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Torpedo Zhodino |
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Weißrussischer Fußballverband pressball.by Beloruski Futbol |
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16.10.2005, Stadion Torpedo, Chempionat Belarussi |
Bis zum Jahr 1992 war Weißrußland ein Teil der Sowjetunion und man spielte innerhalb dieses Riesenstaats
eine Regionalmeisterschaft aus. Seither sind Land und Liga unabhängig und es wird eine eigenene Meisterschaft
ausgetragen, die meist von Dynamo Minsk dominiert wurde. Im letzten Jahr schafften es die Hauptstädter mach einer
längeren Durststrecke wieder mal, den Titel zu holen, in der aktuellen Spielzeit aber geht es für sie vier Spieltag vor Schluß
nur noch um Platz zwei und die UEFA-Cup-Teilnahme, wobei die heutigen Hausherren von Torpedo Zhodino der härteste Konkurrent
von Dynamo sind, deren eigenes Spiel gegen Bate Borisow auf den 23.10. verschoben ist. So heißt es heute für Torpedo,
den Kleinstadtverein aus dem gut 70 Kilometer nordöstlich von Minsk gelegenen Zhodino, vorzulegen, wobei der Gegner
vom FK Gomel jenseits von Gut und Böse steht und weder mit den Europapokalrängen noch mit dem Abstand etwas zu tun
hat. Die Gäste konnten einmal - im Jahr 2003 - selbst die Meisterschaft erringen und sind damals in der Qualifikation
zur Champions League gegen den FK Tirana ausgeschieden, sind aber danach wieder im Mittelfeld versunken. Experimentiert wird
übrigens in Weißrußland mit dem Format der Liga - man hat die Zahl der teilnehmenden Teams mehrmals zwischen 16 und 14 geändert
und so ist auch zur laufenden Saison wieder mal zu der kleineren Zahl von Teams gewechselt worden.
Es geht alles ganz schnell, denn bereits der erste Angriff von Torpedo Zhodino bringt das 1:0, als man eine Unachtsamkeit der
Gäste nutzen kann und den Ball aus kurzer Distanz hoch im Netz unterbringt. In der Folge bleiben die Hausherren hoch überlegen
und nach 15 Minuten muß sich der Torhüter der Gäste schon sehr strecken, um das Leder mit einer Faust zur einer Ecke zu klären,
die ihrerseits fast direkt verwandelt wird. In der Folge wird das Spiel dann aber immer schlechter, was wohl nicht zuletzt an
den äußeren Bedingungen liegt, denn zusätzlich zu den ungemütlichen Temperaturen um fünf Grad hat sich jetzt auch noch Regen
eingestellt, der sich zwischendurch sogar zu einem Hagelschauer auswächst. In der zweiten Hälfte läßt sich dann auch mal wieder
die Sonne sehen, aber das wirkt sich nicht positiv auf das Spielgeschehen aus, von dem es nicht mehr viel Erwähnenswertes zu berichten gibt, aber aus Sicht der Hausherren ist es sicher am wichtigsten, drei Punkte einzufahren und damit Dynamo Minsk auf den Fersen zu
bleiben und das gelingt schließlich auch.
Gästefans sind nicht zu sehen, dafür haben sich aber einige Heimfans eingefunden, die ein paar Schwenkfahnen dabei haben und
zusätzlich eine Blockfahne mit Vereinszeichen neben sich anbringen. Es gibt immer mal wieder Sprechchöre für die Hausherren, außerdem
unterstützt man sein Team mit Getrommel, das mit den dargebotenen Samba-Rhythmen manchmal fast einen brasilianischen Eindruck macht,
der nicht ganz mit den Wetterkapriolen konform geht. Seltsames tut sich übrigens zur Halbzeit, als es vor dem Tor des Stadions zu
recht heftigen Auseinandersetzungen kommt, bei denen diverse Herrschaften aufeinander einschlagen und -treten und auch die Polizei
eingreift, was übrigens auf der Haupttribüne für Gelächter sorgt. Wer sich an diesen Schlägereien beteiligt hat - die Heimfans dürften dabei gewesen sein, denn man kann das Stadion verlassen und wieder betreten - bleibt angesichts des Fehlens von Gästeanhängern allerdings völlig undurchsichtig ebenso wie die Ursache dieses Geschehens.
Die beiden Längsseiten des Stadions Torpedo sind mit unüberdachten Tribünen ausgebaut, wobei allerdings nur eine benutzt werden kann,
die mit gelben und blauen Sitzschalen ausgestattet sind, die auf jeweils einer Tribünenhälft den Schriftzug "BELAZ" mit lateinischen und
kyrillischen Buchstaben ergeben - diese Aufschrift ziert (in kyrillisch) übrigens auch das Eingangstor zum Stadion. Das Gegenstück auf der anderen Seite ist völlig heruntergekommen und es sind nur noch Rest der Bänke
zu sehen, die hier mal für Sitzgelegenheiten gesorgt haben. Daß man hieran zumindest kurzfristig nichts ändern möchte, wird wohl schon daran klar, daß man eine kleine "Alternativ-Gegenseite" aus fünf zusätzlichen Sitzreihen zwischen diese Tribüne und das Spielfeld gesetzt hat. Ein Flutlicht gibt es übrigens nicht im Stadion Torpedo, wenn man von ein paar Straßenlaternen absieht, die oben an der
verfallenen Tribüne untergebracht sind. Dafür ist eine Anzeigetafel vorhanden, die in einer Kurve untergebracht ist, die wie auch der
andere Hintertorbereich ebenerdig begehbar ist - allerdings in der einfach denkbarsten Variante, bei der das Ergebnis mit Stecktafeln dargestellt wird. Nach außen ist das Stadion übrigens durch die Sperrzäune gut einsehbar, was einige Zaungäste nutzen, um sich das Eintrittsgeld von 3000 weißrussischen Rubeln (umgerechnet etwa 1,30 ) zu sparen.
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