FC Strausberg vs. Stahl Eisenhüttenstadt 0:0
ca. 150 Zuschauer
Die Gemeinde Stausberg liegt östlich von Berlin in Brandenburg oder - genauer gesagt - im Landkreis Märkisch Oberland. Etwas bekannt ist die 26000-Einwohnerstadt durch ihre Kaserne und die Lage unmittelbar am Ostufer des Stausees. 1995 wurde hier der FC Strausberg gegründet, der in der aktuellen Spielzeit im vierten Jahr in der Brandenburgliga - also auf inzwischen 6. Ebene - aktiv ist und nach einem 14. Platz im Vorjahr das Saisonziel "Nichtabstieg" angibt. Völlig vom Himmel gefallen ist der Fußballsport in Strausberg natürlich nicht, sondern man geht auf die zu DDR-Zeiten in der Bezirkslage kickende ASG Vorwärts zurück und war zwischendurch von 1990 - 1995 dem Kultur- und Sportclub Strausberg (KSC) angegliedert. Heute geht es am zweiten Spieltag der Liga gegen den Eisenhütter Fußballclub Stahl, der somit der deutlich bekanntere der beiden heutigen Gegner ist. Immerhin hat man im letzten Spieljahr der DDR-Oberliga die Qualifikation für die (gesamtdeutsche) 2. Liga nur um Haaresbreite - nämlich in einem Qualifikationsspiel - an den Lokomotive Leipizg abtreten müssen, aber im gleichen Jahr verloren die Ostbrandenburger im ebenfalls letzten Finale FDGB-Pokal gegen Meister Hansa Rostock und kamen so zu Europapokalehren. Der EFC Stahl überstand zwar die erste Runde nicht, durfte aber mit dem Galatasaray SK einen prominenten Gegner empfangen.
In den letzten beiden Jahren spielte Eisenhüttstadt statt gegen Galatasaray plötzlich gegen Gegner wie Tettau/Schraden, 1. FC Guben und Ludwigsfelde II, denn nach Insolvenz in der Oberliga war man bis in die Landesliga abgestürzt, die der EFC zu dieser Spielzeit als Tabellenzweiter der Landesliga wieder nach oben verlassen konnte. Die Partie findet am heutigen Tag ungefähr auf Augenhöhe statt, woraus man ableiten kann, daß es wohl auch für die Gäste in ihrem Debut-Jahr in der Verbandsliga um den Klassenerhalt gehen sollte. Sehr viele Torchancen gibt es nicht, aber die jeweils zwei ganz dicken davon, die beide Teams jeweils für sich verbuchen dürfen, sollten eigentlich sicherstellen, daß die Partie nicht torlos endet. In beiden Hälfte haben die verwirrenderweise in Blau-Weiß - also den Farben Strausbergs - kickenden Gäste die klarere Chance. Im ersten Abschnitt ist es kaum zu verstehen, warum man völlig freistehend nicht ins leere Tor schießt, sondern dem nach einem Querpaß völlig außer Position befindlichen Torhüter der Gastgeber in die Arme "paßt", im zweiten Abschnitt kommt etwas Pech dazu, als das Leder aus fünf Metern geschossen an den Pfosten klatscht. Ganz so zwingend sind die Chancen von Strausberg nicht, aber auch die (heute) Rot-Schwarzen müßten eigentlich mindestens einen Treffer erzielen. Der 1. FC Stahl dürfte nach einem Heimsieg gegen Sachsenhausen am ersten Spieltag mit der bisherigen Ausbeute von vier Punkten zufrieden sein, während Strausberg trotz eines Auswärtspunkts vom Auftaktspieltag nicht ganz glücklich sein dürfte, ein Teams wie den EFC Stahl nicht daheim geschlagen haben zu können.
Ein paar EFC-Fans haben sich nach Strausberg verirrt, aber man steht nur an seinen Fanutensilien erkennbar recht ruhig auf den Stehplatzstufen und überläßt den Support den vielleicht 20 - 30 Anhängern der Hausherren, die sich im linken Bereich der Tribüne aufgebaut haben. Von hier gibt es immer mal wieder Anfeuerungen, darunter Kryptisches wie "Europapokal!" und außerdem ist immer wieder mal eine gar nicht fußballtypisch klingende Melodie zu hören, die offensichtlich auf einer (Pan?-)Flöte gespielt wird. Ein Hexenkessel wird das Stadion so sicherlich nicht, aber immerhin muß man auch keinen Null-Support bescheinigen und das ist ja auch schon etwas. Ein paar Utensilien von heute nicht beteiligten Teams sind übrigens auch am Platz zu sehen und neben Besuchern mit Hertha-Artikeln gibt es auch ein paar, die ihre Sympathie für den BFC Dynamo zur Schau stellen. Dessen großer Rivale "Eisern" Union ist nicht vertreten, wobei unklar ist, ob es daran liegt, daß Strausberg "Dynamo-Gebiet" ist oder den viel profaneren Grund hat, daß die Eisernen gleichzeitig ihr Drittligaspiel gegen Wacker Burghausen austragen (und 4:0 gewinnen).
Zwar beschränkt sich der Ausbau in der Energie-Arena, wie das Stadion an der Wriezener Straße inzwischen sponsorenbedingt genannt wird, auf eine Seite und eine Überdachung gibt es überhaupt nicht, aber dennoch kann man sich über einen Mangel an Ausbau nicht beklagen. Der mit Laufbahn versehen Platz ist in einen hohen Hang hineingebaut, der für zahlreiche Stufen ausreicht. Im unteren Bereich findet man hier Sitzplätze - mehr zur Mitte des Platzes hin als blaue Schalen und weiter außen als Holzbänke. Der obere Bereich dagen ist mit hohen Betonstufen ausgebaut, die wohl eher als Stehplätze gedacht sind, aber genausogut ebenfalls sitzend genutzt werden können und werden. Die Gegenseite hat dann noch eine kleine Anzeigetafel zu bieten und es gibt - für ein 19:30-Uhr-Spiel Ende August elementar - eine Flutlichtanlage, auch wenn die so gerade eben ausreichendes Licht für das Spiel zu spenden vermag. Außerdem gibt es Ungewöhliches im Stadion, nämlich zwei Windungen einer großen Rutsche, aber sie gehören natürlich auch nicht wirklich zum Fußballplatz, sondern kommen vielmehr aus der Wand des benachbarten Hallenbads, in das sie dann auch wieder zurückführen.