|
Fortuna Düsseldorf |
08.04.2005, LTU-Arena, Regionalliga Nord |
Sowohl der FC St. Pauli als auch Fortuna Düsseldorf liegen beim Erreichen der jeweiligen Saisonziele
ganz gut im Rennen, jedenfalls wenn man nicht mit den Vorgaben - Klassenerhalt bei den Fortunen, nichts
mit dem Abstieg zu tun haben bei den Hamburgern - zu tief gestapelt hat. Die Fortuna hat vor dem heutigen
Spieltag allerdings nur zwei Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz, so daß man sich am Rheinufer nicht
in Sicherheit wiegen kann, sondern vielmehr weiterhin auf jeden Punkt angewiesen ist. Dagegen haben sich die
Norddeutschen im neuen Jahr sogar klammheimlich an die Tabellenspitze angepirscht und können langsam wieder
anfangen, zumindest insgeheim mit einem Aufstiegsplatz zu flirten, der eigentlich frühestens für die kommende
Spielzeit ernsthaft angestrebt werden sollte, eine Zeitplanung, die sich übrigens auch die Fortunen vor die
Brust genommen haben. Auf jeden Fall ist der Rückstand der Braun-Weißen auf den Tabellenzweiten auf sieben
Punkte geschrumpft und auch wenn die dort liegenden Kicker vom SC Paderborn 07 ein Spiel in Rückstand sind,
dürfte das wenig genug sein, um die Kiezkicker zumindest bei einem Auswärtssieg in Düsseldorf im Kreis
der ernsthaften Aufstiegsaspiranten begrüßen zu dürfen.
Man kann nur darüber spekulieren, ob das Team der Gäste Angst vor der eigenen Courage hat und angesichts der
Aussicht, vielleicht schon bald ernsthaft mit höheren Zielen konfrontiert zu werden, in Lähmung erstarrt, Fakt
ist jedenfalls, daß die Fortuna fast über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft ist, obwohl auch bei den
Düsseldorfern Defizite vor allem im Bereich Spielaufbau und spielerische Qualität unübersehbar sind. Nach 22
Minuten heißt es 1:0 für die Hausherren, sieben Minuten später erhöht man auf 2:0 und damit ist die Geschichte
der ersten Hälfte bereits erzählt. Nach der Pause scheint sich zunächst so etwas wie ein Aufbäumen der Gäste
anzukündigen, aber von langer Dauer ist der Widerstand von St. Pauli nicht, so daß schnell wieder alles so ist
wie zuvor. Daß die Vorentscheidung nicht früher fällt, hat man sich bei Fortuna größtenteils selbst zuzuschreiben,
da man allzu verschwenderisch mit seinen Chancen umgeht, was seinen Höhepunkt findet, als ein 3:1-Durchbruch
unnütz vertändelt wird, statt den tödlichen Querpaß zu spielen. Die Hamburger können jedoch aus diesen
Unterlassungsgeschenken keinen Vorteil ziehen und tun selbst viel zu wenig für das Spiel und so heißt es heute
nicht "vergebene Chancen rächen sich" sondern "aufgeschoben ist nicht aufgehoben", denn acht Minuten vor Schluß
fällt dann doch noch unter freundlicher Assistenz des Innenpfostens das 3:0 für die Hausherren, die sich Richtung
Mittelfeld absetzen, während der Höhenflug des FC St. Pauli zumindest erst mal gestoppt ist.
Beide Seiten liefern ein Standardintro ab, bei dem es Schwenkfahnen und Schals zu bewundern gibt, wobei auf Seite
der Gäste noch mit zahlreichen Wunderkerzen für stimmungsvolle Atmosphäre gesorgt wird. Ebenso haben beide Fangruppen
ihren Bereich mit diversen Bannern geschmückt, wobei auf St. Pauli Seite zumindest der Fanlub "No Tengo Idea" seine
Fahne wohl heute mal nicht aufgehängt haben würde, hätte man vorher geahnt, daß sich die Mannschaft der Hamburger
den Namen als Motto für das heutige Spiel zu Herzen nehmen würde. Im weiteren wird durchaus ansprechend per Sprechchor
supportet, was besonders angesichts des Geschehens auf dem Rasen bemerkenswert bleibt, wobei es den Fortuna-Fans zumindest
aufgrund der Tore etwas leichter fallen dürfte, gute Miene zum schlechten Spiel zu machen. Insgesamt kann man über fast
die gesamte Spielzeit von zumindest überdurchschnittlicher Stimmung auf beiden Seiten sprechen, auch wenn es zu keinem
Zeitpunkt wirklich überschäumend oder herausragend wäre, aber das wäre wohl auch etwas zu viel verlangt.
Zur LTU-Arena haben wir uns bei groundhopping.de ja bereits anläßlich des sogenannten "Soft Openings" der Anlage gegen Union
Berlin geäußert und das meiste dort Gesagte ist immer noch gültig. Die bunten Sitze lassen den Bezug zur Fortuna vermissen, und
auch wenn die Halle als Multifunktionsarena gedacht ist, wären hier sicherlich ein paar Bezugspunkte durch Vereinszeichen oder entsprechende Schriftzüge möglich gewesen, wie es sie in anderen derartigen Bauten ja auch gibt. Immerhin ist die Lücke hinter
dem Tor, die damals angemosert wurde, inzwischen wirklich durch ein portables "Flickstück" geschlossen worden, so daß jetzt
die Fortuna-Fans direkt hinter einem Tor Aufstellung beziehen können. Bleibt die Frage, wozu dieser Bau nötig war, denn das alte
Rheinstadion war ja durchaus ansehnlich, wenn auch nicht unbedingt hochmodern. Wenn sich die LTU-Arena, die beim Soft Opening übrigens noch ohne Sponsorennamen dagestanden hatte, finanziell trägt, werden wohl die Fragen nach dem Warum nach und nach leiser werden, aber
ob sie das kann, muß sich erst noch zeigen. Bislang jedenfalls heißt es, daß es neben den Fußballern, die hier nur wenige Spiele ausrichten, und den American Footballern von Rheinfire wenig Interesse an der Halle gibt und erste Gerüchte besagen schon jetzt, daß den Betreibern zunehmend die Luft ausginge. Haltlose Spekulation oder nach außen gesickerte Insiderinformation? Die Zukunft wird es an den Tag bringen...
|