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NK Pula 58 |
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Kroatischer Fußballverband sportnet.hr Kroatische Liga bei kicker.de |
Bad Blue Boys |
31.07.2004, Stadion Uljanik-Veruda, 1. HNL |
Im koratischen Badeort Pula hat spätestens mit der kommenden Saison eine Wachablösung stattgefunden,
denn erstmalig in der Vereinsgeschichte konnte der NK Pula 1856 - bis vor kurzem noch unter dem Namen NK Uljanik Pula aktiv - in die erste Kroatische Liga aufsteigen. Die Stadt verfügt durchaus über Fußballtradition, die geht aber auf den Lokalrivalen NK Istra Pula zurück, der immerhin sieben der bisher 13 Spielzeiten seit der Unabhängigkeit des Landes in der Eliteliga verbracht hat. Jetzt freilich hat der NK 56 den nach dem kroatischen Namen der Halbinsel Istrien - an deren südlicher Spitze ist die Stadt Pula zu finden - benannten Club abgelöst und geht natürlich mit dem Saisonziel Nichtabstieg in die Spielzeit. Immerhin konnte der Aufsteiger am ersten Spieltag auswärts ein Remis erkämpfen, obowohl man mit Titelverteidiger Hajduk Split keinen sehr leichten Gegner hatte. Das Treffen mit der Who-is-Who des kroatischen Fußballs geht für Pula am zweiten Spieltag direkt weiter, denn mit Dinamo Zagreb hat sich der Pokalsieger angesagt und natürlich sind die beiden Auftaktgegner des NK 56 auch Spitzenreiter und Tabellenzweiter der ewigen kroatischen Fußballtabelle, wobei der heutige Gegner um gute 60 Punkte die Nase vorne hat und das Saisonziel eines Teams wie Dinamo ist natürlich auch klar: weniger als die Meisterschaft ist für Verein und Fans inakzeptabel.
Heute haben die Hauptstädter es also direkt in der Hand, gleich zu Saisonbeginn einen der beliebten
Überkreuzvergleiche mit dem direkten Konkurrenten für sich zu entscheiden, wenn in Pula ein Auswärtssieg errungen wird. Obwohl das Spiel beider Seiten nur mühsam in die Gänge kommt, wird doch schnell klar, daß Dinamo Zagreb seiner Favoritenrolle gerecht werden will und darauf aus ist, die Partie für sich zu entscheiden. Als die Gäste in der 41. Minute in Führung gehen, scheint dann auch schon alles so gut wie gelaufen zu sein, aber Pula kommt sofort ins Spiel zurück und erzielt im direkten Gegenzug den Ausgleich. Sicher noch kein Grund zur Besorgnis für Dinamo, aber in der zweiten Hälfte schaffen es die Hausherren, den scheinbar übermächtigen Konkurrenten kalt zu erwischen. Zwar bleibt der Altmeister das tonangebende Team, aber jetzt sitzen die Konter des NK 56 und zwei davon bringen innerhalb von neun Minuten zwei sehenswerte Treffer, die Pula plötzlich mit 3:1 in Front sehen. Danach scheint den Aufsteiger ein wenig die Angst vor der eigenen Courage zu überfallen, denn die Konter werden jetzt seltener und man steht immer mehr mit dem Rücken zur Wand. Das bleibt nicht ohne Folgen, als der Favorit eine Viertelstunde vor Schluß aufschließen und in der 84. Minute noch einen kaum erwarteten Ausgleich erzielen kann. Am Ende können wohl beide Seiten zufrieden sein, Pula hätte sicher vor dem Spiel kaum erwartet, drei Treffer zu erzielen und Dinamo stand bereits am Rand einer Niederlage, die immerhin noch
abgewendet werden konnte.
Nennenswerten Support gibt es am heutigen Spieltag nur von den Anhängern der Gäste, die auf einem nicht
sonderlich befestigten Graswall hinter einem Tor untergebracht sind und von dort aus diverse Gesänge hören lassen und auch für optischen Support in Form diverser ausgelegter und aufgehängter Transparente sorgen. Auf der recht gemischt besetzten Tribüne - die trotz einiger freier Plätze heute als ausverkauft gilt - ist über weite Strecken wenig zu hören, allerdings nehmen sich die Anhänger der Hausherren die Freiheit, die Tore ihrer Farben zu bejubeln und erregen damit das Mißfallen einiger hier positionierter Dinamo-Fans. Letztere begeben sich am Ende auf ein Himmelfahrtskommando, als sie aufspringen und auf die vermeintlichen Provokateure mit auffordernden Gesten zugehen, denn innerhalb kürzester Zeit sind martialisch mit Helm und Gummiknüppel ausgestattete blaue Gestalten zur Stelle, die die Aggressoren kurzerhand einsammeln und mitnehmen. Unterdessen ist es auch im Hintertorbereich zu leichten Verstimmungen gekommen, da ein paar Dinamo-Fans mit Gegenständen geworfen haben und sich überhaupt als nicht allzugute (scheinbare) Verlierer geben, so daß auch hier kurz die Uniformierten einrücken und unter anderem die am Zaun aufgehängten Transparente sofort größtenteils entfernt werden (müssen?). Am Ende ist der Dinamo-Anhang etwas versöhnt und bis auf die zwei oder drei Minuten Verwirrung ist die Partie auch auf den Rängen durchaus im Rahmen abgelaufen.
Im letzten Jahr als Zweitligist hatte der NK Pula 56 nicht nur die Rolle des NK Istra übernommen, sondern auch
noch seine Spiele im Stadion Gradski des Lokalrivalen ausgetragen. Damit ist jetzt erst mal Schluß, denn das Gradski erfüllt elementare Sicherheitsbestimmungen nicht - z. B. stehen die Läden im Untergeschoß größtenteils leer und die Scherben der eingeschlagenen Scheiben hängen noch in den Fensterrahmen, was aufgeheizte Fußballfans ja vielleicht auf einige dumme Gedanken bringen könnte. Das heißt, daß die Spiele des NK Pula 56 bis auf weiteres - d. h. bis zu einer nicht näher terminierten Renovierung des Gradski oder dem Abstieg in die zweite Liga - wieder im Stadion Uljanik-Veruda ausgetragen werden, wo man zuvor zu Hause war. Hierbei handelt es sich um ein Leichtathletikstadion, das über eine mächtige hochgesetzte Tribüne verfügt, ansonsten aber keinen Ausbau aufweisen kann, wenn man vom beschriebenen Graswall absieht und auch die Tribüne ist nicht sehr luxuriös, denn sie ist zwar mit roten Sitzschalen ausgestattet, hat aber im Gegensatz zur Tribüne des Gradski Stadions keine Überdachung. Auf der Gegenseite werden noch ein paar Tickets an Zuschauer verkauft, die aber eigentlich nur einen Parkplatz betreten dürfen, von dem man aus über ein Geländer etwas erhöht stehend das Spielgeschehen verfolgen kann, und dazu gibt es rings um das Stadion unzählige Möglichkeiten, von Parkplätzen, aus Häusern, vom Straßenrand oder auch einfach von unmittelbar neben dem Außenzaun des Gästeblocks die Partie als Zaungast zu verfolgen, was auch von zahlreichen Leuten genutzt wird, so daß bestimmt 10 bis 20 % mehr Menschen der Partie folgen als offiziell angegeben. Ein ungewöhnliches Stadion ist es, daß dem NK Pula 1856 als Heimstatt dient und als modern würde es vermutlich nicht einmal jemand bezeichnen, der die letzten Jahrzehnte verschlafen hat, aber dennoch oder vielleicht gerade dadurch hat die Anlage ihren Reiz und lohnt auf jeden Fall einen Besuch.
Info
Zu den Stadien in Pula wurde uns folgendes per Mail geschrieben:
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