AS Saint-Etienne vs. Olympique Lyonnais 1:3
AS Saint-Etienne

AS Saint-Etienne
vs.
Olympique Lyonnais 1:3

Olympique Lyonnais

maps.google.de
wikipedia
geoffroy.guichard.free.fr/
Football Professionnel Français
L'Equipe
Französischer Fußballverband F.F.F.
wikipedia


Letztes Spiel: Kickers Offenbach vs. Eintracht Frankfurt 03.03.2007, Stade Geoffroy Guichard, Ligue 1
Nächstes Spiel:  Borussia Dortmund vs. Energie Cottbus

Ticket
35201 Zuschauer

Am heutigen 27. Spieltag der Ligue 1 kommt es zur Partie zwischen dem AS Saint-Etienne und Olympique Lyon, das als eins der Stade Geoffroy Guichard brisantesten Derbys im französischen Fußball gilt. In den letzten Jahren haben die Gäste das Derby fast nach Belieben dominiert, was fast gleichermaßen für den Fußball des Landes überhaupt gilt, in dem sich Lyon zuletzt fünfmal in Folge den Titel sichern konnte. Es gab aber auch andere Zeiten und die Hausherren hatten eine lange Erfolgsphase, die 1956 mit dem Titelgewinn begann, in den 1960er und 1970er Jahren ihren Höhepunkt hatte und 1981 mit der zehnten und letzten Meisterschaft endete, die den ASSE bis heute zum Rekordtitelträger seines Landes macht. 1976 standen die Grün-Weißen gar im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister, mußten sich jedoch dem Favoriten FC Bayern München denkbar knapp mit 0:1 beugen. Underdog ist der ASSE wie beschrieben auch am heutigen Tag, zwar steht man als Tabellenfünfter vergleichsweise gut da, aber die bisher errungenen 39 Punkte muten sich bescheiden an gegen die 58 Zähler, die die Gäste bereits auf dem Konto haben. 18 von 26 Spielen konnte Lyon gewinnen und auch im Hinspiel ging man mit einem 2:1-Sieg vom Platz, auch wenn Saint-Etienne das 0:1 aus der 65. Minute postwendend hatte ausgleichen können, denn am Ende gelang dem Favoriten zwei Minuten vor dem Ende doch noch der Siegtreffer.

So knapp geht es diesmal nicht zu, auch wenn der ASSE das Spiel in der ersten halben Stunde halbwegs ausgeglichen gestalten kann. Lyon Stade Geoffroy Guichard ist zwar schon in dieser Phase das bessere Team, kommt aber nicht zu entscheidenden Chancen und nach 28 Minuten kommt es sogar zu einer Szene, in der es leicht hätte Elfmeter für die Hausherren geben können, als ein Abwehrspieler von Lyon zunächst recht rustikal einsteigt und dann mit der Hand auf den Ball fällt. Der Pfiff bleibt jedoch aus im Gegensatz zum Führungstor für Olympique Lyonnais, das kurze Zeit später aufreizend lässig erzielt wird, als eine zu kurze Abwehr vor den Füßen von Kim Kallström landet, der den Ball flach einschiebt. Zwei Minuten vor der Halbzeit erhöhen die Gäste auf 0:2 und der Treffer fällt auf fast noch coolere Art als das erste Tor für Lyon, indem Tiago den Ball von der Strafraumgrenze als Heber vorbei am verdutzten Jérémie Janot im Tor unterbringt, wobei der Goalie etwas zu weit vor seinem Tor positioniert ist. Weitere zwei Minuten nach der Pause kommt es zur endgültigen Entscheidung, denn ein Freistoß für Lyon bringt den Treffer zum 0:3. Als Batefimbi Gomis zehn Minuten vor dem Ende der Partie per Flachschuß auf 1:3 verkürzt, ist das nicht mehr als der Ehrentreffer, auch wenn das Tor von der ASSE-Anhängerschaft gefeiert wird, als habe man soeben den Siegtreffer erzielt.

Die beiden Hauptfangruppen von Saint-Etienne haben ihre jeweilige Position in den Hintertorbereichen, während der Gästeanhang im äußeren Stade Geoffroy Guichard Bereich der Gegentribüne untergebracht ist, so daß der eine Teil der Heimfans, die "Magic Fans" den direkten Kontakt zu den Gäste haben - abgepuffert von ein paar Ordnern -, während der andere Teil, die "Green Angels" relativ weit davon entfernt sind. Beide Gruppen haben zum Intro eine Choreographie vorbereitet, wobei die der Magic Fans deutlich aufwendiger ausfällt - man stellt sein Zeichen, einen Totenschädel mit einer Art Cowboy-Hut, über die ganze Tribüne dar. Die Green Angels dagegen weisen auf die Tradition ihres Teams hin und zeigen ihre Choreo unter dem Motto "Die Geschichte des franzöischen Fußballs hat sich nicht innerhalb von fünf Jahren abgespielt". Zur Halbzeit bricht auf beiden Seiten Aktivität aus und tatsächlich gibt es zum Intro des zweiten Abschnitts komplett neue Aktionen, wobei die Green Angels eine Blockfahne mit einem gekrönten ASSE-Panther präsentieren und dazu diverse Spruchbänder zeigen, die Magic Fans aber die Aktion des Tages zu bieten haben, bei der unter dem Motto "Die Jagd ist eröffnet" ein ASSE-Großwildjäger (per Transparent) gezeigt wird, der auf das "Großwild" des Lyonnais Teams in Form von Papptieren mit Spielernamen losgeht, wobei das Ganze mit gelber Steppe, blauem Himmel und dazwischen einer Berglandschaft am Horizont aus weiteren Plastiktransparenten untermalt wird. Nach der Pause liefern die Magic Fans dann eine Provokation an die Gäste ab, indem sie ein erbeutetes Banner von Olympique Lyon vorzeigen und das bleibt nicht unbeantwortet: die Gästefans zünden ein bengalisches Feuer und werfen das in den Heimblock, wo es aufgenommen und zurückgeworfen wird. Zwischendurch sind bis zu drei derartige Pyros auf dem Weg zwischen den Fanblöcken, was schlußendlich zu einer Spielunterbrechung von gut 20 Minuten führt. Danach hat sich die Lage beruhigt und das Spiel kann ohne weitere Probleme zu Ende geführt werden, wobei es auf beiden Seiten noch ein paar Spruchbänder zu sehen gibt.

Das Stade Geoffroy Guichard kann als reines Fußballstadion mit dicht ans Spielfeld gesetzten Tribünen gefallen und die kompakte Bauweise Stade Geoffroy Guichard der Anlage erweist sich als sehr stimmungsfördernd, da sowohl gelegentliche lautstarke Wechselgesänge zwischen Magic Fans und Green Angels möglich sind, die freilich größtenteils unabhängig voneinander anfeuern, als auch der direkte akustische und optische Kontakt zwischen Heim- und Gästeanhängern. Die Würfe der bengalischen Feuer und die damit verbundene Spielunterbrechung (die erste in der Geschichte des Derbys) freilich sind wohl ein wenig des Kontakts zu viel und es ist möglich, daß es demnächst zu einer Diskussion um die Sicherheit der Anlage kommen dürfte, die gut damit enden könnte, daß man den Gästebereich zu einem Käfig wie in anderen französischen Anlagen (z. B. Montbeliard/Sochaux) umbaut, um derartige Konfrontationen zukünftig besser im Griff zu haben. Zu bieten hat das Stadion jedenfalls vier überdachte Tribünen, die allerdings bis auf die etwas modernere Gegenseite nicht ohne Stützpfeiler im Sichtbereich der Zuschauer auskommen und mit Sitzen in diversen Farben ausgestattet sind, wobei an der Dachkonstruktion die Vereinsfarben Grün und Weiß dominieren. Nicht nur an diesen Stützpfeilern ist zu sehen, daß die Anlage nicht zu den hypermodernen Arenen gehört, denn die Anzeige kommt im Multimediazeitalter mit ihren drei Schriftzeilen, auf denen Zuschauerzahl und Spielstand eingeblendet werden, sehr spartanisch daher und auch die Unterbringung der Flutlichtstrahler an Masten statt in den Tribünendächern ist wohl nicht mehr der Stand der Technik, auch wenn solche Masten sicherlich wesentlich mehr zum Charakter eines Stadions beitragen als irgendwo am Dach befestigte Strahler.

Estadi Montilivi
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