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Swindon Town |
10.10.2009, County Ground, League One |
Der Swindon Town FC wurde 1881 gegründet, auch wenn bereits zwei Jahre vorher in Swindon Fußball gespielt worden
sein soll. Man schloß sich 1894 als Gründungsmitglied der Southern Leaague an, die man zweimal - 1911 und 1914 -
gewinnen konnte, und kam nach dem zweiten Weltkrieg zu Ligastatus, als der Club abermals als Gründungsmitglied zur
neuen Third Division kam, wo man gleich mit dem ersten Spiel den höchsten Sieg in einem Ligaspiel der ganzen
Vereinsgeschichte hinlegte und Luton Town mir 9:1 abfertigte. In dieser Liga blieb Swindon Town bis 1963, bevor
es erstmalig einen Aufstieg feiern durfte. Den Höhepunkt erreichte der Club 1993, als man den Sprung in die Premier
League schaffte, doch das endete mit dem sofortigen Wiederabstieg, und nach ein paar Jahren Pendeln zwischen Level
2 und 3 mußte man 2006 sogar den Abstieg in die viertklassige League 2 hinnehmen, verweilte aber auch dort nur ein
Jahr und spielt seither durchgehend in der League 1. Heute treffen die Robins (Rotkehlchen) aus Swindon auf die
Lions vom Millwall FC, der 2005 nach zwei Jahren Zugehörigkeit zur Championship abgestiegen ist und zur laufenden
Saison kurz vor dem Aufstieg zurück in diese Spielklasse stand, als man als Tabellenfünfter das Finale der Aufstiegsplayoffs erreichte
und in einem dramatischen Endspiel der Außenseiter vor fast 60000 Zuschauern gegen den Sechsten der Abschlußtabelle in Gestalt
des Scunthorpe United FC unterlag, nachdem Millwall bis zur 70. Minute mit 2:1 geführt hatte.
In einem von beiden Seiten hart geführten Spiel ist es Swindon Town, das über weite Strecken den deutlich besseren Eindruck macht,
wobei beide Teams die ehemals als landestypisch geltende Spielweise mit weiten Bällen bevorzugen, die es in der Premier League kaum
noch zu sehen gibt. Ein Eckball sorgt nach einer Viertelstunde dafür, daß sich der Vorteil auch im Spielstand niederschlägt, denn
Scott Cuthberth kann das Leder erreichen und per Kopf im Tor von Millwall unterbringen. Die 27. Minute bringt eine rote Karte für Swindon Town, als Jonathan Douglas nach einem rüden Einsteigen glatt Rot zu sehen bekommt. Dennoch bleibt Swindon die bessere Mannschaft
und hat diverse Möglichkeiten, die Führung zu erhöhen, bis Millwalls Andy Frampton ebenfalls nach Foulspiel des Feldes verwiesen wird und die Mannschaften somit wieder in gleicher Stärke auf dem Platz stehen. Damit sinken die Chancen der Lions auf den Ausgleich, und
doch können die Gäste nach 82 Minuten durch Danny Schofield das 1:1 erzielen, der eine Verwirrung in der Swindon-Defensive ausnutzt und den Ball von innerhalb des Strafraums einschießt. Nach dem Ausgleichstreffer ist plötzlich der Millwall FC am Drücker, und am Ende
kann Swindon Town froh sein, die Partie nicht noch verloren zu haben, auch wenn man vermutlich bereits das Unentschieden nach der vorherigen Überlegenheit wie eine Niederlage wahrnehmen wird.
Die Stimmungshoheit liegt ebenfalls eindeutig bei den Heimfans, deren Supportblock im Hintertorbereich zu finden ist, wo
zahlreiche Fans das Spiel stehend verfolgen und somit die Schilder, die zum Sitzen auffordern, ignorieren, was von den Ordnern
kommentarlos hingenommen wird. Man hat ein durchaus abwechslungsreiches Repertoire, worin gelegentlich Provokationen gegen die
Gästefans inbegriffen sind - so erklärt man den Lions-Supportern zum Beispiel, daß Millwall nur "a small town in West
Ham" sei, und geht so auf die bittere Rivalität des Clubs mit Lokalkonkurrent West Ham United ein. Die Millwall-Fans haben nicht
immer den besten Ruf gehabt und das mit Auseinandersetzungen beim Ligapokalspiel gegen eben jenes West Ham vor kurzem
aufgefrischt, doch kommt es zu keinen Auffälligkeiten, mit denen ja auch in England kaum zu rechnen ist. Über den Großteil der Partie verhält man sich völlig ruhig und meldet sich erst nach dem Ausgleich überhaupt ernsthaft zu Wort und läßt jetzt auch einmal das
charakteristische "We are Millwall - No one Likes Us - We don't care" hören.
Swindon Town trägt seine Heimspiele im County Ground aus und vor ein paar Jahren hätte man nicht
umbedingt angenommen, daß so etwas in einem 2009 verfaßten Bericht stehen könnte, denn eigentlich
wollte man schon lange in ein neues Stadion im Westen der Stadt gezogen sein, doch diese Pläne
wurden 2004 von der Stadtverwaltung niedergeschlagen. Seitdem denkt man über einen Umbau des existierenden
Stadions nach, aber man hat hier (wie auch am Ort des geplanten Umzugs) mit Anwohnern zu kämpfen, und so
wird der Ground wohl noch länger in dem Zustand bleiben, den er seit 1997 hat, als er zu einem Allseater
umgebaut wurde. Die Kapazität der Anlage liegt bei 15700 Zuschauern, deren Großteil überdacht sitzen kann,
wobei heute nur überdachte Plätze verkauft werden, denn die nicht gedeckte Stratton Bank hinter dem Tor
wird nicht als Auswärtsbereich genutzt, sondern die Millwall-Fans werden außen auf dem Arkell's Stand auf
der Längsseite im Osten des Stadions untergebracht. Auf der anderen Längsseite gibt es mit dem Nationwide Stand
den modernsten - nämlich ohne Stützpfeiler für die Dachkonstruktion auskommenden - Bereich des Stadions und hinter
dem zweiten Tor ist das Town End zu finden, auf dem sich die Sangeslustigeren unter den Heimfans tummeln.
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