FC Schweinfurt vs. Kickers Würzburg 2:1
2212 Zuschauer
Verschenken will den möglichen Aufstieg wohl niemand, obwohl man bei den heimischen Fans einiges an Skepsis bezüglich der Chancen, sich in der 2. Liga dauerhaft zu etablieren, feststellen kann. heißt es in dem Bericht, der 2001 über einen Besuch beim FC Schweinfurt bei "Diary of some Groundhopping" veröffentlicht wurde. Tatsächlich stieg der Club am Ende der Spielzeit in die 2. Liga auf und auch die Skepsis erwies sich als begründet, denn ein Jahr später war man als Tabellenvorletzter mit 24 Punkten wieder abgestiegen. Doch es sollte noch dicker für die Unterfranken kommen. 2004 ging der Club in die Insolvenz, mußte den Spielbetrieb in der Bayernliga, wo man inzwischen gelandet war, einstellen und stürtze so in die Landesliga Bayern Nord ab. Immerhin konnte man die Existenz des Vereins retten und seit der letzten Saison spielt man auch wieder in der Bayernliga, wo man allerdings denkbar knapp die Klasse hielt und dabei von der wirtschaftlichen Schwäche anderer Clubs profitierte. Heute trifft man im prestigeträchtigen Derby auf den FC Würzburger Kickers, der gerade wieder aus der Landesliga in die Bayernliga aufgestiegen ist, nachdem man als früherer Zweitligist zwischendurch bis in die Bezirksoberliga abgestiegen war.
Es sind die Gastgeber, die die Initiative ergreifen, doch man hat gegen den kompakt stehenden Außenseiter seine Probleme, zu Torchancen zu kommen. Als die Schweinfurter drei Minuten vor der Halbzeit bei einem Freistoß nicht aufpassen - die Mauer ist alles andere als optimal postiert - fällt das Führungstor für die Kickers, das zwar überraschend kommt, aber auch nicht wirklich unverdient ist. In der Folge wirft der FC 05 alles nach vorne und belohnt sich selbst in der 54. Minute mit dem Ausgleichstor kurz nach einer Szene, in der die Gäste fast erhöht hätten. Schließlich ist es wieder ein Freistoß, der dafür sorgt, daß das Spiel endgültig kippt - logischerweise auf der anderen Seite. Jetzt ist es Kickers Würzburg, das kein wirklich gutes Stellungsspiel an den Tag legt, und das führt direkt zum Siegtreffer für Schweinfurt. Im weiteren Verlauf der Partie versuchen die Würzburger Kickers noch mal alles und bringen die Hausherren noch mal in ein oder zweei Szenen in Verlegenheit, insgesamt aber hat der FC SChweinfurt jetzt die Partie unter Kontrolle und man kann den Gastgebern kaum absprechen, sich die Punkte verdient zu haben, auch wenn das aus Sicht der Gäste durchaus etwas glücklich geschehen ist.
Mit mehr als 2200 Zuschauern stößt die Partie auf beachtliches Interesse, und darunter haben sich natürlich auch einige eingefunden, die ihr jeweiliges Team aktiv unterstützen wollen. So zeigen die Heimfans als Intro eine Choreographie, bei der zu der auf einem Spruchband gezeigten Aufforderung "Die Legenden unseres Vereins - macht es ihnen gleich!" Plakate mit den Portraits der Spieler gezeigt werden, die für den FC Schweinfurt in der deutschen Nationalmannschaft gespielt haben. Neben recht durchgängigem akustischem Support wird dann auch noch mal in der zweiten Hälfte mit ein paar Spruchbändern im Heimblock hantiert, nachdem die Gästefans ein etwas unflätiges Transparent zu dem Thema präsentiert haben, was man mit den Anhänger aus Schweinfurt anzustellen gedenkt, die hier selbst mit Schweinekopf dargestellt werden. Am Ende ist die Freude natürlich ganz auf Seiten der FC-05-Anhänger - Spiel gedreht und gewonnen, was will man auch mehr?
Das Willy-Sachs-Stadion ist nördlich der Innenstadt von Schweinfurt gelegen und es trägt den Namen eines früheren Clubpräsidenten und Mäzens des Vereins, wobei man sich von Diskussionen um mögliche Nazi-Verstrickungen des Vaters des berühmten Playboys Gunter Sachs zu einer Umbenennung hat bewegen lassen - dabei geht es unter anderem um die Beschäftigung von Zwangsarbeitern, aber auch um seine generelle Haltung in der besagten Zeit, in der Sachs NSDAP-Mitglied war und in höchsten Parteikreisen verkehrte, aber auch als politisch unbedarft und unzuverlässig eingestuft worden war. Sachs nahm sich 1958 das Leben und auch Berichte, daß der er das getan habe, um zu verhindern, daß im Laufe eines Prozesses sowohl herauskommen würde, daß er nur durch Mauschelei mit seinem Entnazifizierungsanwalt eine gutes Urteil erhalten habe und zudem eine Geliebte zu einer Abtreibung gezwungen habe, führten da zu keiner Meinungsänderung und man darf wohl annehmenm, daß Willy Sachs, der vom Großteil der Schweinfurter Bevölkerung als Wohltäter verstanden wird, auch in Zukunft Namensgeber des Stadions sein wird.
Ob der Spielstätte ihr Name vorzuwerfen ist, bleibt also offen, darüber hinaus bietet sie jedenfalls wenig Grund zur Klage. Es handelt sich um ein Leichtathletikstadion für ca 15000 Zuschauer, dessen Prunkstück eine überdachte Haupttribüne ist, die seit 1994 mit Schalensitzen in Pastellfarben ausgestattet ist - vorher konnte man sich hier auf Holzbänken niederlassen. Dazu kommen Stufen, die um den Rest des Ovals laufen, und die 1997 installierte Anzeigetafel. Seit dem Zweitligajahr 2001/02 gibt es auch eine Flutlichtanlage, die Abendspiele in der dunklen Jahreszeit möglich macht. Übrigens wird es hier in der aktuellen Spielzeit auch höherklassigen Fußball geben, denn der Regionalligist TSV Großbardorf zieht notgedrungen als Untermieter beim FC Schweinfurt ein, da das eigene Sportzentrum Unterhofer Straße bei weitem nicht den Anforderungen des DFB für die 4. Liga entspricht.