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Flora Tallinn |
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www.soccernet.ee Estischer Fußballverband |
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06.07.2005, A.LeCoq Arena, Meistriliiga |
Mit Flora und dem FC TVMK Tallinn treffen heute der Dritte und der Tabellenführer der Estischen Eliteliga
aufeinander. Die Partie könnte durchaus richtungsweisend werden, denn die Gäste würden sich mit einem
Dreier am heutigen Tag schon um sechs Punkte von Flora abgesetzt haben und auch den punktgleichen Tabellenzweiten
Levadia Tallinn bei gleicher Anzahl von Spielen hinter sich lassen. Umgekehrt könnte Flora - immerhin von 2001 bis
2003 dreimal in Folge Meister des Landes - mit einem eigenen Sieg den Anschluß zu den beiden Lokalrivalen herstellen
und dafür sorgen, daß es mit drei punktgleichen Mannschaften an der Tabellenspitze denkbar eng werden würde. Hinter
dem Spitzentrio folgt übrigens der JK Trans Narva mit einem weiteren Punkt Rückstand auf dem Fuße, danach hat sich aber
schon ein großer Abstand gebildet, denn der Tabellenfünfte Merkur Tartu hat gleich zehn Punkte weniger auf dem Konto.
Die Hausherren von Flora sind über weite Strecken der Partie das bessere Team, wobei die Partie selbst auf eher schwachem
Niveau stattfindet. Die meisten Chancen kommen dabei allerdings wirklich nicht heraus und wenn man dann mal vorm Tor der
Gäste auftaucht, wirkt das auch selten wirklich zwingend. So scheint einiges darauf hinzudeuten, daß es auf ein torloses
Remis hinauslaufen könnte und die Teams verabschieden sich auch ohne jeden Treffer in die Halbzeit. Acht Minuten nach der
Pause heißt es dann aber 1:0 für Flora und bei diesem Angriff ist wirklich alles schulmäßig gelaufen. Nach einem Angriff
über den Flügel findet man den freien Martin Reim an der Strafraumgrenze, legt ihm den Ball zurück und der bringt das Leder
per Flachschuß im Tor der Gäste unter. Jetzt bemühen sich die Gäste deutlich mehr, aber sie benötigen einen Sonntagsschuß aus
zweiter Reihe, um nach 76 Minuten zum Ausgleich zu kommen und es soll noch schlimmer über Flora hereinbrechen. Nur zwei Minuten
später landet ein haltbarer Schuß im langen Eck der Hausherren und als die noch mal versuchen, alles nach vorne zu werfen, erhöht
der TVK fünf Minuten vor Schluß sogar noch auf 1:3, als Ingemar Teever eine Vorlage aus kurzer Distanz über die Linie drückt,
die vielleicht auch schon so den Weg ins Tor gefunden hätte.
Zu den intensivsten Derbies dieser Welt kann man das Treffen der beiden Lokalrivalen aus Tallinn wahrlich nicht zählen, und auch
wenn die offizielle Zuschauerzahl von 500 nicht wirklich beeindruckend ist, so ist sie doch noch sehr zweifelhaft, denn tatsächlich
dürften es eher 300 bis 350 Leute sein, die den Weg in die A.LeCoq-Arena gefunden haben. Dreißig davon haben sich hinter dem Tor
aufgebaut, wo es ab und zu mal etwas Anfeuerung gibt, zu einem etwas lauteren Sprechchor kommt es aber erst nach dem Führungstreffer
für Flora. Nach dem Treffer zum 1:2 legen die Flora-Fans dann noch mal etwas zu und scheinen ihrer Mannschaft in der kritischen Phase
den Rücken stärken zu wollen. Anhänger des FC TVMK scheinen gar nicht gekommen zu sein, aber dieser Anschein trügt, wie sich zeigt,
als nach den Treffern des Tabellenführers doch von einigen Leuten gejubelt wird. Insgesamt bleibt es aber über die gesamte Partie doch
sehr leise und der größte akustische Eindruck kommt von den Zügen, die gelegentlich auf den beiden nahe an der Anlage vorbeilaufenden
Bahnlinien die Anlage passieren.
Die A.Le Coq Arena liegt einen gut viertelstündigen Fußmarsch südlich von der Innenstadt Tallinns, das übrigens im Mittelalter unter
dem Namen Reval Mitglied im Deutschen Hansebund war. Die nach einer Biersorte benannte Anlage ist von einigen anderen Sportplätzen und
den beiden genannten Bahnlinien umgeben und die Arena selbst dürfte das momentan modernste Fußballstadion des gesamten Baltikums sein.
In dem mit hochgesetzten Tribünen versehenen Allseater mit seinen grünen und weißen Sitzen - die Längsseiten tragen jeweils zweimal
die Aufschrift FCF - finden 8700 Zuschauer Platz, die sich jedoch, wie man am heutigen Besuch leicht ermessen kann, niemals bei Ligaspielen
in die Arena verirren - bei Länderspielen des Estonischen Nationalteams soll es aber auch schon voll gewesen sein. Eine Hintertortribüne
muß ohne Überdachung auskommen, der Rest der Anlage ist mit einer an Pfeilern mehr oder weniger oberhalb der eigentlichen Tribünen freischwebenden
Dachkonstruktion versehen, die aber bei etwas Wind vermutlich nicht den allerbesten Schutz vor Regen bieten dürfte. Eine Flutlichtanlage ist
natürlich auch vorhanden, wobei die dazu notwendigen Strahler auf den Dächern der Längsseiten untergebracht sind.
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