FC St. Gallen vs. Concordia Basel 2:0
10701 Zuschauer
Der FC St. Gallen wurde am 18.4.1879 gegründet, was ihn zum mit sieben Jahre Vorsprung zum ältesten Fußballverein der Schweiz macht, und man reklamiert für sich, zusammen mit dem Kjøbenhavns Boldklub der älteste noch existierende Fußballverein in Kontinentaleuropa zu sein. Alle Tradition half den Ostschweizern nicht - weder ihr Alter noch die beiden Meistertitel von 1904 und 2000 - als man nach eine verkorksten Vorsaison zwar noch die Relegation ("Barrage") erreichte, da aber mit 0:2 und 2:3 gegen den AC Bellinzona unterlag und den Gang in die Nationalliga B (bzw. nach akutell offiziellem Namen Challenge League) antreten mußte. Ausgerechnet zum ersten Pflichtspiel im brandneuen Stadion wird das dem FC St. Gallen allzu deutlich vor Augen geführt, denn es geht nicht gegen den alten Rivalen vom FC Basel, sondern man hat dessen kleinen Lokalrivalen Concordia zu Gast. Der wird von ganz anderer Seite bedroht, denn man muß bis 2010 zumindest die Planung für ein eigenes neues Stadion fertig haben, wenn man nicht nach Auslaufen der Sondergenehmigung für die aktuelle Anlage Rankhof aus dem Profibereich ausgeschlossen werden will.
Für den FC St. Gallen gilt nur eins im aktuellen Spieljahr: Man will und muß in die Nationalliga A ("Superleague") zurück, und so soll das heutige Spiel der erste Schritt in Richtung erneuter Erstklassigkeit darstellen. Der Wille, diese drei Punkte in St. Gallen zu behalten, ist den Gastgebern dann auch über die gesamte Partie deutlich anzumerken. Der FC Concordia sieht sich über das gesamte Spiel in die Statistenrolle gedrängt und den Spielern der Gastgeber ist bestenfalls der Vorwurf zu machen, daß sie zu fahrlässig mit ihren Torchancen umgehen. So bleibt es trotz einer Herausstellung gegen Concordias Dominik Ritter in der 58. Minute lange beim Spielstand von 1:0, den Phillip Muntwiler in der 37. Minute mit einem Treffer hergestellt hat, bei dem das Leder über den Innenpfosten den Weg ins Netz findet. So käme es fast zu einem großen Rückschlag für den FC St. Gallen, als Concordia bei ihrem wohl einzigen Gegenangriff gut zehn Minuten vor Schluß dicht vor dem Ausgleichstreffer steht, aber am Ende ist es doch der FCSG, der noch mal trifft und die Partie nach 84 Minuten durch Moreno Costanzo entscheidet.
10701 Zuschauer sind für ein Zweitligaspiel in der Schweiz eine bemerkenswerte Kulisse, zumal keinerlei Anhänger der Gäste zu sehen sind, wobei man jedoch deutlich unter der Kapazität des neuen Stadions bleibt, die bei Ligaspielen etwas über 20000 liegt. Nach dem Einlaufen der Mannschaften gibt es zunächst eine Gedenkminute für gleich zwei um den Verein verdiente Personen, den Politiker Kurt Furgler und den Ex-Spieler Rudi Nafziger, der auch von 1964 bis 1971 den FC Bayern die Fußballschuhe geschnürt hatte. Auf eine größere Choreographie verzichten die Heimfans, stattdessen präsentiert man sich hinter einem Transparent "ESPENBLOCK", mit dem man auf den Spitznamen des Teams "die Espen" verweist, der sich wiederum vom traditionellen Spielort Espenmoos ableitet. Immerhin kommt von den Heimfans ein echter Dauersupport, zu dem auch vor dem Spiel per Flugblatt aufgerufen worden war, und es sind nahezu keine Ermüdungsphasen festzustellen. Am Spielende hat man natürlich allerbeste Laune und der Sieg wird mit den zur Heimkurven eilenden Spielern begangen. Vermutlich ist sowohl bei den Spielern als auch beim Anhang dem einen oder anderen ein Stein vom Herzen gefallen, daß der Aufstiegszug der Ostschweizer ins Rollen gekommen ist und nicht schon auf den ersten Metern ins Stocken gerät.
Seit 1910 hat der FC St. Gallen seine Heimspiele im Stadion Espenmoos ausgetragen und vermutlich wäre unter normalen Umständen die eine oder andere Träne um den Spielort vergossen worden, als man dort sein letztes Pflichtspiel ausgetragen hat, da aber bei diesem Spiel der Abstieg der Hausherren besiegelt wurde, hat man letztendlich um den Verein geweint und nicht um die Spielstätte, auch wenn es mehr als eine Stunde nach dem Spielschluß Sprechchöre "Espenmoos! Espenmoos!" gegeben hat - gefolgt von Krawallen, die wohl dadurch ausgelöst wurden, daß es den Fans verwehrt wurde, den Rasen zu betreten und ein Erinnerungsstück mit heimzunehmen. Jetzt geht es also im Stadion St. Gallen West zur Sache - so jedenfalls der Planungsname der Anlage, die offiziell als AFG-Arena firmiert. Die kann mit dem Charme des Stadions Espenmoss nicht mithalten und präsentiert sich als schmuckes, aber seelenloses Bauwerk - als komplett überdachtes reines Fußballstadion mit Schriftzug St. Gallen in einer Längsseite sicherlich ansehnlich und komfortabel und zudem direkt an der Autobahnabfahrt verkehrstechnisch hervorragend gelegen, aber eben auch ein Stadion, wie es überall auf der Welt stehen könnte und wohl demnächst auch steht. Von den Fans wird vor allem beklagt, daß der Verein ursprünglich 7000 Stehplätze zugesagt habe, es am Ende aber nur 4770 geworden sind (die bei Bedarf - sprich internationalen Spielen - in 2578 Sitzplätze umgewandelt werden können). Umgewandelt erhalten bleiben soll übrigens auch das alte Stadion des FC St. Gallen: es wird demnächst als öffentlicher Fußballplatz dienen und entsrpechend zurückgebaut werden, doch die charakteristische "Muscheltribüne" mit ihrem Bogen soll glücklicherweise erhalten bleiben.