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Moor Green FC |
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26.12.2004, The Moorlands, Conference North |
Der englische Amateurfußball ist zur aktuellen Saison neu strukturiert worden. Allgemein erschien der Unterschied
zwischen der eingleisigen Football Conference als höchste Amateurklasse (also insgesamt fünfte Spielklasse hinter den
vier Profiligen, bei denen allgemein einfach von League-Football die Rede ist) und deren dreistaffeligem Unterbau aus
Northern, Southern und Isthmian (östlicher) als zu groß und so hat man jetzt eine zweite Ebene der Conference eingeschoben,
die zweigleisig aus einer Nord- und einer Südstaffel besteht, wobei die alten drei Amateurligen erhalten bleiben und unterhalb
der Conference jeweils aus einer Premier League und einer 1st Division bestehen. In der Conference North sind unter anderem
die Kicker des Moor Green FC aus Birmingham gelandet, der bereits 1901 gegründet wurde, aber bis 1922 nur Freundschaftsspiele
absolvierte und seither in diversen Ligen aus Birmingham und den Midlands kickte und seit 1983 Mitglied der Southern League
war, bevor man es jetzt in die neue Spielklasse schaffte. Redditch United war bereits 1891 gegründet worden und verbrachte ebenso
wie Moor Green seine gesamte Existenz im Amateurfußball, wobei man immerhin im FA-Cup einige Male auf Profivereine traf, jedoch
keinen davon aus dem Wettbewerb werfen konnte, so daß das Erreichen eines Wiederholungsspiels nach einem 1:1 gegen Peterborough United in der Saison 1971/72 als der größte Erfolg der Vereinsgeschichte gilt - die zweite Ansetzung wurde mit 0:4 verloren. Akutell benötigen die Hausherren die Punkte übrigens dringender als die Gäste, steht man doch bedenklich nah an der Abstiegszone, während die Saison für Redditch bei neun Punkten Abstand nach oben und unten bereits mehr oder weniger gelaufen zu sein scheint.
Beide Teams versuchen, das Mittelfeld schnell zu überbrücken und den Gegner mit schnellen Angriffen zu überraschen, wobei die Vorteile
in der Anfangsphase ganz klar auf der Seite der Gäste liegen. Erst Mitte der ersten Hälfte kommt Moor Green besser ins Spiel und erspielen sich erste gute Torchancen, was jedoch zunächst folgenlos bleibt oder bestenfalls zu Eckstößen führt. Nach gut 25 Minuten ist dann der Torhüter von Redditch gefragt, der einen scharfen Schuß aufs lange Eck so gerade eben abwehren kann, aber kurze Zeit später ist er dann in einer ähnlichen Situation machtlos und muß das Leder ins linke Toreck passieren lassen. Der Treffer weckt die Gäste wieder etwas auf, die nach dem Gegentor wieder mehr tun, aber nicht mehr an die Überlegenheit der Anfangsphase anknüpfen können. Noch in der ersten Hälfte kommt man nach einer der wenigen sehenswerten Kombinationen zu einer guten Ausgleichschance, verfehlt aber das kurze Eck knapp und in der Folge kommt es kaum noch zu Torchancen. So entsteht während des Großteils der zweiten Hälfte kaum der Eindruck, daß hier noch etwas passieren könnte, und tatsächlich bleibt es am Ende beim knappen 1:0-Erfolg für den Moor Green FC, der diese Punkte wie gesagt im Kampf um den Klassenerhalt sehr gut gebrauchen kann.
Eine Entfernung von gut 25 Kilometern ist
in einer zweigeteilten Liga keine sonderlich große Distanz und so hat sich eine durchaus
ansehnliche Gruppe von Gästefans eingefunden, die sich mit einer England-Fahne mit Aufschrift 'RUFC' hinter einem Tor aufgestellt haben, aber akustisch nicht weiter auffallen. Lauter geht es da schon auf der Seite der Hausherren zu, deren Anhänger immer mal wieder Sprechchöre hören lassen, darunter einen auffälligen Wechselgesang "Blue Army!" zwischen einem Vorsänger und dem Rest der Gruppe, wobei es allerdins auch immer wieder längere Spielphasen gibt, in denen überhaupt nichts zu hören ist. Bei Halbzeit wechseln Fans übrigens die Seite, so daß man in beiden Spielabschnitten hinter dem gegnerischen Tor steht.
Der auffälligste Teil des Stadions 'The Moorlands' ist eine bildschöne, etwas hochgesetzt gebaute Hintertortribüne, die
offensichtlich älteren Datums ist und tatsächlich bereits seit der Inbetriebnahme im Jahr 1930 Bestandteil der Anlage ist und im unteren Teil die Umkleidekabinen enthält. Über 50 Jahre handelte es sich übrigens um eine Seitentribüne, aber in den 1980er Jahren erfolgte ein Umbau der Moorlands, bei dem unter anderem das Spielfeld um 90 Grad gedreht und die damals in größerer Zahl vorhandenen Stehtraversen zurückgebaut wurden, um die Anlage mit Flutlicht zu versehen. Aufgrund der Auflagen der Stadt Birmingham mußten die Strahler an umklappbare Masten montiert werden, die außerhalb der Spieltag abzubauen waren und noch heute stehen, wobei die Tatsache, daß sie trotz der Mittagsansetzung nicht umgelegt sind, dafür spricht, daß diese Auflage nicht mehr eingehalten zu werden braucht - allerdings hat sie den Umbau des Stadions deutlich verteuert. Später wurde noch ein überdachter Stehplatzbereich installiert, der jetzt hinter dem anderen Tor zu finden ist, während beide Seiten über keinen Ausbau verfügen. Tatsächlich handelt es sich bei 'The Moorlands' alleine durch die fast ein Dreiviertel Jahrhundert nahezu unberührt erhaltene Haupttribüne um ein Stadion, in dem man den Hauch der Geschichte spürt und das unbedingt einen Besuch wert ist. Der Zuschauerrerkord der Moorlands geht übrigens auf das Jahr 1950 zurück, in dem 5000 Menschen zum Spiel der Hausherren gegen Romford kamen - beim Rückspiel waren sogar 11000 Zuschauer dabei. Der absolute Rekord für ein Moor Green Spiel liegt aber bei 15000 Zuschauern, die in Amsterdam zusahen, als man 1937 bei einer Art Europapokalvorläufer für Amateurteams im Olympiastadion mit 3:1 gegen Ajax unterlag.
Ein Teil der Informationen in diesem Bericht stammt aus:
Info
Die Haupttribüne des Moorland existiert traurigerweise nicht mehr, weil sie wenige Wochen nach unserem Besuch Opfer einer Brandstiftung
wurde. Die Tribüne ist bis auf die Grundmauern abgebrannt und kann auch nicht instandgesetzt werden. Der Moor Green FC wird für den Rest dieser Saison im Damson Park des Solihull Borough FC spielen und plant, zu Beginn der kommenden Spielzeit ins Moorland zurückzukehren, nachdem die zerstörte Tribüne abgerissen und ersetzt worden ist. Hier sind auf der Website des Moor Green FC Bilder der zerstörten Tribüne zu sehen.
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