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Tottenham Hotspur FC |
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03.04.2004, White Hart Lane, Premier League |
Der Tottenham Hotspur FC geht auf den Anfang der 1880er Jahre von einem örtlichen Gymnasium gegründeten Hotspur Ticket Club zurück. Die Bezeichnung des
Clubs geht aus die Figur Harry Hotspur zurück, die von William Shakespeare ersonnen und in den Stücken Heinrich III und Heinrich IV verwendet wurde. Erste Erfolge stellten sich zu Anfang des neuen Jahrtausends ein, als die Spurs 1901 als erster Londoner Club die Dominanz der nordenglischen Vereine brechen und im Finale gegen Sheffield Wednesday den FA-Cup erringen konnten. 1921 schaffte man einen zweiten Pokalgewinn und 1951 gewann der Tottenham Hotspur seine erste von zwei Meisterschaften als zweiter Londoner Club nach dem benachbarten Arsenal FC, der bereits 1948 den Titel in die Hauptstadt hatte holen können. 1991 gab es für die Spurs den letzten neuen Eintrag auf dem Briefkopf, als man zum achten Mal Pokalsieger wurde - zwischendurch gab es noch die zweite Meisterschaft, zwei Ligapokale, einen Europapokal der Pokalsieger und zwei UEFA-Pokale. Damit hat man einiges mehr an Tafelsilber anhäufen können als der Lokalrivale vom Chelsea FC, dessen Bilanz sich mit einer Meisterschaft (1955), je zwei Siegen Liga und drei im FA-Cup sowie zwei Europapokalen vergleichsweise bescheiden ausnimmt, wenn auch der letzte Titel mit dem FA-Cup 2000 deutlich weniger lange zurückliegt als bei den heutigen Hausherren. Und in der aktuellen Spielzeit soll für die von den Millionen des russischen Ölmagnaten Roman Abramovic beflügelten Blues ein weiterer Titel herausspringen. In zwei Wettbewerben ist man noch im Rennen und in beiden ist der Arsenal FC der direkte Konkurrent, denn zum einen könnte Chelsea noch die Meisterschaft gewinnen, wo man sieben Punkte Rückstand auf die Gunners aufzuholen hätte, zum anderen ist man in der Champions League noch im Rennen, wo es am kommenden Dienstag mit einem 1:1 im Gepäck zum Auswärtskick ins Highbury gehen wird. Mit Blick auf's Tafelsilber ist die Partie also wichtiger für die Gäste, in einem Derby wie dem heutigen geht es aber natürlich auch ums Prestige, so daß auf beiden Seiten für die notwendige Motivation gesorgt sein sollte.
In der Anfangsphase zeigen sich zunächst die Spurs bemüht, nach vorne zu spielen, während sich Chelsea erst mal tief
aufstellt und abwartet, was die Hausherren so auf die Beine zu stellen vermögen. Die beißen sich dann auch die Zähne an der Defensive der Blues aus, so daß Torchancen Mangelware bleiben, allerdings wäre wohl in der 35. Minute die Zeit für die Führung der Hausherren gekommen, aber ein Kopfball von Ledley King auf Vorlage von Christian Ziege verfehlt aus kurzer Distanz knapp das Tor. Diese vergebene Chance soll sich schnell rächen, nur zwei Minuten später klingelt es bei den Spurs. Zum ersten mal zeigen die Gäste ihr spielerisches Potenzial, demontieren die Defensive von Tottenham mit wenigen Pässen und finden den völlig freien Damien Duff, der wiederum spielt quer zu Jimmy Floyd Hasselbaink, der seinerseits keine Mühe hat, den Ball im Kasten unterzubringen. Kurz vor der Halbzeit gibt es noch mal eine gute Ausgleichschance durch Robbie Keane, den bei weitem besten Spieler der Hausherren, doch der trifft freigespielt von Ziege den Ball nicht voll, so daß Chelseas Ambrosio keine Mühe hat, das Leder unter Kontrolle zu bringen. Im zweiten Abschnitt bietet sich ein im wesentlichen unverändertes Bild. Die Spurs rennen mit viel Kampfgeist, meistenteils aber ohne allzugroße Organisation an und scheitern ein ums andere Mal an der Defensivabteilung des Lokalrivalen, wobei ihr Spiel darunter leidet, daß der zuvor sehr agile Ziege zur Halbzeit mit Leistenproblemen vom Platz gehen muß und von Fredi Kanoute nur unzureichend ersetzt werden kann. Dennoch kommen die Hausherren durchaus noch zu Torchancen, am dichtesten ist man eine Viertelstunde vor dem Schluß vor dem Ausgleichstreffer, als der Hotspur FC zunächst einen Elfmeter fordert - Keane soll von John Terry umgerissen worden sein - und aus der Verwirrung frei zum Schuß kommt, doch der etwas überraschte Kanoute bringt nur einen schwachen Schuß in Richtung Tor zustande. Auch Chelsea zeigt noch ein paarmal seine - den Hausherren deutlich überlegene - Spielkultur, Tore fallen jedoch keine mehr und so bleibt es am Ende nach äußerst unterhaltsamer Partie beim 1:0-Erfolg der Gäste.
Die Spurs Fans legen wegen der gesamten Partie einen Support hin, wie er heutzutage in der Premier League alles andere als üblich
ist. Ununterbrochen wird Tottenham nach vorne gebrüllt, wobei es teilweise auch Wechselgesänge zwischen Hintertorbereich und Seitentribüne gibt und auch immer wieder mal eine Trommel zum Einsatz kommt - auch das sicherlich auf der Insel eher nicht üblicherweise. Die Chelsea-Fans sind in der Diagonalen unergebracht, die die Westtribüne von der Südtribüne trennt, auf der die lautesten Spurs-Fans stehen, sind also unmittelbar neben dem Haupt-Heimsupport positioniert, von wo es nur ganz selten mal etwas zu hören gibt und das nicht, weil die Gästefans so inaktiv wären, sondern, weil ihnen die Anhänger der Spurs einfach nicht die Chance geben, sich Gehör zu verschaffen. Und wenn man dann doch mal etwas von den Away-Supportern zu hören kriegt, läßt die Antwort nicht lange auf sich warten. Mit "You are wankers from the Bridge!" gefolgt von "We are Tottenham from the Lane!" rücken die Spurs-Fans die Welt, so wie sie sie sehen, gerade. Teilweise werden die Spurs übrigens mit "Come on, Yids!" angefeuert, was bei den Spurs durchaus üblich ist. Wie bei Ajax Amsterdam hat sich hier die Tradition eingebürgert, sich als Yids oder Yiddos - also Juden - zu bezeichnen, obwohl die Vereins- und Fanstruktur der Spurs (ebenso wie beim Ajax FC) nicht überwiegend aus Juden besteht. Teilweise soll diese Identität auch von eher rechts eingestellten Anhängern des Tottenham Hotspur FC ausgelebt werden, was durchaus schon zu wissenschaftlichen Betrachtungen des Phänomens geführt hat, zum Beispiel durch den Berkeley-Professor John Efron, der Vorträge zum Thema "When is a Yid not a Jew" gehalten hat. Teilweise hat diese Identitätsfindung der Spurs-Fans wohl auch schon zu antisemitischen Äußerungen bei gegnerischen Anhängern geführt, insbesondere auch bei Chelsea-Fans, die anläßlich der Derbies teilweise beim Einlaufen der Mannschaften das Geräusch von ausströmendem Gas nachgeahmt haben sollen - so etwas passiert heute allerdings nicht oder zumindest nicht in vernehmbarer Lautstärke.
Das Stadion White Hart Lane ist nahe der gleichnamigen Straße an der Ecke zwischen Paxton Road und High Road im Norden Londons zu
finden, wo man auf einem früheren Gärtnerei-Gelände spielt. Als die Spurs hier 1898 einzogen, sprach man noch vom Gilpin Park, später wurde es dann nach und nach unter seinem heutigen Namen bekannt. In den 106 Jahren, die seither vergangen sind, wurde die Anlage natürlich immer wieder umgebaut. Anfang der 90er Jahre sahen die Seitentribüne bereits annähernd aus wie heute - beide werden von überdachten Tribünen geziert, die zweistöckig und wie inzwischen auch der Rest der Anlage mit blauen und weißen Sitzen ausgestattet sind. Bis 1993 gab es hinter den Toren noch altmodische Giebeldachtribünen und teilweise sogar unüberdachte Stehtraversen, dann wurde zunächst der North Stand renoviert, 1995 verschwand dann auch der alte South Stand. Jetzt gibt es hinter beiden Toren Tribünen, die in ihrer Höhe an die Seiten angepaßt sind, so daß es eine rundum laufende Überdachung geben kann, in die sowohl die Flutlichtstrahler integriert sind als auch hinter beiden Toren Multimediatafeln, die übrigens mit tandemförmig auseinanderlaufender Verkleidung versehen sind, wie sie auch dem Estadio Santiago Bernabéu von Real Madrid ein charakteristisches Aussehen verleiht. Der East Stand ist heutzutage die altmodischste Tribüne, denn hier gibt es noch auf halber Höhe Stützpfeiler, auf denen die Überdachung ruht, während die Deckung aller anderen Tribünen von oben an einer weißen Rohrkonstruktion befestigt ist. In der Diagonale der White Hart Lane zwischen South- und Eaststand ist noch ein englandtypisch sehr üppig ausgestatteter Fanshop zu finden, wo man unter anderem Spurs-Zahnbürsten und Spurs-Kaffeetassen für "Mum" erstehen kann. Für ÖPNV-Nutzer ist übrigens British Railway (Station White Hart Lane) oder Fußmarsch angesagt, liegt die nächste U-Bahn-Stadion - Seven Sisters - doch selbst bei strammem Schritt 20 bis 30 Minuten vom Stadion entfernt.
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