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Karpaty Lvov |
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01.03.2008, Stadion Ukraina, Wischa Liga |
Der FK Karpaty Lvov wurde 1963 in der damaligen Sovjetunion gegründet und schaffte es 1969 als erstes und
einziges Team der Fußballgeschichte der UDSSR, als Zweitligist den Pokal des Landes zu gewinnen. Weitere
Erfolge blieben dem Teams aus der Region Galizien
jedoch verwehrt und im Jahr 2003/2004 stieg man sogar aus der ersten Liga der inzwischen eigenständigen
Ukraine ab, wobei man sich betrogen fühlte und auf diverse angeblich offensichtlich falsche Entscheidungen
der Schiedsrichter verwies.
Zwei Jahr später kehrte Karpaty in die erste Liga des Landes zurück, in der es heute gegen den FK Charkov
geht. Der heutige Gegner wurde erst 2005 gegründet und spielt seit 2006 erstklassig - 2004 hatte man noch
vor der offiziellen Gründung unter dem Namen FC Arsenal Charkov erstmalig am Ligasystem teilgenommen. Momentan
belegen beide Teams Plätze im Mittelfeld, können jedoch aufgrund der geringen Abstände nach unten noch schnell
in Abstiegsgefahr geraten.
Von Anfang an übernimmt der FK Karpaty eindeutig das Kommando auf dem Platz und drängt die Gäste in ihre eigene
Hälfte zurück. Daß es nicht schnell zu einer hohen Führung für die Gastgeber kommt, liegt dann auch vor allem
an ihrer eklatanten Abschlußschwäche, und spätestens, als nach 25 Minuten der Torhüter des FK Charkov einen Ball
nur abklatschen kann und der Nachschuß von halbrechts das weit offene Tor verfehlt, rauft man sich bei den Anhängern
der Gastgeber die Haare. Immerhin kommt Karpaty noch vor dem Seitenwechsel durch einen Treffer von Maksi Feschuk
zur hochverdienten Führung, ein weiterer Treffer will jedoch nicht fallen. Die zweite Hälfte ist deutlich schwächer,
denn die Gäste können nicht wirklich nachlegen und auch Lvov schaltet jetzt einen Gang zurück, wobei teilweise sintflutartige
Niederschläge - möglicherweise Ausläufer des Orkantiefs Emma, das zur gleichen Zeit Deutschland und Teile Polens heimsucht - niedergehen und sinnvolles Spiel so gut wie unmöglich machen.
Die offiziell angegebene Zuschauerzahl von über 9000 scheint stark übertrieben zu sein, insgesamt haben sich wohl eher 5000 Zuschauer im Stadion Ukraina eingefunden.
Anhänger aus Charkov sind darunter nicht auszumachen und so bleibt es den Fans der Gastgeber überlassen, das Feld des Supports allein
zu bestellen. Hierzu präsentieren die Heimfans zu Beginn des Spiels eine kleine Choreographie mit dem Gründungsjahr des Clubs
auf einzelnen Tafeln und danach sorgt man per Gesang für guten - wenn auch nicht besonders lautstarken - Support. Kurz vor
Schluß hat man noch im strömenden Regen eine Oberkörper-Frei-Aktion zu bieten, bei der auch einiges im Heimblock los ist. Uneingeschränktes
Lob für die Hausherren bis hierhin also, aber andererseits kann man nicht übersehen, das sich die Karpaty-Fans deutlich sichtbar im rechtsextremen
politischen Lager positionieren, so ist zum Beispiel eine Konföderations-Fahne zu sehen und auch mehrere Keltenkreuze prangen auf den
Transparenten, außerdem ist die Aufschrift "Lemberg Defenders" (Lemberg ist der deutsche Namen, der Stadt, die auf russisch und polnisch
Lvov und auf ukrainisch Lviv heißt) mit einer S-Rune geschrieben und daneben prangt sogar ein Transparent, auf dem ein Totenschädel mit
dahinter verschränkten Knochen zu sehen ist, wie er von der berüchtigten Totenkopf-SS als Zeichen genutzt wurden.
Das Stadion Karpaty ist auf einem Berg südöstlich der Innenstadt von Lvov gelegen und kann mit dem Charme traditioneller osteuropäischer Sportstätten
glänzen. Die 1992 erbaute Anlage, die zu Sowjetzeiten Stadion Druschba ("Freundschaft") hieß, kommt als größtenteils offene Schüssel daher,
deren Bestuhlung teils in den Vereinsfarben Grün-Weiß und teils in den ukrainischen Farben Blau und Gelb gehalten ist. In einem Hintertorbereich
bauen sich die Heimfans auf und gegenüber gibt es ein Marathontor, durch das der Spielertunnel verläuft. Die Haupttibüne ist in der Mitte mit
einer kleinen Überdachung versehen, unter der ein VIP-Bereich mit gepolsterten Sitzen zu finden ist. Oberhalb der Heimkurve gibt es eine digitale
Anzeigetafel und auf der Gegenseite findet man eine sehr charakteristische waagerechte Flutlichtkonstruktion. Von "altmodischem Charme" kann vermutlich
bald nicht mehr die Rede sein, wenn es ums Stadion Ukraina geht, denn die Spielstätte gehört zu den Anlagen, die zur Verwendung bei der Europameisterschaft 2012 umgebaut werden sol, was man sich mehr als 70 Millionen Euro kosten lassen will.
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