sich hin, bis dann der Abpfiff erreicht ist und die Gäste - deren Club übrigens erst 1994 aus einer Fusion von Frisia Husum und Husum 80 entstanden ist - sich mit vier Punkten aus zwei Partien auf den fünften Tabellenplatz vorschieben. Was das nach zwei Spieltagen aussagt, wird der weitere Verlauf der Saison zeigen - den Anhängern und Verantwortlichen des Husumer SV wäre es sicherlich am liebsten, die Saison würde sofort unter Beibehaltung der aktuellen Tabelle für beendet erklärt.
Diese Anhänger sind übrigens durchaus im Elbestadion vertreten, haben gleich mehrere Transparente an der
Werbebande aufgehängt (die auf der Gegenseite ohnehin werbefrei ist) und außerdem eine Schwenkfahne sowie eine Trommel mitgebracht, wobei sie in beiden Fällen keine Hemmungen haben, die Artikel auch anzuwenden. Support gibt es auch für Wedel, auf der anderen Längsseite haben sich ein paar Fans der Hausherren zusammengefunden, die ihr Transparent einfach in die hinter ihnen stehenden Bäume hängen und wie die Gäste mit einer großen Schwenkfahne hantieren, akustisch jedoch auf Gesang ohne Trommelunterstützung angewiesen sind. Im Laufe der Partie werden die heimischen Anhänger dann ohnehin etwas leiser, nachdem man sich am Anfang durchaus noch Gesangsduelle mit den Husum-Fans geliefert hat, deren häufigster Spruch "Hier regiert die HSV" irgendwie falsch klingt und die sich zwischendurch von den Fans der Wedeler ein "Kinderchor! Kinderchor!" anhören müssen, obwohl die Fangruppe aus Husum im Schnitt die 30 sicherlich hinter sich hat und auch die Stimmen weniger nach Pubertät als nach Anwärter auf die Sängerrolle bei Bands wie Motörhead oder Metallica klingen. Insgesamt verdient sich der gesammelte Support bei der heutigen Partei das Prädikat "originell und im Rahmen der vorhandenen Mittel recht gut", auch wenn man ihn natürlich nicht mit dem vergleichen kann, was sich ein paar Stunden zuvor beim Spiel der auch nur eine Klasse höher kickenden Teams vom FC St. Pauli und Dynamo Dresden abgespielt hat. Von dort scheinen übrigens auch einige andere der Anwesenden, speziell der Wedel-Fans zu kommen, die zu einem nennenswerten Prozentsatz auch mit den Utensilien der Kiezkicker ausgestattet sind.
Das Elbestadion verfügt zwar über einen recht stolzen Namen, entpuppt sich aber beim Betreten als etwas
besserer Sportplatz, der allenfalls durch seine Lage inmitten von Bäumen überzeugen kann, wobei man auch die Tatsache, daß er über ein Flutlicht verfügt (vier Masten zu je zwei Strahlern) auf der Liste der Pluspunkte nicht vergessen sollte. Ansonsten gibt es auf der einen Längsseite - bei den Heimfans - vier Stufen und gegenüber einen kleinen Graswall, auf dem man sich heute größtenteils sitzend niederläßt oder sonstwie rumflegelt. Positiv ausgedrückt kann man hier sogar überdachte Sitzplätze einnehmen, wobei die Sitze wie gesagt aus Rasenfläche bestehen und die Überdachung aus Baumkronen - für Gewitter wohl nur bedingt geeignet... Die Kurven bieten sich nicht so zum Verfolgen der Partie an, hier ist nur ebenerdiges Stehen angesagt und durch die Laufbahn, die in der Anlage nicht fehlt, ist der Abstand zum Platz ziemlich groß. In einer Ecke des Stadions gibt es übrigens noch ein kleines Gebäude, in dem sich unter anderem die Umkleidekabinen befinden und das im Obergeschoß zu einer Art Sprecherturm ausgebaut ist. Bei aller Liebe kann man bei Bewertung des Elbestadions über ein "Kann man besuchen, muß man aber nicht gesehen haben" kaum hinausgehen - für Leute, die gerne in freundlicher Atmosphäre relaxt ein Fußballspiel verfolgen, sei der Besuch beim Wedeler TSV dann aber doch eher empfohlen.
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