Real Madrid |
02.04.2014, Estadio Santiago Bernabeu, UEFA Champions League |
"Schon wieder!" oder vielleicht auch "Nicht schon wieder!" mag es gewesen sein, was den Verantwortlichen,
Spielern und Fans durch den Kopf gegangen ist, als bei der Auslosung zum Viertelfinale der UEFA Champions
League 2013/14 ausgerechnet die Partie Real Madrid gegen Borussia Dortmund aus dem Lostopf gezogen wurde,
die es im Vorjahr bereits sowohl in der Vorrunde als auch im Halbfinale des Wettbewerbs gegeben hatte.
Eher dürfte man sich noch bei Real über das Los freuen, denn die ersatzgeschwächten Dortmunder zählen mit
zu den als am einfachsten eingeschätzten Gegnern, die noch verfügbar sind, und außerdem haben die Königlichen
noch eine Rechnung offen mit dem Ballspielverein, der im Vorjahr das weiße Ballett düpierte, ihm zunächst in
der Vorrunde den Gruppensieg wegschnappte und schließlich in Dortmund beim Ausscheidungsspiel mit 4:1
demütigte, so daß auch das 2:0 im Rückspiel den Spaniern nicht mehr half, das Finale des Wettbewerbs zu
erreichen. Heute freilich stehen andere Mannschaften auf dem Platz, und beim BVB betreten mit Torhüter
Roman Weidenfeller, den Verteidigern Mats Hummels und Lukasz Piszczek sowie Mittelfeldspieler Marco Reus
nur noch vier Akteure den Rasen, die auch im Vorjahr bei besagtem "0:2-Sieg" auf dem Platz gestanden haben.
Die Favoritenrolle ist also eindeutig vergeben, und der werden die Königlichen schnell gerecht, denn die
Partie hat kaum begonnen, als Gareth Bale einen schönen Spielzug der Madrilenen abschließen und das
Leder ins Netz von Weidenfeller schieben kann. Hier hat man das sprichwörtliche "weiße Ballett" in Aktion
gesehen, begünstigt von einem erschreckend unaggressiven Abwehrverhalten des BVB, der in dieser Szene
nicht einmal versucht, den ballführenden Spieler des Gegners unter Druck zu setzen. Ausgerechnet BVB-Spielmacher
Henrikh Mkhitaryan ist es, der nach einer knappen halben Stunde das zweite Tor von Real "vorbereitet", als ihm
ein Abspielfehler im Spielaufbau unterläuft und Isco sich für den Abpraller mit einem Weitschuß in die Maschen
bedankt. Bis zur Halbzeit ist nichts von Borussia Dortmund zu sehen, für das der Rückstand noch schmeichelhaft
ist, und im zweiten Abschnitt besinnen sich die Borussen endlich auf ihre kämpferischen Qualitäten und halten
dagegen gegen ein Real Madrid, das seinerseits nicht mehr ganz so druckvoll spielt wie im ersten Abschnitt -
was durchaus miteinander zu tun haben mag - aber doch noch das 3:0 durch Christiano Ronaldo erzielt. Darüber
hinaus gibt es weitere Chancen auf beiden Seiten, aber weder erhöht Real Madrid auf einen noch höheren Sieg,
noch gelingt dem BVB der Anschlusstreffer zum 3:1, der vielleicht etwas Hoffnung für das Rückspiel geben würde, so
daß die Gastgeber den eigenen vergebenen Chancen nicht nachzutrauern brauchen.
Gewisse Ermüdungserscheinungen machen sich auch im Publikum ob der wiederholten Ansetzung der Partie
bemerkbar, was nicht nur verständlich ist, denn immerhin handelt es sich trotz allem um ein Viertelfinalspiel
des als am wichtigsten eingeschätzten europäischen Vereinswettbewerbs. So kann der BVB sein Auswärtskontigent
nicht ganz ausschöpfen, und auch auf den Seiten der Königlichen sind große Lücken im Publikum auszumachen.
Nicht ganz nachvollziehbar ist das wohl vor allem bei den Gästen, wo man zwar verstehen kann, daß viele
Leute, die im letzten Jahr in Madrid waren nicht direkt noch einmal Zeit und Geld in eine solche Reise
investieren wollen, sich aber fragt, wo all diejenigen sind, die im Vorjahr so ein Geschrei angestimmt haben,
wie gerne sie einmal bei so einem Spiel dabei wären, wenn sie doch nur an Eintrittskarten kämen. Die, die
da sind, sorgen dann für eine ganz ansprechende Stimmung, während es beim Heimpublikum wie in Spanien eher
üblich über weite Teile der Partie ziemlich ruhig bleibt, wenn man vom Torjubel absieht, der vor allem
beim ersten Treffer recht euphorisch ausfällt - zumindest da sieht man, daß man auf den Rängen von Real Madrid
durchaus Respekt vor dem heutigen Gegner hat und sich freut, daß die Partie so schnell "in die richtige
Richtung" läuft.
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