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Westfalia Herne |
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02.05.2007, Schloß Strünkede, Oberliga Westfalen |
Der SC Westfalia Herne war zu Beginn der Saison für viele ein Abstiegskandidat, setzte sich aber in der Spitzengruppe der Oberliga Westfalen
fest und es sah so aus, als könnte man vielleicht sogar zum Überraschungsaufsteiger werden. Um so ernüchternder war es für Trainer, Mannschaft und Fans, als nachträglich ans Licht kam, daß keine Lizenz für die höhere Spielklasse beantragt worden war, wobei es unterschiedliche Angaben zu den Gründen gibt. Während die einen Quellen davon sprechen, daß man es nicht schaffte, termingerecht die Daten zur Wirtschaftlichkeitsprüfung einzureichen, heißt es anderswo, daß man sich den Lizenzantrag nicht habe leisten können - ganz zu schweigen vom Spielbetrieb in der Regionalliga. Am letzten Spieltag bewies das Team der Westfalia, daß trotz allem mit ihm zu rechnen ist, als es gegen die zweite Mannschaft des FC Schalke nach 0:3-Rückstand noch zu einem 4:3-Sieg kam. Damit hat man dem SC Verl ins Blatt gespielt, der auch angesichts des Verzichts von Herne sowie seines Lokalrivalen FC Gütersloh großer Aufstiegsfavorit ist, zuletzt aber zweimal nicht gewinnen konnte und dabei auch eine peinliche 1:4-Niederlage in Gütersloh einstecken mußte und so der Westfalia dankbar sein kann, die dafür sorgte, daß der Vorsprung der Verler auf Schalke sechs Punkte beträgt.
Das letzte Spiel der Westfalia mag an Dramatik kaum zu überbieten gewesen sein, aber am heutigen Tag macht
sich die Langeweile im Stadion am Schloß Strünkede breit. Mühsam quält sich die Partie über die Runden und nicht
nur Torszenen bleiben Mangelware, auch sehenswerte Spielzüge gibt es nicht zu vermelden. Alles deutet schnell darauf hin, daß man sich
heute nach 90 zähen Minuten mit 0:0 trennen wird und dabei würde es wohl auch bleiben, wenn nicht der Schiedsrichter zwölf Minuten nach der Halbzeitpause nach einem harmlosen Zweikampf auf den Elfmeterpunkt zeigen würde, was bei den Anhängern von Westfalia Herne, aber auch den neutralen Besuchern für Stirnrunzeln sorgt, aber eben auch für den Führungstreffer für den SC Verl. Von einem Aufbäumen kann bei den Hausherren keine Rede sein, vielmehr erzielt der SC Verl nach einem Abwehrfehler in der Defensive der Hausherren noch den Treffer zum 0:2 und stellt so den Spielstand her, bei dem es bleiben soll. Somit hat der SC Verl einen Vorsprung von neun Punkten bei fünf verbleibenden Spielen und kaum jemand bezweifelt noch, daß man zur kommenden Saison vier Jahre nach dem Abstieg aus der Regionalliga in diese Spielklasse zurückkehren wird.
Enttäuschende Kulisse,
enttäuschendes Spiel, enttäuschendes Ergebnis - mit diesen Worten macht die Westdeutsche Allgemeine Zeitung ihren Bericht zur heutigen Partie auf und hat damit den Nagel so ziemlich auf den Kopf getroffen. Mit so wenig Zuschauern hatte wohl kaum jemand gerechnet und auch die vielleicht 50 Anhänger, die den SC Verl aus Ostwestfalen ins Ruhrgebiet begleitet haben, lassen kaum darauf hoffen, daß der fast sichere Aufsteiger eine Bereicherung der Fankultur
in der dritten Liga darstellen wird. Zum Intro zeigt der eine oder andere Westfalia-Fan einen Doppelhalter oder eine Fahne, während es bei den Gästen ein paar Schals zu sehen gibt. Danach kommt es nur ganz sporadisch mal zu Sprechchören, wobei die Fans aus Verl zumindest Selbstironie beweisen, wenn sie daraus, daß sie oft als "Bauern" bezeichnet werden, einen Ehrentitel machen, sich selbst so nennen und dem Rest der Welt ins Gebetbuch schreiben, daß nicht "jedes Arschloch (...) ein Verler Bauer sein" könne.
Wenn man sich auch nicht immer auf Spiel und Atmosphäre verlassen kann, ein Besuch im Stadion am Schloß Strünkede läßt zumindest in Bezug
auf die Anlage selbst nur wenig Wünsche offen. Eine für Oberligaverhältnisse viel zu große Haupttribüne aus den 1950er Jahren, zu beiden Seiten von Stehrängen umschlossen, die komplett um das Oval des Leichtathletikstadions verlaufen, bieten einen beeindruckenden Anblick und die Zeiten, in denen das Stadion marode und baufällig war, sind auch lange vorbei. In der 70er Jahren war die Anlage in einem erbarmungswürdigen Zustand gewesen, dann jedoch auf Kosten des VfL Bochum renoviert worden, der für den Umbau seines Stadions an der Castroper Straße zum heutigen Ruhrstadion einen Ausweichspielort benötigte. Ab 1979 mußten beim vorherigen Zweitligisten Westfalia sehr kleine Brötchen gebacken werden, denn mit dem Imperium von Ölmagnat Erhard Goldbach, das wegen einer Steuer-Nachzahlungsforderung im dreistelligen Millionen-Bereich stürzte, kam auch der an Goldbachs Tropf hängende Fußballverein zu Fall und danach war nicht nur Amateurfußball angesagt, sondern der seit 1967 als Eigentümer fungierenden Stadt Herne - bereits da war der SC Westfalia nahezu pleite gewesen und konnte nur über den Verkauf des Stadions auf Zweitliganiveau konkurrenzfähig bleiben - fehlte auch das Geld zur Instandhaltung der Anlage, die in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in großen Teilen baufällig und zum Teil mit Baustellenband gesperrt war. Zwischenzeitlich waren sogar die Stufen im oberen Bereich der Traversen renaturiert und begrünt, wie alte Fotos zeigen, aber das wird vermutlich in der noch früheren Phase vor der Nutzung duch den VfL Bochum gewesen sein. Wie dem auch sei ist nicht nur das erledigt sondern das Stadion hat auch einen neuen Anstrich bekommen, parallel dazu ist auch die zwischenzeitlich nur noch als Verbandsligist aktive Westfalia zumindest wieder bis zur Oberliga nach oben gekommen. Zu was es das Stadion am Schloß Strünkede allerdings in seiner über 70jährigen Geschichte nicht gebracht hat - und da sind wir dann doch bei zumindest einem offenen Wunsch - ist eine Flutlichtanlage oder auch eine sicherlich weniger interessante Anzeigetafel.
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