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SK Rapid Wien |
Ultras Rapid |
Österreichische Bundesliga Österreichischer Fußballverband kicker.de |
westtribuene.at |
06.08.2005, Gerhard Hanappi Stadion, Bundesliga |
In der vergangenen Saison konnte der SK Rapid eine vielbejubelte Österreichische Meisterschaft in den
Wiener Stadtteil Hütteldorf holen, aber das I-Tüpfelchen fehlte für viele der grün-weißen Anhänger, denn die beiden Meisterschaftsspiele gegen den verhaßten Lokalrivalen Austria konnten nicht gewonnen werden und am Ende mußte man auch noch im Pokalendspiel einer Niederlage hinnehmen. Damit wartet Rapid
seit nunmehr 17 Derbies auf einen Sieg - in einem Land, in dem man ohnehin schon in der Lige viermal pro Jahr aufeinandertrifft, hat dazu die Zeit seit dem 6. Mai 2001 gereicht. Um dieser Serie ein Ende zu bereiten, haben die Hausherren auf den lukrativen Umzug ins Ernst-Happel-Stadion verzichtet, wo das letzte Derby von 45000 Zuschauern gesehen wurde, sondern treten in ihrer 'Wohnung' Gerhard-Hanappi-Stadion gegen die Austria an, die jedoch auch heute ein schwerer - wenn nicht unverdaulicher - Brocken zu werden verspricht, denn die Violetten konnten ihre vier bisherigen Saisonspiele sämtlich gewinnen.
Zunächst scheint es so, als müßten sich die Heimfans auf die Fortsetzung ihrer schwarzen Serie
einstellen,
denn nach nur fünf Minuten landet ein Freistoß, für den sich keiner so richtig zuständig fühlt, scheinbar fast zufällig im Tor von Rapid. Die Mannschaft der Hausherren zeigt sich allerdings alles andere als geschockt und drängt sofort auf den Ausgleich, der zwar ein wenig auf sich warten läßt, aber dann doch nach etwa einer halben Stunde per Kopfball nach Freistoßvorlage fällt. Bis zur Halbzeit könnte
Austria schon hinten liegen, aber zunächst hält man das Remis und nach dem Wechsel scheint es für die Gäste etwas ruhiger zu werden, denn die Gastgeber lassen das Tempo zunächst leicht schleifen. So scheint alles auf ein Remis hinauszulaufen, bis nach gut 70 Minuten ein berechtigter Foulelfmeter die Wende bringt. Der Sturmlauf der Violett-Weißen, der danach folgt, ändert nichts mehr, vielmehr kassieren die Gäste noch aus einem mustergültigen Konter einen sehenswert herausgespielten Treffer und so muß sich der FAK nach 17 Spielen mal wieder den bitteren Geschmack einer Derby-Niederlage vertraut machen. So ist am Ende die Welt in Hütteldorf eitel Sonnenschein und auch die Beobachter von Lokomotive Moskau, die ihren Champions League Qualifikationsgegner vom kommenden Mittwoch in Augenschein genommen haben, dürften das Stadion nicht unbeeindruckt verlassen.
Die Stimmung bei diesem Wiener Derby hat absolut internationales Format und kann mit so ziemlich allem mithalten, was in Europa
geboten wird. Zu Beginn gibt es von beiden Seiten aufwendige Intros, wobei die Heimfans auf der Hintertortribüne ein hohes Banner
aufziehen, auf dem Transparent vor schwarzem Hintergrund Ultras Rapid zu lesen ist und hinter dem mit roten Pyros kräftig für Beleuchtung der Lettern gesorgt wird. Danach liefert man auf der Hintertortribüne eine Art quergestreifte Dauerchoreographie, indem sich entsprechend mit Leibchen gekleidete Leute aufstellen und es neben grünen und weißen auch je einen blauen und roten Streifen gibt, der von Zeit zu Zeit noch mit gleichfarbigen kleinen Schwenkfahnen verstärkt wird. Vor
der Partie ist übrigens die Blockfahne bereits über dem Zaun ausgelegt und mit einem geheimnisvollen "Under Construction" beschriftet, das dann wohl beim Hochziehen auf der Rückseite des schwarzen Hintergrundes verschwindet. Das Intro der Austria-Fans besteht aus einer Choreographie mit violettem Punkt vor schwarzem Hintergrund, während im Block daneben die dort postierten Rapid-Anhänger noch eine eigene Doppelhalter-Choreographie in Grün und Weiß abliefern. Während des Spiels geht es supportmäßig hoch her, außerdem tauscht man immer wieder Botschaften auf Spruchbändern aus. Dabei drücken unter anderem die Austria-Fans ihre Zuversicht aus, daß die Serie erhalten bleibt und die Rapid Fans ihre Ankünigung, daß man den "Derby-Fluch besiegen" wird, es bleibt aber auch Zeit für andere Botschaften wie zum Beispiel einer Botschaft in Richtung Austria "Red Bull" Salzburg von den Rapid-Fans, wo es heißt "Salzburg wollen wir nicht sterben lassen - Euch werden wir immer hassen", wobei das Wort "Salzburg" in symbolträchtigem Violett und die Wörter "immer" und "hassen" in ebenso symbolträchtigen Rot und Blau gehalten sind. Am Ende sind natürlich die Rapid-Fans obenauf, schließlich hat ihr Team tatsächlich den "Derby-Fluch besiegt" und gleichzeitig nach Punkten zu
Tabellenführer FK Austria aufgeschlossen.
Das Gerhard Hanappi Stadion steht im Rapid-Stadtteil Hütteldorf und man kann sich schon vorstellen, daß die Austragung dieser Partie in
diesem engen Hexenkessel, bei dem die Tribünen unmittelbar an den Begrenzungen des reinen Fußballstadions beginnen, für die Hausherren einen klaren Vorteil gegenüber dem Umzug ins weitläufige und schwer auf Touren zu bringende Ernst-Happel-Stadion bietet. Die Tribünen im Hanappi-Stadion sind unterschiedlich hoch, wobei sowohl die doppelstöckigen und höheren Seitentribünen überdacht sind wie die deutlich flacheren Gegenstücke hinter den Toren - die vor ein paar Jahren noch unüberdacht waren und als letzte Bereiche des Stadions gedeckt wurden. Interessant ist übrigens, daß die Plätze der Dauerkarteninhaber ("Abo-Sitzplätze") offenichtlich sämtlich mit Namensschildern ausgestattet sind, so daß man immer sehen kann, wer auf dem jeweiligen Klappsitz "zuhause" ist. In einer Diagonalen zwischen dem Hintertorbereich, in dem die Gäste untergebracht sind - die Fanblöcke stehen sich klassisch gegenüber - ist noch eine Multimediatafel untergebracht, auf der auch Spielszenen wiederholt werden. Für Beleuchtung wird bei Rapid auf klassische Art und Weise gesorgt - mit Strahlern, die an vier Flutlichtmasten untergebracht sind, die ihrerseits in den Diagonalen der Anlage aufgebaut sind. Nicht ganz so klassisch ist dagegen das Aussehen der Flutlichtmasten selbst, die mit rundem Querschnitt nach oben verlaufen und dann leicht geknickt sind, so daß sie ein wenig an überdimensionierte Zahnbürsten erinnern.
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