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1. FC Magdeburg |
02.06.2007, Stadion Magdeburg, Regionalliga Nord |
Fast wäre die heutige Partie zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem FC St. Pauli zu einem Endspiel um den Aufstieg aus der
Regionalliga Nord geworden, aber den Hamburgern reichte am letzten Spieltag ein Unentschieden mit einem 2:2 gegen Dynamo Dresden, um als erster
Aufsteiger festzustehen, und so können sie gelassen in das heutige Spiel gehen, während sich der Tabellenzweite Magdeburg gegenüber den Verfolgern VfL Osnabrück, Wuppertaler SV und Kickers Emden behaupten muß. Mit einem Sieg wären die Hausherren freilich sicher in Liga 2 und so stellen sich viele die Frage, wie gelassen die Aufsteiger vom Millerntor denn wohl wirklich in die Partie gehen werden, auf deren Schützenhilfe die Konkurrenz des 1. FCM angewiesen ist. Und selbst gewinnen müssen die anderen Aufstiegsaspiranten natürlich auch erst mal, wobei Osnabrück gegen das ambitionslose Rot-Weiß Ahlen anzutreten hat und sich der WSV und Emden direkt gegenüberstehen.
Beide Teams präsentieren sich von Anfang an offensiv und suchen ihre Chance im Spiel nach vorne, wohl, weil der 1. FC Magdeburg auf einen Sieg angewiesen ist und der FC St. Pauli keinen Grund mehr hat, taktische Spielchen zu betreiben.
So läuft die Partie munter auf und ab und es könnte eigentlich jederzeit ein Treffer fallen, doch es dauert bis in die zweite Hälfte hinein, bis es wirklich zum erstenmal einen Treffer zu vermelden gibt. Der fällt in der 60. Minute für den FC St. Pauli, als Kuru nach einer Ecke einköpfen kann und das Tor ist für die Hausherren um so bitterer, als der Wuppertaler SV fast zeitgleich in Führung geht und jetzt in der Tabelle vor den Magdeburgern liegt. Zwar können letztere - ebenfalls per Kopf - noch ausgleichen, zum Siegtor reicht es aber trotz eines Sturmlaufs gegen Spielende nicht mehr und es bringt den Gastgebern auch nichts mehr, daß die Konter des FC St. Pauli ebenfalls nicht mehr von Erfolg gekrönt werden. Der Wuppertaler SV verliert zwar sein Spiel noch und Emden wäre auf eine Niederlage von Magdeburg angewiesen gewesen, aber am Ende kommt Osnabrück trotz zwischenzeitlichen Rückstandes zu einem 2:1-Erfolg in letzter Minute und so gibt es am heutigen Tag ein Freudenfest in Lila und Weiß, nachdem noch kurz vor dem Ende der Partie alles darauf hingedeutet hat, daß die Hausherren den FC St. Pauli trotz des Remis in die zweite Liga begleiten könnten...
Die Heimfans bieten zum Intro eine sehr gelungene Choreographie, bei der zunächst "Sternstunde eines Vereins" vor einem blauen "Himmel"-Hintergrund gezeigt werden, in dessen oberen Bereich silberne Sterne prangen und das später durch "Goldene Zeiten eines Trainers" ergänzt wird, nachdem
ein Portraitbild vor goldenem Hintergrund hochgezogen wurde. Im weiteren versuchen die Heimfans Stimmung zu machen, verlassen sich dabei allerdings über weite Strecken auf rhythmisches Klatschen und gelegentliche Gesänge "Auf geht's Magdeburger Jungs, schießt ein Tor für uns!", wobei vor allem die Beteiligung beeindrucken kann, denn auch die Längsseiten machen fast geschlossen mit. Die Gastefans halten entsprechend dagegen und dabei wird vor allem das zur gleichen Melodie gesungene "Schade, Magdeburger Jungs, Aufstieg nur für uns!" zum Gassenhauer. "Wir steigen auf und ihr kommt mit!" dagegen ist nur ein- oder zweimal von einzelnen St Paulianern zu hören und offensichtlich nicht mehrheitfsfähig. Dabei scheint der Großteil des Publikums in Magdeburg den Gästen freundlich gesonnen zu sein, die vom Sonderzug zum Stadion gebrachten Fans treffen eigentlich fast nur auf positive Reaktionen - Leute, die aus dem Fenster winken oder vom Straßenrand aus zuprosten - und Provokationen seitens Magdeburgern bleiben die Ausnahme. Im Stadion gibt es dann freilich schon ein paar häßliche Zwischentöne, vor allem, als sich eine Gruppe von offensichtlich rechtsextremen FCM-Anhängern direkt neben dem Gästeblock aufstellen und von dort aus provozieren können, was ein paar Becherwürfe zur Folge hat, nach dem Spiel versuchen ein paar weitere dieser Sorte vom Innenraum aus zum Gästeblock zu kommen, der noch für ca. 45 Minuten gesperrt bleibt, insgesamt sind die aggressiv auftretenden Heimfans aber deutlich in der Minderzahl.
Der 1. FC Magdeburg verfügt über ein brandneues Stadion, das an der Stelle der alten Grube-Kampfbahn seit dem Beginn der Rückrunde zur
Verfügung steht und, wie man per PKW anreisenden Gästefans an einer Autobahnbrücke per Transparent süffisant mitteilt, über vier Tribünen verfügt (das Millerntor nämlich kann davon im Moment nur drei präsentieren). Die neue Anlage kommt mit modernem Komfort daher, wozu ein komplett überdachter Zuschauerbereich, in den auf einer Längsseite auch VIP-Logen integriert sind, ebenso gehört wie die Gestaltung als reines Fußballstadion und die Vermittlung von Informationen über Multimedia-Anzeigetafeln sowie in die Tribünendächer integriertes Flutlicht -, läßt aber fast jeden Bezug zum 1. FC Magdeburg vermissen. Ein Vereinszeichen oder -schriftzug in die - immerhin größtenteils blaue Bestuhlung - integriert oder wenigstens mit Tafeln oder Gemälden versehene Außenwände würden da wohl Wunder wirken, in der jetzigen Form ist das Stadion Magdeburg nicht viel mehr als ein häßlicher Betonklotz in der Landschaft - was allerdings auch daran liegen kann, daß es auf einen Sponsorennamen wartet und man die Außenfassade vielleicht dementsprechend zu gestalten gedenkt - aber auch dann sollte man dringend auch einen Bezug zum Heimverein einbauen.
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