|
FC Zlín |
|
Tschechischer Fußballverband |
|
24.04.2004, Letná, Gambrinus Liga |
Der FC Zlín fiebert der Restsaison ganz besonders entgegen, hat man doch beim Tabellensechsten der Tschechischen
Gambrinus Liga die Chance gewittert, sich für einen europäischen Vereinswettbewerb zu qualifizieren. Der Cup, auf den
Aussichten bestehen, ist freilich nicht der UEFA-Pokal oder gar die Champions League sondern der UI-Cup, der nicht jedem
kleinen dicken Brasilianer zwischen Bremen und Gelsenkirchen behagen mag, andernorts aber offensichtlich doch positive
Emotionen zu wecken weiß. Am heutigen Spieltag sind drei Punkte gefragt, wenn der FC - offiziell übrigens zur Zeit auf den
Namen FC Tescoma Zlín hört (der Sponsor ist nach eigener Darstellung "a Czech manufacturer, distributor and seller of kitchen utensils"). Nach drei Jahren Erstklassigkeit von 1993 bis 1996 unter dem Namen FC Zvit sind die Fußballer aus Zlín seit 2002 wieder in der Eliteliga, wobei sich bei genauerer Betrachtung herausstellt, daß man doch zu Zeiten der Tschechoslowakei erste Erfolge hatte erringen können. Der TJ Gottwaldov - auf diesen Namen hörte Zlín nämlich in dieser Aera - war zwar nur von 1969 bis 1971 erklassig, sahnte aber in dieser Zeit gleich einmal den Pokal der CSSR ab und schied im Europapokal der Pokalsieger nur wegen der Auswärtstorregelung mit 2:1 und 0:1 gegen den PSV Eindhoven aus. Einen Pokalsieg konnte auch der FK Jablonec erringen, allerdings erst im Jahr 1998 und somit nach der Eigenständigkeit der Tschechischen Republik. Immerhin konnte man so am historisch letzten Europapokal der Pokalsieger teilnehmen, wo es jedoch bereits in der ersten Runde das Aus gegen den zypriotischen Vertreter Apollon Lemesós gab, wenn auch erst im Elfmeterschießen.
Die Hausherren zeigen sich sofort entsprechend motiviert in dem Duell der beiden eher als grauen Mäuse empfundenen Teams den
notwendigen Sieg zu erringen, was sich bereits in der ersten Spielminute in einem fulminanten Schuß aufs Tor des FK Jablonec äußert, der jedoch am Pfosten landet - zu halten hätte es hier mit Sicherheit nichts gegeben. Danach verflacht die Partie ein wenig, die Vorteile bleiben allerdings klar auf der Seite der Hausherren. Da sich deren Bemühungen jedoch kaum noch in klare Torchancen umsetzen lassen, kommen spätestens beim Halbzeitstand von 0:0 Zweifel auf, ob des dem FC Zlín heute noch gelingen wird, ein Tor zu schießen. Das klappt dann bis zum Ende der Partie tatsächlich nicht, doch für einen 2:0-Erfolg reicht es am Ende doch, denn zweimal zeigen sich die Kicker von Zlín als kopfballgefährlich. Zunächst fällt in der 60. Minute das 1:0 durch einen Kopfball nach einer Flanke von rechts und eine gute Viertelstunde späer hält dann wieder ein Spieler der Hausherren den Kopf hin, um auf den Endstand zu erhöhen. Am Ende haben die Zuschauer keine wirklich mitreißende Partie gesehen, aber auf jeden Fall eine unterhaltsame und eine die nach ihrem Geschmack ausgegangen ist.
Das scheint wirklich für so ziemlich alle der anwesenden Zuschauer zu gelten, befindet sich doch im Gästeblock nichts als
gähnende Leere und auch so ist kein Anhänger des FK Jablonec auszumachen. Dafür zeigen sich die Fans der Hausherren umso aktiver, wobei der Hauptfanblock im rechten Bereich einer Hintertortribüne zu finden ist. Von hier aus gibt es immer wieder Sprechchöre zu hören und am Anfang gibt es eine kleine Choreographie mit einem Spruchband, auf dem etwas mit Europa steht - auch bei den Anhängern freut man sich also auf den mutmaßlich anstehenden Intertoto-Cup. Dazu zeigt man mehrmals ganz nett anzusehende Pyroshows, die allerdings, sollten sie auch bei den Europapokalspielen geboten werden, auf wenig Gegenliebe seitens der UEFA stoßen dürften. Zum Intro der zweiten Halbzeit zeigt man weiße bengalische Feuer über die gesamte Breite des Hintertorbereiches, nach dem ersten Tor für die Hausherren noch mal über die Breite des eigentlichen Fanblocks und später gibt es noch mal rote Bengalfackeln über die komplette Breite von Hintertor- und Gegenseite sowie eine kleine Einlage mit recht eigentümlichen Pyroartikeln, die mit einer Art weißem Blinklicht runterbrennen. Insgesamt muß man den Anhängern von Zlín also einen recht spektakulären Support attestieren, allerdings wie schon erwähnt einen, der bei internationalen Wettbewerben schnell zu Sanktionen gegen den FC führen könnte. Negativ zu erwähnen ist in bezug auf die Stimmung allerdings noch die vom Stadion-DJ offensichtlich vom Eishockey adoptierte Angewohnheit, jede Spiel-Unterbrechung mit Musik von Konserve zuzukleistern.
Das Stadion Letná verfügt über einen reinen Fußballplatz mit komplett blauer Bestuhlung und vier
unterschiedlichen Tribünen, von denen zwei - je eine hinter einem Tor und auf einer Längsseite - über Überdachungen verfügen. Die Hintertortribüne ist die deutlich kleinere der beiden überdachten Seiten, was allerdings vor allem daran liegt, daß die Seitentribüne hochgesetzt ist, während die hinter dem Tor bis zum Boden geht - die Zahl der Sitzreihen ist nämlich in beiden Fällen elf. Damit befindet sich die Tribüne mit den meisten Reihen hinter dem Tor gegenüber, denn da sind gleich 17 davon vorhanden, die allerdings sehr dicht beisammen sind - offensichtlich hat man alte Stehstufen einfach dicht an dich mit Plastikschalen versehen. Hier ist der wie gesagt heute verwaiste Gästeblock abgeteilt, wobei man hier nur jede zweite der Reihen mit Sitzen versehen hat - warum auch immer. Der schwächste Ausbau ist von der verbleibenden Längsseite zu vermelden, wo es nur eine Stahlrohrkonstruktion mit vier Sitzreihen gibt. Erwähnenswert ist jedenfalls noch, daß in eine Diagonale ein recht hohes Gebäude gesetzt ist, das unter anderem die Geschäftsstelle des FC Zlín und diverse Läden beherbergt, zum Spielfeld hin auber auch über ein paar offensichtlich als VIP-Bereiche genutzte Balkone verfügt. Damit fehlt in dieser Ecke der Platz für einen Flutlichtmast, so daß die Anlage mit dreien davon auskommen muß, die über die anderen Ecken verteilt sind. In der Diagonale zwischen den beiden offenen Tribünen ist dann noch Platz für eine kleine Anzeigetafel.
|