Hassia Bingen vs. TuS Koblenz 1:1
Hassia Bingen

Hassia Bingen
vs.
TuS Koblenz 1:1

TuS Koblenz

www.oberligen.de
Fußballverband Rheinland
Didi-Tus
TUS-Ultras (Inferno Koblenz)
forza-tus.de
Letztes Spiel: Borussia Dortmund (A) vs. Preußen Münster 31.03.2004, Stadion am Hessenhaus, Oberliga Südwest
Nächstes Spiel:  Tottenham Hotspur FC vs. Chelsea FC

Ticket
ca. 600 Zuschauer

Der Binger FV Hassia hatte seine ersten Auftritte in der Oberliga bereits, als es sich dabei noch um die höchste deutsche Spieklasse Stadion am Hessenhaus - Eingang gehandelt hat. Um genau zu sein gehörte das Team vom Rhein sogar zu den Gründungsmitliedern der zur Saison 1945/46 unter der Bezeichnung Saarpfalz gegründeten Oberliga. Nach einem Jahr war das Abenteuer Oberliga für die 1910 gegründete Hassia vorbei und nachdem man zur Saison 1952/53 in die Spielklasse zurückgekehrt war, folgte der sofortige Wiederabstieg, nach dem man nie wieder in die erste Liga zurückkehren konnte. Immerhin hatte man sogar die legendäre Walter-Elf des 1. FC Kaiserslautern zu Gast gehabt, aber nicht nur von den roten Teufeln, die gleich mit 9:1 gewannen, Lehrgeld bezogen. Am Ende war nach 30 Spielen eine Bilanz von 3:57 Toren und 32:141 Toren zu beklagen. In der jüngeren Geschichte der Oberliga als Amateurspielklasse spielte die Hassia auch immer mal wieder eine Rolle und nach der Rückkehr in die Klasse zur laufenden Saison möchte man sich in dem hübschen Weinstädtchen dauerhaft in der Spielklasse etablieren. Das hat der TuS Koblenz bereits hinter sich, spielt das Team doch seit der Saison 94/95 ohne Unterbrechung in der Oberliga Südwest und in dieser Spielzeit scheint die grosse Stunde der Kicker von der Moselmündung gekommen zu sein: mit sechs Punkten Vorsprung belegt man vor dem einzigen ernsthaften Verfolger, dem SV Weingarten, die Spitzenposition und hat alle Chancen, seine Vereinsgeschichte im kommenden Jahr in der Regionalliga Süd fortzuschreiben, wobei dem TuS angesichts der Tatsache, daß der Konkurrent als seelenloses Retortenteam gilt, die Sympathie des Großteils der deutschen Fußballfans gewiß sein kann.

Gut los geht es heute allerdings erst mal für die Hausherren, denen nach einem recht rüden Einsteigen eines TuS-Spielers im Stadion am Hessenhaus - Tribüne eigenen Strafraum ein Elfmeter zugesprochen wird, der unter dem lautstarken Protest vor allem der Rentner-Fan-Fraktion des TuS Koblenz zur Führung für die Hausherren führt. Danach spielen sich teilweise unbeschreibliche Szenen vor dem Gehäuse der Hausherren ab, die sich jetzt von wütenden Angriffen des Tabellenführers heimgesucht sehen. Ein ums andere Mal kommt es zu klaren Chancen für die Gäste, doch der Schlußmann von Hassia paßt auf oder die TuS-Spieler verfehlen knapp das Ziel, so daß der Spielstand erst mal Bestand hat. Gerade als Hassia-Schlußmann Rück auf dem Weg zu sein scheint, der absolute Held der Partie zu werden, wendet sich das Schicksal gerade zu Ungunsten des Keepers. Rück schätzt einen Freistoß völlig falsch ein, den er mit Leichtigkeit fangen können müßte und läßt das Leder zum Ausgleichstreffer durch die Hände gleiten. Nach der Pause zeigt sich die Abwehr der Hassia neu und besser aufgestellt und die Zeit der 100prozentigen Chancen für Koblenz ist vorbei, wobei sich die Gäste freilich vorwerfen lassen müssen, nicht entschlossen nachzusetzen, um doch noch einen Dreier einzufahren. Nur selten machen die Favoriten den Eindruck, wirklich um die Punkte bemüht zu sein und so kommt es am Ende zu einer aus der Sicht vom TuS Koblenz sicherlich völlig unnötigen Punkteteilung, die sich die Hassia ihrerseits jedoch sicherlich verdient hat.

Die Fans beider Mannschaften sind mit einigen Transparenten präsent, zu hören gibt es jedoch nur etwas von den Gästen. Stadion am Hessenhaus - Tribüne Detail Die haben zunächst nur einige wenige Transparente aufgehängt, davon zweimal mit der schwarzgekleideten Gestalt des Logos und dem IK-Schriftzug des Inferno Koblenz, der Ultra-Gruppierung aus der TuS-Fanszene. Kurz nach Anpfiff erhält man dann Unterstützung von weiteren Fans, die mit ihren größtenteils rot-weißen Transparenten mit Schriftzügen wie "Inferno Mainz", "Skurrile Gestalten" dokumentieren, daß sie vom benachbarten FSV Mainz 05 stammen. Die Gästekicker werden durchgängig mit Gesang unterstützt, wobei die Fans im zweiten Abschnitt mit "Wir wollen Euch kämpfen sehen" zeigen, daß sie mit der Leistung des TuS nicht ganz einverstanden sind. Teilweise gibt es auch Wechselgesänge der beiden Fraktionen von Gästefans, bei denen die TuS-Anhänger mit "Ihr seid die Mainzer, die asozialen Mainzer!" vorlegen, die FSV-Fans mit "Ihr seid die Koblenzer, die asozialen Koblenzer" antworten und man dann gemeinsam "Koblenz und der FSV!" zum besten gibt. Offensichtlich gibt es eine tiefere Freundschaft auf Fanebene zwischen den beiden Teams, was auch teilweise durch Freundschaftsschals belegt wird. Zu diesem aktiven Fanblock kommt noch eine zahlenstarke Rentnerfraktion auf Seiten von Koblenz, die sich mit lautstarken Kommentaren und zum Teil recht ulkigen Pöbeleien gegen Heimmannschaft und Schiedsrichter Gehör verschaffen. In der zweiten Hälfte packt man dann bei den Gästefans - natürlich bei den jüngeren Fans - auch noch tief in die Pyrokiste und zündet einige bengalische Feuer und einen Rauchtopf, was sicherlich auch in Bingen nicht erlaubt ist, aber offensichtlich geduldet wird.

Das Stadion am Hessenhaus ist eine schmucke kleine Anlage, die originellerweise nach dem direkt nebenan stehenden Vereinsheim der Stadion am Hessenhaus - Gegenseite mit Gästefans beim Intro Hassia, eben dem Restaurant "Hessenhaus" benannt ist. Dieses Vereinsheim stand hier schon seit geraumer Zeit, als von 1972 bis 74 die neue Anlage gebaut wurde, die danach von zwei Pfarrern - einem katholischen und einem evangelischen - eingesegnet und mit einem Freundschaftsspiel gegen die Geißböcke vom 1. FC Köln (0:8) eingeweiht wurde, was dazu führte, daß man zum Start den bis heute gültigen Zuschauerrekord der Anlage (5000 - ausverkauft) verbuchen durfte. Das reine Fußballstadion ist Teil einer viel größeren Anlage, zu der auch eine Tennishalle gehört, eine Rundsporthalle und zahlreiche Fußballplätze mit unterschiedlichen Belägen, einer davon mit einem Ascheplatz direkt hinter einem der beiden Tore. Hinter dem Gehäuse auf der anderen Seite folgt ein Hang, der mit Gestrüpp bewachsen ist und bei Bedarf wohl auch für Zuschauer mit Stufen bebaut werden könnte. Zur Zeit beschränkt sich der Ausbau aber auf die beiden Längsseiten, die über Betonstufen verfügen. Auf der Haupt- und Eingangsseite, wo auch das Hessenhaus steht, handelt es sich um vier hohe Stufen, auf denen man ebensogut sitzen wie stehen kann, auf der Gegenseite - wo die Gästefans Positon beziehen - gibt es sogar acht Stufen, aber die aber deutlich weniger hoch sind. Direkt ans Hessenhaus angebaut ist ein weiteres Gebäude, das im Obergeschoß als äußerst putzige kleine Tribüne ausgebaut ist, auf deren Holzbänken man hoch oberhalb des Platzniveaus sitzt (immerhin liegt die Tribüne im ersten Stockwerk eines Gebäudes, das sowieso schon hinter den Stehstufen steht). Das Dach ist übrigens mit Pfeilern auf halber Höhe abgestützt, was der Tribüne ein herrlich altmodisches Aussehen verleiht. Eine einfache Anzeigetafel für Spielzeit und -stand ist auch vorhanden und auf der Hintertorseite Richtung Nebenplatz untergebracht. Ob es eine Flutlichtanlage gibt oder nicht, ist schwer zu sagen. Fakt ist, daß es insgesamt 10 Strahler gibt, die über vier Masten verteilt sind, von denen zwei auf dem Dach der Tribüne untergebracht sind. Fakt ist aber ebenso, daß es ein wenig zweifelhaft erscheint, daß die wirklich zur Beleuchtung eines Abendspiels ausreichen würden, und daß die Partie am heutigen Tag auffällig früh für 18 Uhr angesetzt ist.

Stadion am Hessenhaus - folgt

Stadion am Hessenhaus - folgt


Info

Unter dem Namen "Bingen Asozial" sind im Gästebuch folgende Korrekturen zum Stadion von Hassia eingegangen: Der Ground sei nicht nach der Stadiongaststätte benannt worden, sondern vielmehr sei Hessenhaus eine Ableitung des Vereinsnamens, denn "Hassia" heißt auf lateinisch nichts anderes als Hessen - vergleichbar zur gerne für Fußballvereine genutzten lateinischen Bezeichnung für Preußen "Borussia". Außerdem sei der Zuschauerrekord von 7000 bei einem Freundschaftsspiel gegen Bayern München aufgestellt worden. Die Angaben im Bericht stammen aus dem hier häufig verwendeten, aber nur gelegentlich ausdrücklich als Quelle genannten "Großen Buch der Deutschen Fußballstadien"*, in dem ausgeführt wird: Und weil es neben dem alten Vereinsheim Hessenhaus steht, heißt es Stadion am Hessenhaus. Außergewöhnlich, daß zwei Pfarrer (...) die neue Spielstätte einsegneten, in der anschließend der 1. FC Köln gegen die Hassia ein 8:0 vor ausverkauftem Haus (5000) erspielte. Ein Zuschauerrekord von 8000 wird dort auch genannt, allerdings für den "alten Sportplatz".

Info


*Werner Skrentny: Das große Buch der Deutschen Fußballstadien, Göttingen (2001), Verlag die Werkstatt


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