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Honvéd Budapest |
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NB1.HU Ungarischer Fußballverband kicker.de |
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07.08.2005, Bozsik Stadion, NBI |
1909 wurde der Kispesti AC gegründet, der ab 1949 unter der Bezeichnung der ungarischen Nationaltruppen
als Armeeclub Budapesti Honvéd SE antrat und in den 1950er Jahren den ungarischen Fußball mit einer
inoffiziellen und vier offiziellen Meisterschaften dominierte. Zwischen 1980 und 1991 kehrte Honvéd
zur früheren Dominanz zurück und errang sieben Meistertitel, ist aber inzwischen eher in die Kategorie
der grauen Mäuse einzusortieren. Im letzten Jahr erreichte Honvéd einen 11. Tabellenplatz und stand damit
tief im Schatten der Lokalrivalen Ferencváros, Ujpest und MTK. 'Fradi', so der Spitzname von Ferencváros,
führte dieses Trio am Ende der Saison an, mußte sich aber mit dem zweiten Platz hinter dem Provinzclub
VSC Debrecen zufriedengeben. In die aktuellen Saison geht Fradi mit einer Mannschaft aus Jugendlichen und
vormals unterklassigen Spielern, da man nur knapp einer Pleite entgehen konnte, und so wird man wohl weniger
mit der Tabellenspitze als mit dem Abstieg zu tun haben, wenn es für das Traditionsteam überhaupt eine ernsthafte
Chance gibt, den Klassenerhalt zu schaffen.
Das heutige Spiel dürfte letztendlich keinen besonderen Lichtblick aus Sicht der Gäste darstellen, denn man
wird doch sehr eindeutig von Honvéd dominiert, das wie gesagt auch nicht unbedingt zur absoluten Spitze seines
Landes zählt. Vor allem zeigt die Abwehr von Ferencváros deutliche Schwächen bei hohen Flanken, so daß die Treffer
zum 2:0 prompt in der 12. und 41. Minute durch Kopfbälle erzielt werden, aber auch im Mittelfeld ist eindeutig
Honvéd das überlegene Team, obwohl auch bei den Hausherren nicht allzuwenig Bälle beim Gegner landen. Eine gute
Viertelstunde nach dem Seitenwechsel fällt mit dem 3:0 - natürlich per Flanke und Kopfball - die endgültige
Entscheidung. Danach werden die Gäste stärker, aber mehr als das Ehrentor springt letztendlich nicht mehr für
Ferencváros heraus, das in der 69. Minute für den Endstand sorgt. Letzendlich kann einem der ungarische Nationaltrainer
Lothar Matthäus angesichts der heute gezeigten Leistungen fast leid tun, zumal er das meist doch recht triste Geschehen
von den Zuschauern völlig unbeachtet auf der Tribüne verfolgt.
Zum Intro zeigt man bei den Gästefans Rauch in den Vereinsfarben Grün und Weiß, später zeigt man noch Spruchbänder,
die aber natürlich ungarisch beschriftet sind und von daher für ausländische Beobachter unverständlich bleiben, wobei
es wohl wahrscheinlich ist, daß man sich mit der Situation des Clubs beschäftigt. Zwischendurch gibt es aber immer wieder
Support per Sprechchor, der darauf hindeutet, daß die Gästefans ihren Frust zumindest nicht durch einen Boykott der
Unterstützung für ihr Team ausleben, das vermutlich ohnehin am wenigsten für die Misere kann. Auf Seite von Honvéd gibt
es ein Intro mit vielen Doppelhaltern und Schwenkfahnen, danach bleibt man jedoch über große Teile der Partie ziemlich
ruhig, bevor es am Ende noch zu einer Raucheinlage der Heimfans kommt. Nach dem Schlußpfiff heißt es dann für den Großteil
der 2500 Zuschauer, noch eine gute Dreiviertelstunde auszuharren, denn der Hauptausgang des Stadions bleibt zunächst geschlossen,
bis man die Gästefans, die natürlich einen eigenen Ausgang haben, daran vorbeigeführt hat.
Das Stadion von Honvéd trägt den Namen des bekanntesten früheren Spielers von Honvéd, Jozsef Bozsik, der in den 50er Jahren Teil der überragenden Nationalmannschaft
seines Landes war, die den Olympiasieg errang und bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz sensationell vom deutschen Team geschlagen
wurde. Die Anlage gehört eindeutig in die Kategorie 'altmodisch' und kann gerade dadurch begeistern, daß sie so anders ist als die
heute allzutypischen durchgestylten Arenen. Eine Längsseite wird von einer Tribüne geziert, die leicht hochgesetzt gebaut
ist und vor allem durch ihre etwas eigenwillige Dachkonstruktion auffällt, die von außen betrachtet recht massiv aussieht, bei näherer
Untersuchung jedoch aus einem Metallrahmen mit einer (Holz?)-Verkleidung besteht. Ansonsten besteht der Ausbau im wesentlichen aus
einigen Stufen, die ein weites Oval bilden und auch zwischen der Tribüne und dem Spielfeld fortgesetzt sind. Teilweise gibt es hier Stehplätze, teilweise sind die Stufen mit Holzbänken versehen. Der Gästeblock ist auf der Gegenseite zu finden, während sich die Heimfans links von der Tribüne aufstellen. Sehr auffällig ist übrigens die dreibeinige Konstruktion der Flutlichtmasten im Bozsik-Stadion, das zusätzlich oberhalb des Daches der Tribüne über eine weitere Reihe Strahler verfügt.
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