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Jeanne d'Arc de Drancy |
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Französischer Fußballverband F.F.F. Football Professionnel Français l'Equipe |
wikipedia |
08.01.2012, Stade Charles Sage, Coupe de France |
Joanne d'Arc de Drancy ist ein Fußballverein, der 1902 in der Gemeinde Drancy im Nordosten der französischen
Hauptstadt gegründet wurde - jener Stadt, die später zu zweifelhafter Bekannschaft kommen sollte, weil hier von 1941 bis 1944
ein Sammellager eingerichtet wurde, von dem der Großteil der französischen Juden und Roma in die nationalsozialistischen
Vernichtungslager deportiert wurde. An dieses Kapitel der Geschichte von Drancy erinnert mittlerweile nur noch ein
Denkmal von Shlomo Selinger. Ansonsten ist es wieder zu dem beschaulichen Städtchen geworden, das es vorher gewesen war.
Seit Beginn dieses Jahrtausends hat JA Drancy, wie man sich gerne abkürzt, den Marsch durch das französische Ligasystem
gestartet: 2003 kickte man noch in der Ligue d'Excellence auf Level 10, danach ist man über die Ligue d'Promotion, die
Division d'Honneur Régionale, die Division Supérieure Régionale, die Division d'Honneur und die CFA2, aus der man
zwischenzeitlich einmal sogar wieder abgestiegen ist, bis in der CFA aufgestiegen, also auf Level 4 angekommen, so daß
die Gastgeber zum Studium der französischen Ligapyramide genutzt werden können... Auch im Pokal machte man von sich
reden, als Drancy im letzten Jahr auswärts den Zweitligisten Boulougne aus dem Wettbewerb eliminierte und erst im
Achtelfinale gegen den OSC Nice scheiterten. Diesmal geht es in der Runde der letzten 64 gegen den Racing Club du Strasbourg, der nicht nur erstklassig war, als Drancy aus der 10. Liga aufstieg, sondern noch in der Spielzeit 2007/08
in der Ligue 1 kickte. Danach folgte ein rasanter Absturz, der im letzten Jahr mit sportlichem Abstieg aus der Ligue National und Pleite seinen Höhepunkt fand. Es war lange nicht klar, ob man die Krise überhaupt überstehen würde,
erlangte dann aber die Zulassung zur CFA 2, so daß man sich dem heutigen Spiel als das klassenniedrigere der
beiden Teams stellen muß.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde sieht es gar nicht danach aus, als könne Drancy im zweiten Jahr in Folge
in die Runde der letzten 32 einziehen. Zum einen ist es eindeutig Racing Strasbourg, das auch in der Tabelle der Staffel
C der CFA2 in der Spitzengruppe steht und zumindest für die aktuellen Ligen gut aufgestellt zu sein scheint, das das Spiel bestimmnt.
Zum anderen wirkt sich das schließlich auch auf den Spielstand aus, als zunächst Gauthier Pinaud
mit einem schönen Schuß
aus Seitenlage tritt und nur vier Minuten später Benjamin Genghini das Leder schön vom Strafraum aus im rechten Eck des
Tors von Drancy unterbringt. In der Halbzeitpause sieht es also so aus, als stehe nur noch der Höhe des Sieges der
Elsässer in Frage, aber im zweiten Abschnitt geht es anders herum, es fallen zwei genausoschnelle Treffer für
die Hausherren, für die Alassane Diomandé und Amath André Diedhiou ebenfalls innerhalb von vier Minuten für den
Ausgleich sorgen. Es folgt ein offenes Spiel, das nach dem späten 2:3 durch David Ledy einmal mehr für Strasbourg
entschieden scheint, aber auch diesmal kann sich Drancy wehren und in der zweiten Minute der Nachspielzeit durch
Loïc Ghili ausgleichen. In der Verlängerung passiert nichts mehr, so daß das Elfmeterschießen entscheiden muß und
hier ist es Jeanne d'Arc Drancy, das viermal souverän trifft, während Strasbourg zwei von vier
Elfmetern im gegnerischen Tor unterbringt und so trotz der zweimaligen Führung im Pokalwettbewerb
die Segel streichen muß.
Am Eingang werden Klatschballons in den Vereinsfarben blau und weiß an die Zuschauer verteilt, die
während der Partie dauernd zum Einsatz kommen, während von Seiten Drancys auch so immer einmal
wieder supportet wird, wobei ein älterer Herr in einer Art 'Kuttenstola' wiederholt die Aufgabe
des Anstimmens von Sprechchören übernimmt und die anderen Besucher auf der Haupttribüne mit Gesten
zum Mitmachen animiert. Die Gästefans sind in für einen CFA2-Club sehr hoher Zahl nach Drancy gekommen
und zeigen so, daß man in Strasbourg weiter zum RC steht. Am Ende der Partie ist man bei den Hausherren
völlig aus dem Häuschen und feiert, daß man im Pokalwettbewerb verbleibt, wo Drancy
gegen ein weiteres CFA2-Team - auswärts in Limoges - die Favoritenrolle innehaben wird.
Das Stade Charles Sage wird durch einen auffälligen Eingangsbereich betreten, dessen Wetterschutz selbst
ein bißchen wie eine Tribünenüberdachung aussieht. Auf einer Längsseite des Spielfeldes findet sich dann
noch eine richtige Tribüne, die leicht erhöht gebaut ist, mit gelben und blauen Sitzschalen der flachen
Art - also ohne Rückenlehnen - ausgerüstet ist und tatsächlich auch eine Überdachung zu bieten hat. Der
Rest des Stadions ist prinzipiell ebenerdig begehbar, wobei heute ein Hintertorbereich als Gästeblock
genutzt wird. Im anderen Hintertorbereich gibt es diverse zurechtgestutzte Hecken, die dem Stadioninneren
zumindest in Teilen etwas von einem Stadtpark verleihen. Insgesamt ist das Stade Charles eine wirklich
sehenswerte Anlage und gliedert sich somit in die lange Reihe der Spielstätten ein, die kleinen Vereinen
in und um Paris einen Heimat bieten und in vielen Fällen wie hier zumindest eine Tribüne zu bieten haben.
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