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CA Peñarol |
maps.google.de wikipedia |
comnebol.com Estadio Centenario |
wikipedia Infierno Rojo |
12.04.2011, Estadio Centenario, Copa Libertadores |
Wenn der Club Atlético Peñarol gegen den Club Atlético Independiente spielt, treffen zwei der ganz Großen des
südamerikanischen Fußballs aufeinander. Die aus Montevideo stammenden Gastgeber konnten die Copa Libertadores,
um die es auch heute geht, bereits fünfmal gewinnen und sich dreimal danach den Weltpokal sichern, was aber
von ihrem heutigen Gegner noch getoppt wird, der mit sieben Erfolgen in der Copa Libertadores der Rekordsieger
der 'südamerikanischen Champions League' ist. Im aktuellen Wettbewerb sieht es allerdings schlecht aus für
Independiente, das selbst hoch gewinnen muß, um die Zwischenrunde der Copa noch zu
überstehen und darüber hinaus noch auf ein Remis in der parallel laufenden Partie zwischen Liga de Quito und
Codoy Cruz angewiesen ist. Für die Hausherren, die 1913 aus dem 1891 gegründeten Central Uruguay Railway Cricket Club
hervorgegangen sind, steht deutlich weniger auf dem Spiel: Den Einzug ins Achtelfinale kann ihnen niemand mehr streitig machen, und es geht nur noch darum, ob Peñarol als Gruppensieger oder -zweiter die nächste Runde erreicht.
Das Spiel wird von beiden Seiten offensiv geführt, aber man zeigt deutliche Schwächen im Herausarbeiten von Torchancen,
und es dauert bis zur 32. Spielminute, als ein Kopfballaufsetzer von Peñarols Alejandro Gonzales als erste halbwegs
passable Tormöglichkeit zu verbuchen ist. Zwei Minuten später ist der Ball im Tor, allerdings ist es Independiente,
das durch einen schön von Facundo Parra ins lange Eck verlängerten Ball in Führung geht. Bis zur Halbzeit versuchen
die Gastgeber noch einmal, das Tempo anzuziehen, aber auch in dieser Phase bleiben Torschüsse Mangelware. In der 60. Minute
müßte eigentlich der Ausgleich fallen, aber Juan Manuel Olivere scheitert völlig freigespielt an Independientes Sebatián Soza. Im weiteren Verlauf der Partie gibt es weitere Möglichkeiten auf beiden Seiten, wobei Independiente gleich zweimal dicke Chancen hat zu erhöhen, aber zunächst durch Frederico Mancunello der 74. völlig frei aus kurzer Distanz vergibt und danach durch Leandro Garcian per Kopfball aus Rücklage etwas unglücklich die Latte trifft. Am Ende bleibt es beim viel zu knappen 1:0 - allerdings wäre man durch den 1:0-Erfolg von Liga de Quito gegen Codoy Cruz ohnehin ausgeschieden und so nur Peñarol zugunsten der Ecuadorianer um den Gruppensieg gebracht hat.
Schon im Vorfeld kündigt man bei Peñarol einen Weltrekord an: Man will die mit 309 Metern länge größte Blockfahne
aller Zeiten präsentieren. Ob es sich wirklich um die größte handelt, die es je gegeben hat, läßt sich schwer sagen,
aber die Präsentation dieser Fahne ist tatsächlich absolut spektakulär, wobei man daran auch noch einmal klar wird,
wie riesig die Schüssel des Estadio Centenarios ist, von der der Banner vielleicht gerade einmal ein Viertel umspannt.
Dazu gibt es diverse bengalische Feuer und einiges an Rauch, was wie üblich in Südamerika niemanden weiter kratzt
sowie durchgängigen Support von beiden Seiten, wobei die Gästeseite mit ca. 600 Leuten eher schwach repräsentiert ist.
Vor der Partie hat man sich schon auf beiden Seiten von seiner weniger netten Seite gezeigt, als sich die Fans im Oberrang der Kurve und im Auswärtsblock mit faustgroßen Steinen und Sitzschalen bewerfen, was allerdings aufgrund des
spärlich gefüllten Gästeblocks glimpflich ausgeht. Irgendwann bekommen die Sicherheitskräfte Verstärkung, die sich das zunächst einfach nur anschauen, und es wird eine Kette gebildet, um weiteres Ungemach zu verhindern.
Wenn Stadien für sich in Anspruch nehmen können, historische Spielorte zu sein, dann gilt das sicherlich in besonderem
Maße für das Estadio Centenario, denn immerhin gewann hier das Nationalteam von Uruguay am 30. Juli 1930 mit 4:2 gegen
Argentinien und wurde so vor 68346 Zuschauern der erste Fußball-Weltmeister überhaupt. Die für diese WM gebaute Anlage
verfügte damals sogar über eine Kapazität von ca. 100000 Zuschauern, die jedoch inzwischen deutlich gesenkt wurde und
zwischen ca. 65000 (offizielle Seite des Stadions) und 78000 (diverse andere Quellen) angegeben wird. Es handelt sich um eine hochaufragende Schüssel mit einem auffälligen Turm auf der Gegenseite und einem aufgesetzten überdachten Bereich auf der Haupttribüne. Auffällig ist gerade heute der kaum gesicherte Gästeblock, zu dem hin nur ein paar Zäune aufgebaut sind. Wären die Independiente-Fans heute ernsthaft von drei Seiten angegriffen oder beworfen worden, hätte das Abenteuer Auswärtsspiel für viele von ihnen - darunter einige Frauen und kleine Kinder - sehr böse ausgehen können.
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