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Ukraine |
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23.06.2006, WM-Stadion Berlin / Olympiastadion, FIFA WM 2006 |
Im WM-Stadion Berlin - dem Berliner Olympiastadion - treffen heute zwei Teams aufeinander, von denen beide noch die Chance
haben, ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 einzuziehen. Von vielen als Geheimfavorit betrachtet, ist die Ukraine
zum Turnierstart von Spanien böse abgewatscht worden, konnte sich aber ihrerseits deutlich gegen Saudi Arabien durchsetzten und kann heute aus eigener Kraft das Ticket für die nächste Runde buchen, wenn man gegen Tunesien gewinnt, auch ein Remis würde reichen, sollte Saudi Arabien keine Sensation gegen die Spanier gelingen. Tunesien blickt auf einen eher verkorksten Turniereinstand zurück, kam man doch im zum 'arabischen Bruderkampf' hochstilisierten Treffen gegen das Team von Saudi Arabien nur zu einem Remis und mußte sich gegen Spanien geschlagen geben, obwohl den Tunesiern in beiden Spielen Treffer zur 1:0-Führung gelungen waren. Mit einem Sieg dürften aber auch die Nordafrikaner ihr Ticket für Köln - da findet das Achtelfinale des Gruppenzweiten statt - gebucht haben, denn für alles andere wäre ein hohe Niederlage von Spanien nötig.
Die brisante Ausgangslage läßt wohl auf ein Kampfspiel schließen, in dem beide Teams engagiert zur Sache gehen und ihr Heil in der Offensive suchen,
um den Dreier einzufahren, der sie mit Sicherheit ans (vorläufige) Ziel ihrer Wünsche bringt. Schön gedacht, aber leider weit gefehlt. Nach einer guten Chance für die Ukraine in der Anfangsphase, als man von einem Ballverlust Tunesiens profitiert, ist Langeweile angesagt und das nachhaltig. Ist das im Falle der Osteuropäer noch wenigstens in Ansätzen zu begreifen - immerhin können die ukrainischen Kicker davon ausgehen, daß sie mit einem Remis in die nächste Runde kommen werden - hätte man doch zumindest von Tunesien ein wenig Siegeswillen erwarten müssen, aber offensichtlich trauen sich die Nordafrikaner nicht zu, das Spiel zu machen, also kicken sie wie immer, indem sie sich hinten reinstellen und auf den einen tödlichen Angriff hoffen. Die Hoffnung darauf wird mit einer roten Karte gegen die Rot-Weißen nach der Herausstellung Jaziris mit dem Halbzeitpfiff weiter gedämpft. Im zweiten Abschnitt scheint alles auf ein torloses Remis hinauszulaufen, bis der Schiedsrichter Mitleid mit dem Publikum hat und einen sehr zweifelhaften Foulelfmeter für die Ukraine pfeift (um genau zu sein handelt es sich um eine klare Fehlentscheidung), den Sevchenko im Netz unterbringt. Kurz zuvor hat der Unparteiische übrigens Tunesien einen Handelfmeter verweigert, der die Geschichte des Spiels vielleicht völlig neu geschrieben hätte, so aber sind es die Kicker aus der Ex-Sowjetrepbulik, die am kommenden Montag in Köln Achtelfinalluft schnuppern dürfen.
Auch in Berlin sind die eigentlichen Fangruppen einander gegenüber hinter den Toren postiert, wobei die Fans der Ukraine auf der Marathontorseite
unterkommen und die Anhänger Tunesiens auf der gegenüberliegenden Seite Aufstellung nehmen. Die eigentlichen Fankurven sind natürlich in die Farben der Mannschaften getaucht und die Anhänger haben neben Schals und Landesfahnen im Falle Tunesiens auch eine kleine Blockfahne dabei, die eine etwas abgewandelte Variante des Zeichens ihres Landesverbandes mit Stern und Adler zu zeigen scheint, aus irgend einem Grund aber nicht ganz entfaltet wird. Zunächst liefert man sich Duelle mit Sprechchören und sonstigem Lärm - auf Seite der Ukraine leider mit den unvermeidlichen Plastiktröten zum Teil auf die eher enervierende Art und Weise - mit dem Gegentreffer verstummen die Anhänger aus Tunesien dann schlagartig und lassen nichts mehr von sich hören.
Das Olympiastadion - oder auch WM-Stadion Berlin - befindet sich im Stadtteil Charlottenburg inmitten von weiteren Sportanlagen, zu denen auch ein kleines
Fußballstadion gehört, in denen die zweite Mannschaft der Hausherren von Hertha BSC spielt. Es wurde in den Jahren 1934 - 36 für die anstehenden olympischen Spiele gebaut und war zunächst für 100000 Zuschauer vorgesehen. Von außen sieht das Stadion vergleichsweise klein aus, was aber zu einem guten Teil daran liegt, daß der Platz so weit unter Grundniveau liegt, daß von außen gesehen nur die Oberränge über den Boden hinausragen. Die Anlage,
die jetzt 74400 Sitzplätze zu bieten hat (bei der WM wegen der Presseplätze wie üblich gut 2000 weniger), wurde in den letzten Jahren völlig umgebaut, wobei die Belange des Denkmalschutzes berücktsichtigt werden mußten. Eine komplette Überdachung durfte dennoch errichtet werden, was wohl verständlich ist, da sie die Grundstruktur der Anlage nicht wesentlich verändert, während die Zulassung der Neugestaltung der Tartanbahn in Herthas blau-weißen Farben anstelle des klassischen Rot-Weiß wohl eher überraschend ist und auch von vielen Sachkundigen im Bereich des Denkmalschutzes kritisiert wurde. Während die FIFA eine geplante opulente Eröffnungsfeier an dieser Stelle abgesagt hat, bleibt der Anlage die größte Attraktion des Turniers erhalten, denn hierhin wollen alle teilnehmenden Teams allzu gerne zurückkehren, wenn es am 9. Juli 2006 zu "Spiel 64" kommt - dem Endspiel des Turniers, an dessen Ende der Captain des siegreichen Teams die 36 Zentimeter große Trophäe in der Hand halten wird, die seit 1974 an den amtierenden Fußball-Weltmeister vergeben wird.
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