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Hull City FC |
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29.12.2004, KC Stadium, League 1 |
Die heutigen Konrahenten von Hull City und den Doncaster Rovers haben bereits im Vorjahr gegeneinander
gespielt, was insofern erwähnenswert ist, daß das eine Klasse tiefer war und man zum Saisonende Seite an
Seite in die League 1 aufstieg, also den Sprung von die Viert- in die Drittklassigkeit schaffte. Die Rovers
hatten mit 92 Punkten die Ligameisterschaft errungen und damit einen glatten Durchmarsch geschafft, denn erst
im Vorjahr war die finsterste Phase ihrer Vereinsgeschichte vorbei gegangen, die 1997 mit dem Abstieg in die
Football Conference begonnen hatte und den Club haarscharf an der Pleite vorbeigeführt hatte und ihm zwischendurch
einen handfesten Skandal beschert hatte, als der damalige Präsident Keith Richardson zu Gefängnis verurteilt
wurde, weil ihm eine Brandstiftung am eigenen Stadion nachgewiesen worden war. Hull hatte ebenfalls eine
nicht allzugute Zeit hinter sich, auch wenn man nicht so tief hinabmußte wie der Rivale und 'nur' seit dem
Abstieg in die Viertklassigkeit von 1996 viele Jahr im Mittelmaß der 3rd Divison - wie die League 2 früher
hieß - verbracht hatte. Im aktuellen Spieljahr sind die Tiger, wie Hull City bereits seit Anfang des letzten Jahrhunderts
wegen der orange-schwarzen Spielkleidung genannt wurde, möglicherweise auf dem Weg zum zweiten Aufstieg in Folge,
während Doncaster einen Mittelfeldplatz einnimmt und sich wohl keine Sorgen um den Klassenerhalt machen muß, dafür
aber vielleicht bei fünf Punkten Rückstand sogar noch auf einen Playoff-Platz Richtung Championship hoffen kann.
Hull ist in der Anfangsphase überlegen, braucht aber bis zur 15. Minute, bevor es zur ersten größeren
Chance kommt, als ein Schuß aus kurzer Distanz das Tor knapp verfehlt. Fünf Minuten später macht man es dann besser: Danny Alsopp taucht nach Diagonalpaß frei vorm Tor auf und schließt zum 1:0 für die Tiger ab. Drei weitere gute Chancen für Hull City führen nicht zu Toren und denen trauert man bei Halbzeit in der Kabine der Hausherren sicherlich nach, denn in der letzten der drei Minuten Nachspielzeit muß man noch den Ausgleich hinnehmen, als David Mulligan einen Freistoß aus sicherlich 25 Metern Entfernung in die Maschen jagt. Im zweiten Abschnitt zeigt Hull deutlich, daß man sich nicht mit einem Punkt zufrieden geben will und bestürmt das Tor der Rovers, denen die Offensive der Hausherren freilich immer mal wieder Kontermöglichkeiten eröffnet, so daß man jetzt von einem offenen Schlagabtausch sprechen kann und die bis dahin größte Chance aus Halbzeit zwei haben dann auch die Gäste, als ein Distanzschuß in der 65. Minute das City-Tor nur um Zentimeter verfehlt. Am Ende helfen die Doncaster Rovers dann aber tüchtig mit, die eigene Niederlage zu besiegeln und liefern Hull mit einem dummen Ballverlust im Mittelfeld die Chance zum 2:1 auf dem sprichwörtlich goldenen Tablett - ein Durchbruch von zwei Feldspielern nur gegen den Torwart kann eigentlich nur mit einem Tor enden und zumindest diesmal klappt das auch, obwohl der ballführende Spieler Stuart Elliot den Ball nicht quer schiebt, sondern die eigentlich schwerere Variante wählt, den Treffer selbst per Schuß ins kurze Eck zu erzielen. Sieben Minuten - inklusive der drei Minuten Nachspielzeit - bleiben den Gästen nach dem Rückstand zum Ausgleich und die Rovers werfen noch mal alles nach vorne. Dabei kommt es zwar zweimal noch zu recht chaotischen Szenen im Strafraum von Hull City, aber irgendwie bringt man immer noch einen Körperteil dazwischen und so wird ein spannendes Spiel mit einer durchaus dramatischen Schlußphase gekrönt, nach der die Kicker der Hausherren den Platz als strahlende Sieger verlassen dürfen.
Bereits beim Verlesen der Mannschaftsaufstellungen wird es richtig laut im KC Stadium, wobei alleine der
Teamname des Gegners laute Buhrufe hervorruft. Danach gibt es recht lauten Support im ganzen Ground, was besonders auch für den Gästebereich gilt. Zwischendurch gibt es auch mal etwas ruhigere Phasen, aber es kommt immer wieder zu Sprechchören, die mal bei den Anhängern der Hausherren, mal bei denen der Gäste gestartet werden und nicht von der anderen Seite unbeantwortet bleiben. Insgesamt geben die Anhänger der Doncaster Rovers dabei das etwas bessere Bild ab und besonders ist man natürlich nach dem Ausgleichstreffer obenauf, als man den City-Fans auch gleich "You're not singing anymore" ins Gebetbuch schreibt. Im zweiten Abschnitt steigt die Qualität des ohnehin für englische Verhältnisse guten Supports weiter an - synchron zur Qualitätssteigerung des Spiels - und besonders in den Schlußminuten geht es noch mal auf beiden Seiten hoch her, was nicht nur durch den späten Siegtreffer von Hull ausgelöst wird, sondern auch durch eine Szene fünf Minuten früher, bei der es zu einem Gerangel zwischen zwei Spielern kommt, die beide die rote Karte zu sehen bekommen, was vor allem bei den Heimfans wütende Proteste hervorruft, hat man doch die Schuld alleine bei Doncasters Jermaine McSporran gesehen und hat so wenig Verständnis dafür, daß auch der eigene Mann Nick Barmby in die Kabine geschickt wird.
Das KC Stadium (KC steht übrigens für 'Kingston Communications') gehört zu den Neubauten im englischen Fußball und ist seit Ende 2002 in
Betrieb, als Hull City den seit 1946 genutzen Boothferry Park verlassen hat. Es ist von außen abgerundet und hat vor allem dadurch eine individuelle Note, daß es unsymmetrisch ist, denn die eine Längsseite - der West Stand - verfügt über einen aufgesetzten zweiten Rang und ist so gegenüber dem Rest der Anlage inklusive dem gegenüberliegenden East Stand überhöht. Die beiden Hintertortribünen im Süden und Norden verfügen über Aufschriften HULL in Weiß und Orange auf schwarzem Grund, der East Stand ist mit einer weißen Krone verziert und auf dem West Stand ist zweimal das Logo des namensgebenden Sponsors der Anlage zu sehen. Die Komplett-Überdachung, die sich übrigens größtenteils selbst trägt und nur auf der überhöhten Seite eine zusätzliche von oben zugreifende Trägerkonstruktion nötig hat, läßt natürlich keinen Platz für Flutlichtmasten, aber auf der flacheren Seite sind die Strahler doch in zwei Blöcken konzentriert, die in den Ecken auf das Dach selbst aufgesetzt sind. Es gibt übrigens Pläne, auch die Gegenseite des KC Stadiums, das sich Hull City übrigens mit dem Rugby Team Hull RLFC teilt, mit einem zweiten Rang zu versehen - damit wäre die Anlage dann wohl wieder symmetrisch -, wenn das nötig werden sollte. Schwer zu sagen, ob der Aufstieg in die Championship reichen würde, um diese Maßnahme auszulösen, aber vermutlich würde sie erst wirklich notwendig werden, wenn die Tigers bis in die Premier League aufsteigen würden.
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