Rot-Weiß Merl |
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15.12.2012, Alfred-Engel-Sportanlage, Bezirksliga Mittelrhein 2 |
Die Ansiedlung Merl ist seit 1969 der östlichste der Stadt Meckenheim und war bis dahin eine eigenständige
Gemeinde. Wie die Vereinschronik von Rot-Weiß Merl vermerkt, zog Alfred Engel um die Jahreswende 1927/28
als 223. Bürger in die Stadt Merl. Er versammelte schnell eine Gruppe von Fußballspielern um sich, aus der
deutlich später - nämlich 1946, also nach dem 2. Weltkrieg - der SV Rot-Weiß Merl hevorgehen sollte, dessen
Ehrenvorsitzender Engel werden sollte und für den er inzwischen Namensgeber der Sportanlage ist.
Alfred Engel war es auch, der die Amsel (französisch "Merle")in Anlehnung an den Stadtnamen ins Vereinswappen
aufnahm. Sportlich mußte der Club vor ein paar Jahren eine Talsohle durchschreiten, als man 2005 aus der
Kreisliga B in die C-Liga abstieg, aber seither konnte man nicht nur sofort in die alte Spielklasse zurückkehren,
sondern sofort in die Kreisliga A durchmarschieren und 2010 sogar weiter in die Bezirksliga Mittelrhein, in
deren Staffel 2 Rot-Weiss Merl noch heute unterwegs ist und in einem vorgezogenen Spiel des morgigen 15. Spieltags
auf den Oberkasseler FV aus Bonn trifft. Die Hausherren stehen mit ihren 19 Punkten aus 12 Partien schon jetzt
im Niemandsland der Tabelle und haben als Fünfter zweistellige Abstände sowohl zu einem Aufstiegsplatz als auch
zur Abstiegszone. Weniger gut ist da der heutige Gegner dran, der mit acht Punkten auf dem vorletzten Platz
steht und von daher dringend Punkte benötigt, wenn man nicht in der kommenden Spielzeit in der Kreisliga A
landen will.
Offensichtlich macht man sich bei den Bonner Stadtteilkickern wenig Hoffnung, in einem offenen Schlagabtausch
gegen den SV Rot-Weiß bestehen zu können, denn die Gäste suchen von Beginn an ihr Heil darin, sich vor dem
eigenen Tor einzuigeln und das gegnerische Spiel zu zerstören. Dennoch kommen die Gastgeber in der ersten
Hälfte zu einigen guten Chancen, bei denen dann aber Oberkassels Torhüter Philip Scharmann auf dem Posten ist,
so daß die Seiten mit einem torlosen Spielstand gewechselt werden. Im zweiten Abschnitt bietet sich zunächst einmal
ein unverändertes Bild, bis der SV Rot-Weiß in den letzten 30 Spielminuten das Tempo noch einmal erhöht. In der
72. Minute klappt es dann mit Gewalt, nachdem man mit schönen Spielzügen nicht an Scharmann vorbeikommt: Jan
Leiendecker hält von außerhalb das Strafraums einfach einmal drauf und überrascht damit den Goalie, der seine
Mannschaft vorher mehrmals im Spiel gehalten hat, jetzt aber nicht ganz glücklich aussieht. In der Folge tun
die Gäste mehr für das Spiel, wovon aber eher Rot-Weiß Merl profitiert, das jetzt Platz zum Kontern hat. Zählbares
kommt dabei aber nicht heraus, und so müssen die Gastgeber noch eine Schrecksekunde überstehen, als das Leder kurz
vor Schluß bei der einzigen größeren Chance von Oberkassel an der Querlatte landet. Letztendlich bleibt es
beim sicherlich verdienten 1:0-Erfolg für die Gastgeber.
Rot-Weiss Merl kickt schon seit längerem auf einer nach Alfred Engel benannten Sportanlage, aber der aktuelle
Spielort ist brandneu gebaut worden und konnte im August 2012 eröffnet werden. Der scheinbare Widerspruch löst
sich auf, wenn man erfährt, daß die Gastgeber von einem Rasenplatz im Stadtkern in die Peripherie gezogen sind
und dabei den Namen ihres Sportplatzes mit haben umziehen lassen. Der Bau der neuen Anlage kostete etwa 1,8
Millionen Euro, und das Ergebnis besteht aus einem Kunstrasenplatz mit danebenliegendem Kleinfeldplatz und ein
paar Stehtstufen auf einer Seite. Insgesamt wohl das, was man ein Schmuckkästchen nennt, auch wenn der Platz
letztendlich sehr grau und lieblos rüberkommt - ein wenig Gestaltung in Vereinsfarben oder das eine oder andere
Vereinszeichen könnte da sicherlich helfen! Kurios ist übrigens die Geschichte der anliegenden Straße, die bis
vor kurzem nach dem früheren BKA-Chef Paul Dickkopf
benannt war. Das in Merl ansässige BKA ist aber nicht mehr
sonderlich stolz auf seinen früheren Boss, der nicht nur früherer SS-Mann gewesen war und im Naziregime eine
unrühmliche Rolle gespielt hatte, sondern zusätzlich noch später als Vorsitzender des BKA auf der Gehaltsliste der CIA stand und
Interna aus der Behörde an den US-Geheimdienst weitergab. Das BKA selbst wurde dann auch initiativ und bat
die Gemeinde Merl, die Straße umzubennen - seit dem 25. Juli 2012 trägt sie den Namen des früheren BKA-Vizepräsidenten und
Chefs des Bundesverfassungsschutzes Gerhad Boeden.
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