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22.03.2013, Rizal Memorial Stadium, AFC Challenge Cup Qualifikation, Gruppe E |
Der AFC Challenge Cup ist ein internationales Turnier des Asiatischen Fußballverbandes, in dem die
weniger erfolgreichen Nationalmannschaften alle zwei Jahre eine Art B-Meisterschaft ausspielen, deren
Sieger einen Platz beim darauffolgenden AFC Cup of Nations, also der eigentlichen Asien-Meisterschaft,
erhält. Doch auch für den Challenge Cup muß man sich erst einmal qualifizieren, und so werden diverse
Viererturniere ausgespielt, deren Sieger zur Endrunde reisen darf - im aktuellen Fall 2014 ausgetragen
auf den Malediven. Für das Turnier in Manila waren neben den gastgebenden Philippinen auch die
Nationalmannschaften aus Turkmenistan, Brunei Darussalam und Kambodscha gelost,
was eine Zweiklassengesellschaft nahelegen würde, denn die Hausherren und Turkmenistan
repräsentieren mit ihren Plätzen 145 und 140 in der FIFA-Weltrangliste das Challenge-Cup-Oberhaus, während Kambodscha und Brunei Darussalam deutlich weiter unten auf 185 und 186 zu finden sind. Heute
sollte eigentlich zunächst Turkmenistan gegen Kambodscha spielen und dann die Philippinen gegen Brunei,
aber die Vertreter des kleinen Sultanats von der Insel Borneo haben all das umgeworfen, als sie sich
einen Tag vor Turnierstart wegen 'unavoidable circumstances' vom Challenge Cup zurückgezogen und
damit viel Unverständnis erzeugt haben,
auch im eigenen Land.
Somit bleibt für den heutigen Tag nur noch das Spiel zwischen den Turkmenen und Kambodschanern auf dem
Spielplan, das sich schnell als die erwartet einseitige Angelegenheit herausstellt. Die in Grün
angetretenen Zentralasiaten sind ihren blaugewandeten Gegenspielern spielerisch und körperlich um
Längen überlegen, und über weite Strecken sieht es aus, als spiele hier eine Jugendmannschaft gegen ein
Erwachsenenteam. In der 8. Minute erzielt Amanov Arslanmyrat ohne nennenswerten Widerstand das 1:0,
und die turkmenischen Spieler vergeben reihenweise Chancen, bevor in der 22. Minute Vladimir Baramov
auf 2:0 erhöht. Bis zur Pause trägt sich Baramov noch ein zweites Mal in die Torschützenliste ein und
ein Eigentor von Thvarak Om sorgt für den Pausenstand von 4:0. Während der turkmenische Strafraum in
der ersten Hälfte für die Spieler Kambodschas so weit weg scheint wie Grönland für die meisten
Europäer - man weiß, daß es irgendwie existiert, erwartet aber nicht, wirklich mal hinzukommen - lassen
die Turkmenen die Zügel in der zweiten Hälfte etwas schleifen, und die Ostasiaten kommen jetzt
tatsächlich schon einmal bis vor das Tor der Turkmenen - einmal schießt man das Leder sogar über die
Torauslinie ins Tor, es zählt aber nicht. Letzten Endes bequemen sich dann aber doch wieder die Spieler Turkmenistans, für
das sich mit Berdy Samuradov, Gurangeldi Batrov und Guvanch Abylov noch drei weitere Spieler als
Torschützen betätigen und für einen 7:0-Erfolg sorgen, bei dem sechs verschiedene Spieler - darunter ein
Gegner - die Tore markierten und der eigentlich noch deutlich höher hätte ausfallen müssen.
Ein Spieltag ohne Gastgeber - das heißt natürlich in Manila auch ein Spieltag ohne Publikumsinteresse.
Auch wenn man per Presse apelliert hat, man möge doch trotzdem ins Stadion kommen, verlieren sich
wenige Leute im weiten Rund der Anlage, und es stellt sich auch hier die Frage, ob der philippinische
Verband versuchen wird, Brunei auf Schadenersatz zu verklagen - zusätzlich könnte für den Verband
des Sultanats weiteres Ungemach in Form von Strafen durch den Asiatischen Fußballverband drohen. Das
nächste Faß, was sicherlich demnächst aufgemacht wird, ist das des Vergleichs zwischen den
Turniergruppen, denn neben den Tabellenersten wird sich auch der beste Tabellenwzeite für die
Endrunde 2014 qualifizieren, und da dürften die zweiten der anderen Gruppen wenig begeistert sein, wenn
die Spiele Bruneis wie zunächst geplant mit 0:3 gewertet werden, so daß der Gruppenzweite der Gruppe
E am Ende mindestens 6 Punkte und ein haushoch positives Torverhältnis auf dem Konto haben dürfte - da man davon ausgehen kann, daß Kambodscha hier von beiden mit hohen Ergebnissen besiegt wird.
Das Rizal Memorial Stadium ist Teil eines gleichnamigen Sportkomplexes und wurde 1934 in der
philippinischen Hauptstadt Manila eröffnet. Es ist verkehrsgünstig und zental in der Stadt gelegen und
zum Beispiel nur einen Steinwurf von der Hochbahnhaltestellt LRT Vito Cruz entfernt, was es auch
in den weniger entwickelten Staaten zu einem Exoten macht, wo man in den letzten Jahren so gerne mit
Geld vom Weltverband oder aus China neue Anlagen auf der grünen Wiese eröffnet. 1954 fanden hier die
Asienspiele statt, und dreimal wurden hier Südasiatische Spiele ausgetragen, aber zuletzt war die
Anlage in schlechtem Zustand und konnte nicht mehr für internationale Fußballspiele genutzt werden,
bis sie 2011 renoviert und neueröffnet werden konnte. Seitdem ist das Rizal Memorial Stadium nur
noch für
12873 Zuschauer zugelassen, wobei aktuell Pläne diskutiert werden, es um 10000 Plätze zu erweitern.
Den Aufbau der Anlage kann man wohl als klassisch bezeichnen: Es gibt eine
überdachte Haupttribüne und dazu ein weites Rund mit Betonstufen, auf die allerdings einzelne Sitzplätze
eingezeichnet sind, was offensichtlich für die Kapazitätsreduktion sorgt.
Der absolute Publikumsrekord des Stadions wurde allerdings ohnehin nicht mit einem
Fußballspiel erreicht, sondern am 4. Juli 1966 bei einem
Konzert der Beatles,
das mit 50000 Zuschauern
auch für die Band bemerkenswert gewesen sein dürfte und als das zweitgrößte Konzert in die Geschichte eingegangen ist, das diese je gegeben hat.
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