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Pobeda Prilep |
Majumi Prilep (kyrillisch) |
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21.09.2003, Gradski Stadion Goze Deltschew, 1. Liga |
Mit dem FK Pobeda Prilep und dem FK Sileks Kratovo treffen am heutigen Sonntag der zweite und der fünfte der Tabelle
der ersten Mazedonischen Liga aufeinander, so daß von einem echten Spitzenspiel die Rede sein kann. Pobeda benötigt unbedingt einen Gewinn, um Tabellenführer und Titelverteidiger Vardar Skopje auf den Fersen zu bleiben, bei dem man sich in der kommenden Woche zu bewähren hat. Ebenfalls nichts zu verschenken gibt es bei Sileks, für das die nächsten Wochen richtungsweisend werden könnten. Bei vier Punkten Rückstand auf das wie gesagt zweitplazierte Pobeda und fünf Punkten Vorsprung vor dem Vorletzten Tikves Kavadarci könnten die nächsten Spiele darüber entscheiden, ob die Gäste im oberen Tabellenbereich mitmischen oder gar nach unten durchgereicht werden. Beide Mannschaften gehören durchaus zu den guten Adressen im Fußball des kleinen Staates im südlichen Balkan, so konnte Pobeda Prilep in der laufenden Saison am UI-Cup teilnehmen und setzte sich in der ersten Runde gegen die Slowaken von Spartak Trnava durch, bevor man in der zweiten Runde gegen den späteren Finalisten SV Pasching die Segel streichen mußte, und auch in den letzten Jahren spielte man immer mal wieder in UI- oder UEFA-Pokal mit. Zum ganz großen Wurf hat es bei den Gastgebern dann aber noch nicht gereicht, ganz im Gegensatz zu den Gästen, konnte doch Sileks Kratovo von 1996 bis 1998 gleich drei Titel in Folge erringen.
In der ersten Hälfte findet das Spiel auf äußerst schwachem Niveau statt, so daß es nicht
unwahrscheinlich erscheint, daß Spartak Trnava im UI-Cup nicht mit voller Kraft gespielt hat. Als es in die Pause geht, steht noch keine echte Torchance zu Buche, so daß alles auf ein torloses Unentschieden hinauszulaufen scheint. Im zweiten Abschnitt legen dann die Hausherren doch noch etwas zu und tauchen immer mal wieder vor dem Gehäuse von Sileks auf. Große Aufregung gibt es, als der Schiedsrichter einen Elfmeter für die Hausherren geben will, die Entscheidung nach einer Konsultation seines Assistenten dann aber wieder zurücknimmt. Die Entscheidung fällt dann doch noch durch einen Strafstoß: in der 60. Minute zeigt der Unparteiische wieder auf den Punkt und diesmal bleibt es dabei. Der Elfmeter, souverän per Flachschuß ins rechte Eck verwandelt, führt zu einem Tor, das wohl sonst nicht mehr gefallen wäre. Bereits vor der Strafstoßentscheidung war das Level der Partie wieder deutlich gesunken, nach dem Führungstreffer für Pobeda wird sie wieder zu dem, was in Fankreisen mit dem Prädikat "Grottenkick" versehen wird. Wenigstens ist den Zuschauern ein torloses Remis erspart worden.
Und mit dem Siegtreffer der Hausherren scheinen wirklich alle im Stadion glücklich zu sein, denn es ist überhaupt kein Support für die Gäste wahrzunehmen, die mit gut 150 Kilometer Entfernung freilich auch aus einem für mazedonische Verhältnisse recht weit entfernten Spielort anzureisen hätten. Die Heimsupporter bleiben über den Großteil der Partie auch eher ruhig außer bei den wenigen Torchancen. In die Halbzeit schicken sie die beiden Teams mit einem gellenden Pfeifkonzert, das wohl belegt, daß die Qualität der heutigen Partie den Erwartungen an ein Spitzenspiel der 1. Liga in keiner Weise genügen kann. Richtig laut wird es bei dem zurückgenommenen Elfmeter, der auch auf den Rängen zu einiger Aufregung führt. Überhaupt scheint man dann mit seinem Team halbwegs ausgesöhnt zu werden, als Pobeda Prilep im zweiten Abschnitt das Tempo anzieht. Jetzt wird immer mal wieder getrommelt und auch ein paar Gesänge schallen durch das Stadion, was auch nach dem erneuten Zurückschalten des Heimteams anhält - man honoriert wohl, daß man mit seinem Treffer die Pflicht erfüllt hat.
Das städtische Stadion (Gradski Stadion) hört mit Goze Deltschew (ÐOЧE ÐEÐЦEB) auf den Namen, unter dem
Pobeda im Jahr 1941 gegründet worden war. Die Anlage, deren Namen meistens eher in englischer Transkription Goce Delcev zu lesen ist, verfügt auf beiden Längsseiten und hinter einem Tor über Ausbau. Besonders stark ist dieser Ausbau auf der Gegenseite, wo die hohen Ränge zum Großteil mit roten und weißen Sitzschalen ausgerüstet sind, die ein paar Balkenmuster sowie den kyrillischen Schriftzug Pobeda (ÐOÐEÐA) ergeben. Von da aus geht der Ausbau in gleicher Höhe in den Hintertorbereich über, wo man sich auf Betonstufen niederläßt, die im weiteren Verlauf abfallen und nach etwa zwei Dritteln der Länge ebenerdig enden. Die Hauptseite ist mit vier bis sieben Stufen deutlich schwächer ausgebaut als gegenüber, dennoch darf man bezweifeln, daß die Lücke von einem guten Meter zur Rückwand, die hinter der obersten Stufe gelassen wurde, in vielen anderen Ländern ungesichert in einem Stadion in Betrieb geduldet würde. Die zweite Hintertorseite ist völlig nackt bis auf ein paar Werbungen an einer Hauswand, dafür wird eine neben dem Stadion verlaufende Treppe hangaufwärts von einigen Zuschauern als kostenfreie Zusatztribüne genutzt. Eine Anzeigetafel fehlt im Goze Deltschew völlig, eine Flutlichtanlage ist äußerst rudimentär vorhanden. Zwei Masten tragen ein paar Strahler, die maximal eine Hälfte des Platzes ausleuchten könnten - wenn überhaupt. Allerdings scheint Beleuchtung nicht zu den im mazedoischen Fußball üblichen Standards zu gehören, so ist in der bisherigen Saison von Spieltag zu Spieltag eine ständige Verschiebung der Anstoßzeiten zu früheren Terminen auffällig. Am ersten Spieltag ging es noch um 17:30 Uhr los, inzwischen ist man in 30-Minuten-Schritten bei 15:30 Uhr angekommen.
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