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VfL 93 Hamburg |
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20.08.2006, Borgweg-Stadion, Oberliga Nord |
Obwohl ein Jahr vor der offiziellen Eingemeindung zu der Hansestadt 1893 noch im als unabhängige Vorstadt
geführten Winterhude gegründet, führte der heutige VfL 93 schon damals als Freie Turnerschaft Hamburg den Namen der großen Nachbarstadt. Nach diversen Umbenennungen - zwischendurch ging man auch mal als Arbeiterschlagverein Unermüdet Hamburg ans Werk - kam man 1926 zu seinem heutigen Namen. 1992 kam mit
dem Aufstieg in die damals drittklassige Oberliga Nord der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Bis 1998 blieben die Winterhuder drittklassig - inzwischen unter der Flagge der Regionalliga Nord, bevor man aus finanziellen Gründen freiwillig in die Verbandsliga wechselte. Aus der stieg der VfL zunächst sogar ab, doch es folgte der direkte Wiederaufstieg und jetzt steht das Team nach fünf weiteren Jahren in der 5. Liga wieder in der Oberliga Nord, wo man es am heutigen Tag mit dem VfR Neumünster zu tun bekommt. Die Holsteiner haben in den 50er und 60er Jahren ebenfalls in einer Oberliga gespielt, die damals freilich noch die höchste deutsche Spielklasse war, verpaßten aber 1963 die Qualifikation zur Bundesliga und stiegen auch bald aus der darunter liegenden Regionalliga Nord ab. 2002/2003 schaffte Neumünster sensationell den Aufstieg in die Regionalliga Nord - mittlerweile bekanntlich Level 3 -, als man nach einer 1:2-Heimniederlage gegen Kickers Emden das Rückspiel mit 3:2 gewinnen konnte und den Emdern die schon fertig organisierte Aufstiegsparty von der Tagesordnung strich. Mit Regionalligafußball hat sich der VfR dann aber doch übernommen und am Ende der Spielzeit waren die Lila-Weißen nicht nur sportlich abgestiegen, sondern auch finanziell schwer angeschlagen. Immerhin konnte man in der Saison 2005/2006 am letzten Spieltag mit einem Sieg über den Nachwuchs des FC St. Pauli den Verbleib in der Oberliga sicherstellen.
Die Gäste stürmten am ersten Spieltag mit einem 4:0 gegen Arminia Hannover auf den zweiten Tabellenplatz,
während der VfL 93 bei der 0:2-Niederlage beim ASV Bergedorf feststellen mußte, daß die sprichwörtlichen Trauben in der neuen
Spielklasse hoch hängen. Die heutige Partie ist doppelt wichtig, denn die Teams sehen sich als Konkurrenten im Abstiegskampf und benötigen somit dringend die Zähler aus dem direkten Vergleich. Das Spiel selbst findet dann auch auf nicht allzuhohem Niveau statt, wird allerdings zunächst deutlich von den Gästen dominiert. Nach dem Treffer zum 0:1 zieht sich der VfR weit in die Defensive zurück und begnügt sich damit, den Vorsprung zu verteidigen. Dabei kommt es zwar immer mal wieder zu Chancen für den VfL 93, aber sehr zwingend sieht das alles nicht aus und am Ende steht das Team aus Winterhude mit leeren Händen da und hat nur eine Erkenntnis gewonnen, nämlich die, daß man einen sehr schweren Weg zu gehen haben wird, wenn man den erhofften Klassenerhalt erreichen will.
Angesichts der insgesamt 350 Zuschauer der Partie kommt der Besuch von ca. 100 Anhängern aus Neumünster am Borgweg fast einer Invasion gleich,
aber die Gästefans präsentieren sich durchweg als friedlich und sangesfreudig. Nach dem Intro mit einigen Schwenkfahnen - darunter zwei richtig große Exemplare - und Doppelhaltern sorgt man durchweg für Support für sein Team, nicht ohne sich nicht auch um den Gegner zu kümmern und zum Beispiel einem direkt vor den Gästen einwerfenden Kicker des VfL ins Gebetbuch zu schreiben "Du hast die Haare schön!". Ab und zu melden sich dann auch mal die Heimfans zu Wort, deren aktiverer Teil sich ein paar Meter neben den Gästen hinter dem Tor aufgebaut hat, wobei man allerdings schon genau hinhören muß, um die Anfeuerungen auseinanderzuhalten und man sich Dialoge in der Art von "Hast Du etwa gerade VfR gesungen?" - "Nein, das hieß VfL - ich gehör doch zu Euch!" oder umgekehrt vorstellen mag.
Das Borgweg-Stadion gehört zu der eher tristen Sorte von Spielstätten, was sowohl im Ligavergleich gilt wie auch innerhalb von Hamburg,
wo klassentiefere Vereine wie Union 03, Concordia oder Victoria in deutlich besser ausgebauten Anlagen spielen. Zwei Stufen auf einer Längsseite, eine Stufe gegenüber und ein kleiner Bereich mit zwei Stufen hinter dem einen Tor - damit hat man den Ausbau der Anlage schon komplett durch und man fragt sich schon, wie es hier vor 2001 ausgesehen haben mag, vor dem damaligen Rückbau des Borgweg-Stadion soll hier immerhin Platz für 8000 Zuschauer gewesen sein! Heute geht man von einer Kapazität von 3500 Zuschauern aus, sollte es aber wirklich zu einem solchen Besuch kommen, werden bestimmt 1500 - 2000 davon hauptsächlich die Rücken ihrer Vorderleute studieren. Insgesamt scheint die Infrastruktur beim VfL 93 Hamburg der Ligazughörigkeit noch etwas hinterherzuhinken, denn auch der Internet-Auftritt des Teams genügt ohne aktuellen Bereich den Anforderungen der Oberliga kaum, ebenso, wie handbeschriebene Spielankündigungsplakate einen Hauch von Dorffußball verbreiten.
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