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Borussia Dortmund |
19.12.2012, Westfalenstadion, DFB-Pokal |
"Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei", hat einmal der bekannte Barde Stefan Remmler gesungen
und zwei Enden hat auch das Pflichtspieljahr im Profibereich 2012, jedenfalls gibt es zwei
20:30-Uhr-Spiele im DFB-Pokal, bevor man sich bis ins neue Jahr zur Ruhe setzt. Zum einen kämpfen
der VfB Stuttgart und der 1. FC Köln um eins der verbliebenen Tickets ins Viertelfinale, zum
anderen geht es zwischen Borussia Dortmund und Hannover 96 darum, sich den bereits vor bzw.
während ihrer Partien qualifizierten Teams aus Mainz, Freiburg, Offenbach, München, Wolfsburg
und Bochum zuzugesellen. Wenn man auf die Tabelle der Bundesliga schaut, verspricht das keinen
allzugroßen Sport, mit dem gerade einmal achten der Heimtabelle und dem 15. der Auwärtstabelle treffen
zwei Teams aufeinander, die in der jeweils umgekehrten Sitaution vergleichsweise besser klargekommen
sind - in Hannover ist man sich auch in der Hinrunde begegnet, und da kam der BV Borussia zu einem
gemeinhin als glücklich empfundenen 1:1-Unentschieden.
Die Gastgeber haben übrigens heute die Möglichkeit, sich selbst zum Ehrentag zu beschenken, denn exakt
an diesem 19.12. wurde der Ballspielverein 1909 ins Leben gerufen..
Eine zähe Angelegenheit könnte man also erwarten - und der Verfasser dieser Zeilen gibt gerne zu,
genau das getan zu haben. Stattdessen geht der BVB bereits nach drei Minuten in Führung, als man
nach einem abgeblockten Schuß das Leder schnell weiterlaufen läßt und es zu Mario Götze kommt, der
keine Mühe hat zu vollstrecken. Im Anschluß wirbeln die Dortmunder einen Gegner, der nie erkennen
läßt, daß er den Willen hat, die Partie zu gewinnen, mächtig durcheinander und erhöht bis zur Pause
durch Treffer von "Kuba" Blaszczykowski und erneut Götze noch vor der Pause auf 3:0. Nach dem
Seitenwechsel geht es ähnlich weiter, doch man verpaßt seine Chancen, bis schließlich ein wenig die
Luft aus der Partie ist und Hannover 96 nach 79 Minuten durch eine seiner wenigen Chancen das 3:1
erzielt. Danach ist bei den Niedersachsen ein Minifanflug von Aufbäumen zu spüren, der jedoch fünf
Minuten später durch einen Linksschuß von Götze, der das 4:1 bringt und den Mittelfeldspieler endgültig
zum "Spieler des Tages" macht, jäh endet. Schließlich setzt Robert Lewandowski den Schlußpunkt gegen
einen Gegner, dessen Spiel heute kaum anders als jämmerlich und indiskutabel bezeichnet werden kann und
der sich vor seinen mitgereisten Fans eigentlich für eine solche Einstellung schämen müßte.
Vor der Partie gab es etwas Verwirrung darum, ob und wie die Proteste gegen das Sicherheitskonzept
der DFL weitergehen sollen. War zunächst ein 90minütiges Schweigen angedacht, einigte man sich nach
einem offenen Brief des BVB
an seine Fans darauf, es bei zwölf Minuten und zwölf Sekunden Schweigen zu belassen und dann das Team
zu unterstützen. Die darin geäußerte Bitte, keine Gräben innerhalb der Fangemeinschaft entstehen zu lassen,
ist aber offensichtlich nicht mehr zu erfüllen, denn ein großer Teil der Zuschauer versucht, mit lautstarkem
Support die Protestaktion zu unterlaufen. Das führt dann dazu, daß der eigentliche Stimmungsblock auf der
Südtribüne nach einem kurzen Aufflammen der Stimmung wieder recht ruhig wird, während die selbsternannten
Stimmungshüter selbst ebenfalls nicht lange durchhalten, so daß es bis auf die Torjubel eine stimmungsmäßig
ziemlich laue Veranstaltung wird, zumal die Spaltung weitergetrieben wird, als die "Scheiß-DFB"-Wechselgesänge
zwischen BVB- und Hannover-Block von vielen Zuschauern mit Pfiffen bedacht werden. Die Hannoveraner geben
da ein einheitlicheres Bild ab, packen
nach den 12:12 ihre Schwenkfahnen aus und versuchen, ihrerseits Stimmung zu machen, obwohl ihre Mannschaft
ihnen eigentlich allen Grund liefert, ebenfalls zu schweigen oder gar Schmähgesänge anzustimmen.
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