Beitar Jerusalem vs. Hapoel Bnei Sakhnin 0:0
Beitar Jerusalem

Beitar Jerusalem
vs.
Hapoel Bnei Sakhnin 0:0

Hapoel Bnei Sakhnin




Israelischer Fußballverband
kicker.de
Hintergrundbericht zu Bnei Sakhnin


Letztes Spiel: Maccabi Tel Aviv vs. Hapoel Beer-Sheva 04.04.2005, Ramat Gan, Premier League
Nächstes Spiel:  Fortuna Düsseldorf vs. FC St. Pauli

Ticket
4000 Zuschauer

Mit Beitar Jerusalem und Hapoel Bnei Sakhnin treffen heute zwei Teams aufeinander, die gegensätzlicher Ramat Gan micht sein könnten. Die Anhänger von Beitar gelten als hochgradig rassistisch und haben Chants wie "Tod allen Arabern!" und "Keine Araber, kein Terror!" als bevorzugte Gesänge, womit man sich auch bei vielen anderen jüdischen Fußballfans im Land unbeliebt gemacht hat. Bnei Sakhnin ist ein arabisches Team, das unter israelischer Flagge spielt und mit einer Mischung aus Arabern, Juden und Ausländern antritt. Das aber wird nicht nur gemeinhin als Zeichen der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben der Volksgruppen gewertet, sondern das Team der Gäste hat auch noch den arabischen Publikumsliebling Abbas Souan hervorgebracht, der am vergangenen Samstag den Ausgleichstreffer für die Nationalmannschaft im WM-Qualifikationsspiel gegen Irland erzielt hat. "Wir bleiben lieber zuhause, als mit einem Araber in der Mannschaft" zur WM2006 zu kommen, so hat ein Anhänger von Beitar noch in einem Interview für die heutige Augsabe der Jerusalem Post erklärt, die schon vor einigen Tagen einen bissigen Kommentar zum Rassismus bei Beitar veröffentlich hat und auch diesmal den Supportern des Jerusalemer Teams ohne jedes Verständnis begegnet, ja sie als Sektierer vorführt. Mit seiner Position steht man bei den Fans der Gastgeber jedenfalls tatsächlich ziemlich isoliert dar und spätestens ein Freundschaftsspiel Israels gegen Kroatien in Jerusalems Teddy Kollek Stadion, bei dem es am 9.2. dieses Jahres zu üblen Sprechchören von Beitar-Fans gegen den arabischen Star im eigenen Team kommt, hat die Anhänger aus Jerusalem zu Außenseitern gemacht, über die die meisten nur noch den Kopf schütteln. Sportlich ist das Spiel für Bnei Sakhnin wichtiger, denn das Team steht nur knapp über den Abstiegsplätzen und muß noch punkten, falls man ein drittes Jahr in der Premier League erleben will, während Jerusalem nur eine vage Hoffnung hat, noch auf einen UEFA-Cup-Platz vorstoßen zu können. Für die Beitar-Fans muß aber nach zwei Niederlagen in Folge gegen Bnei Sakhnin, die in dem Jerusalem-Post-Artikel als "Al-Quaida-Brothership" beschimpft werden, unbedingt ein Sieg her.

Nicht unbedingt von Vorteil ist es da natürlich für die Heimmannschaft, daß man diesen Status nur formal Ramat Gan innehat, da gegen Beitar wegen "Fehlverhaltens der Anhänger" eine Platzsperre verhängt worden ist - die Fans haben in einem der letzten Spiele einen Linienrichter mit einem Heißgetränk überschüttet -, so daß man jetzt im Nationalstadion Ramat Gan im Norden von Tel Aviv anzutreten hat. Tatsächlich dauert es länger als eine Viertelstunde, bis es zum erstenmal zu einer Art Torchance kommt, doch der Schuß der Hausherren geht weit über das Tor. Der Gegenzug bringt die bis dahin größte Chance, doch der straffe Schuß Bnei Sakhnins von der Strafraumgrenze trifft den Pfosten. Dann dauert es noch mal 15 Minuten bis zu einer Chance, und nun ist es Beitar, das gefährlich nach vorne kommt, und fast gelingt ein schöner Steilpaß, doch der Angespielte kann den Ball nicht kontrollieren, sondern nur noch in den Torhüter schieben. Kurz darauf jubeln die Gästefans, als ihr Team die vermeintliche Führung erzielt, aber am Ende sind es die Anhänger von Beitar, die feixen, da der Treffer wegen einer Abseitsstellung keine Anerkennung findet. Insgesamt bleibt Jerusalem auch in der zweiten Hälfte das bessere von zwei schlechten Teams, doch Chancen bleiben weiterhin Mangelware. Am Ende trennt man sich mit einem torlosen Remis, das wegen des Alu-Treffers für Hapoel Bnei Sakhnin eher aus Sicht der Gäste etwas unglücklich ist, aber letztendlich entspricht sowohl die Verteilung der Punkte als auch die Torlosigkeit der Partie dem trostlosen Geschehen auf dem Rasen.

Beide Seiten präsentieren ein Intro mit Konfettiwürfen, wobei auf Jerusalems Seite auch einige rote bengalische Feuer und eine große Ramat Gan schwarzweiß beschriebene Fahne eine Rolle spielen. Auf Bnei Sakhnin Seite sind auch ein paar israelische Fahnen zu sehen, die nach dem Intro aber weggepackt werden, so daß jetzt nur noch die rot-weißen Vereinsfarben der Gäste auszumachen sind, die zusätzlich per Gesang und Getrommel eine recht gute Stimmung machen. Zum zweiten Abschnitt forcieren die Fans von Beitar den Support und locken damit auch die Gästefans wieder mehr aus der Reserve. Der nicht des Hebräischen kundige Gast des Spiels erfährt am nächsten Tag aus der Jerusalem Post, daß die Bnei Sakhnin Fans die derben Sprechchöre von Beitar auf ironische Art und Weise gekontert haben, so wurde beispielsweise auf "No Arabs, no Terror!" mit dem angesichts der letzten WM-Qualfikationsspiele - auch der Ausgleich gegen Frankreich wurde von einem Araber erzielt - passenden "No Arabs, no World Cup!" geantwortet, womit man freilich gemessen an den Aussagen von oben wohl wenig Eindruck bei den Fans aus Jerusalem machen kann. Nach der Partie gibt es auf der Gästeseite noch eine etwa viertelstündige Blocksperre, nach Aussage der Ordner zum Schutz der Bnei Sakhnin-Fans, da wohl noch ein paar der gegnerischen Anhänger "zu Besuch" kommen wollen. Tatsächlich ist von der Rückseite des Walles, der die Gegentribüne bildet, über die Mauer des Stadions zu sehen, daß einige Beitar-Fans, die mit offensichtlich unfreundlicher Absicht das Stadion umrundet haben, von berittener Polizei recht rüde durch die Gegend getrieben werden, was von den Bnei-Sakhnin-Anhängern immer mal wieder mit Sprechchören begleitet wird. Als die Tore dann geöffnet werden, hat sich die Lage - zumindest soweit für uns erkennbar - beruhigt und die Gästefans können ohne weitere Zwischenfälle die Anlage verlassen.

Am Stadion Ramat Gan hat sich natürlich seit dem letzten Mittwoch nichts geändert und so kann dieser Abschnitt auf die Information Ramat Gan beschränkt bleiben, daß die Anhänger von Beitar, die wohl etwa drei Viertel der anwesenden Zuschuauer stellen, auf der Haupttribüne untergebracht sind, während die Fans von Bnei Sakhnin Position auf der Gegenseite beziehen. Die schlechten - weil eben viel zu weit entfernten - Plätze in der Kurve bleiben von daher heute völlig ungenutzt. Zur Halbzeit wird übrigens noch mal sehr offensichtlich, daß es sich bei vielen der Gästefans um Moslems handelt, als sich eine größere Gruppe unterhalb der Ränge zum Beten versammelt, was wir jedoch aus Gründen der Diskretion nicht im Foto dokumentiert haben - wir sind davon ausgegangen, daß es vermutlich den meisten Leuten nicht recht wäre, bei einer so privaten Tätigkeit wie einem Gebet fotografiert zu werden.

Ramat Gan
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