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Szczakowianka Jaworzno |
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PZPN - Polnischer Fußballverband 90Minut.PL |
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07.05.2005, Stadion Miejski, II Liga |
Beim heutigen Zweitligaderby zwischen Szczakowianka Jaworzno und Zagłębie Sosnowiec hat keine
der beiden Mannschaften etwas zu verschenken. Die Hausherren backen in der laufenden Saison die
deutlich kleineren Brötchen und so benötigen sie die Punkte, um unangenehmen Entscheidungsspielen
gegen den Abstieg zu entgehen. Zagłębie hat dagegen zumindest ein Qualifikationsspiel zur ersten
Liga gegen den Vorletzen der ersten Liga - zur Zeit wäre das Odra Wodzislaw Slaski - im Visier, müßte dafür
aber noch ein paar Punkte aufholen. Zagłębie - das heißt soviel wie "Hüttenrevier" - Sosnowiec ist
übrigens 1993 Pleite gegangen, nachdem man zuvor mit drei Jahren Unterbrechung seit Anfang der
60er Jahre erstklassig gewesen war, und könnte jetzt weitere 12 Jahre später vor der Rückkehr in
die polnische Eliteliga stehen.
Die Partie ist in der Anfangsphase unterhaltsam, aber nicht hochklassig. Die Chancen verteilen sich
zu halbwegs gleichen Teilen über die beiden Teams, wobei hüben wie drüben echte Hochkaräter Mangelware
bleiben. Nach einer halben Stunde kommt es zu einem Treffer, der zum bisherigen Spielverlauf paßt, denn
eine richtige Chance liegt auch hier eigentlich nicht vor. Die ganz in Rot spielenden Hausherren leisten
sich in der eigenen Abwehr einen dummen Abpraller, der einem der Gäste - ihrerseits ganz in Grün - vor
die Füße fällt, die nur noch einzuschieben brauchen. Der Rest der Partie wird eher zum Langweiler, denn
Jaworzno ist zu keiner Zeit in der Lage, den Abwehrriegel von Zagłębie zu knacken und so kann es nicht
überraschen, daß es am Ende bei dem knappen Sieg für die Gäste bleibt.
Eine Handvoll von Jaworzno-Fans haben sich auf der Mitte der Gegengeraden niedergelassen, wo man immer wieder
mal mit Gesängen auf sich aufmerksam macht oder die mitgebrachte Trommel zum Einsatz bringt. Im Gegensatz zum
ansonsten eher spärlich gefüllten Stadion ist der Gästeblock rammelvoll und die Ordnungskräfte dokumentieren, daß
man den in einigen Bussen zum Stadion transportierten Fans aus Sosniewic auch das deutlich größere Gewaltpotential
zutraut, indem direkt hinter dem Gästeblock ein Wasserwerfer postiert wird und die Gäste von vor ihrem Block von einer dichten
Polizeikette bewacht werden, während man nur einige wenige Leute im Bereich der Heimfans postiert hat. Auch bei den Gästen wird
gesungen und getrommelt und man bescheinigt per Sprechchor den Anhängern der Heimmannschaft, eine "verfickte Koalition mit der
Polizei" zu bilden, was auf das letzte Treffen der Teams anspielt, als die Gästefans einige Fahnen der Heimanhänger "erbeuten" konnten und diese mit einer als ehrenrührig geltenden Anzeige bei der Polizei reagiert haben, die unter anderem zu Hausdurchsuchungen bei Fans von Sosniewic geführt hat. Neben den Sprechchören zeigen die Anhänger der Gäste auch immer mal wieder optische Unterstützung, z. B. in Form von Choreographien in Vereinsfarben - einmal mit kleinen Fahnen und einmal mit Papptafeln - oder mit einer Blockfahne. Da können die Fans der Hausherren nicht mithalten, die nur einmal eine Blockfahne zu präsentieren haben.
Das Stadion von Jaworzno kann sich sehen lassen und es dürfte zu den schönsten Anlagen zählen, die Polen zu bieten hat. Schmuckstück
ist zweifellos die überdachte Haupttribüne, die auf dem Dach den Schriftzug "Victoria" trägt und wie auch der Rest des Stadions mit
Sitzen ausgestattet ist, die von Block zu Block zwischen den Farben Rot und Grün wechseln. Insgesamt ist die Anlage als großes Oval gehalten, wobei offensichtlich auch mal eine Laufbahn vorhanden war, die zwar inzwischen mit Gras überwachsen ist, aber immer noch für
eine große Distanz der Zuschauer vor allem in den Kurven zum Spielgeschehen sorgt. Hinter einem der Tore ist ein Marathontor untergebracht - in dem man übrigens wohl für alle Fälle einen zweiten Wasserwerfer abgestellt hat - und hinter einem Tor ist nicht nur der versetzt untergebrachte Gästeblock zu finden, sondern direkt daneben und somit mittig in der Kurve auch eine kleine Anzeigetafel. Stehplätze gibt es hier - außer im Gästebereich - allerdings nicht und auch ein Flutlicht sucht man vergeblich.
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