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Irak vs. Jemen 2:0 |
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23.07.2011, Franso Hariri, WM-Qualifikation |
Die Nationalmannschaft des Irak gehörte in der Regel stets zu dem besseren, was der asiatische Fußball zu bieten
hatte, wobei man allerdings meistens nicht ganz vorne dabei war. Als Ausnahmen sind hier vor allem der Gewinn
der Asienmeisterschaft 2007 zu nennen, als man sich in Jakarta mit 1:0 über Saudiarabien durchsetzen konnte und
die Teilnahme an der Fußball Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko, wo man allerdings in der Gruppenphase bei 1:4 Toren ohne jeden Punktgewinn blieb. Um die Teilnahme an der WM geht es auch am heutigen Tag, und hier will man es besser machen,
nachdem man das Turnier in Südafrika 2010 knapp verpaßt hatte, obwohl man als amtierender Asienmeister in die Runde gegangen war. In der zweiten Runde der Playoffs muß man gegen einen Nobody des Asiatischen Fußballs bestehen, nämlich den Jemen, der sich inklusive seines Vorgängerverbands Nordjemen noch nie für ein großes Turnier qualifzieren konnte (der Südjemen schaffte dagegen immerhin die Qualifikation zur Asienmeisterschaft 1976). Auch wenn die Gastgeber zuletzt schwache Freundschaftsspiele hingelegt und gegen Syrien und Kuwait verloren haben sowie gegen Jordanien
über ein Remis nicht hinausgekommen sind, gehen sie als haushoher Favorit in die Runde. Es spricht darüber hinaus
gegen die heutigen Gäste, daß sie wegen der politisch instabilen Lage in ihrem Heimatland das Rückspiel auf neutralem Boden in Al-Ain (Vereinigte Arabische Emirate) austragen müssen.
Ohne wirklich zu glänzen bestätigt der Irak seine Favoritenrolle in der heutigen Partie, denn man
zeigt die gegenüber dem sich meistens mit hohen Bällen in Richtung Spitze behelfenden Jemen die
deutlich überlegene Spielanlage und versucht, den Gegner mit Paßspiel und häufigen Flügelwechseln
auszuspielen. Richtig gefährlich wird das nicht allzuhäufig, aber dennoch kann man die Partie bereits
nach zehn Minuten halbwegs beruhigt angehen, nachdem Teamcaptain Younis Mahmoud in der 10. Minute mit
einem Diagonalpaß von links Hawar Mohammed findet, der das Leder von der anderen Seite aus im Tor
der Gäste unterbringen kann. Chancen für den Jemen entstehen fast nur durch Nachlässigkeiten in der
heimischen Defensive, z. B. durch einen Weitschuß Mitte der ersten Hälfte, der aus einer zu kurzen Abwehr
resultiert und von oben aufs Tornetz fällt. So entsteht nur selten der Eindruck, daß die Gäste ernsthaft
zum Ausgleichstreffer kommen könnten. In der 64. Minute legt schließlich erneut Mahmoud auf, und Alaa Abdul Zahra
sorgt aus kurzer Distanz für das 2:0, das die endgültige Entscheidung bedeutet und unter normalen Umständen
auch für das Rückspiel ausreichen sollte, auch
wenn man sicher im Irak auf einen höheren Sieg gehofft hatte.
Wenn man sich vor der Partie mit den einheimischen Fans unterhält, wird doch einiges an Skepsis
gegenüber dem aktuellen Zustand der irakischen Nationalmannschaft und gegenüber der Kompetenz ihres
Trainers Wolfgang Sidka deutlich, aber das ist vergessen, sobald man im Stadion ist. Bereits vor der
Partie läßt man sich von einer offensichtlich populären Sängerin einheizen, die sich später auf der Tribüne
noch mit dem einen oder anderen Fan fotografieren läßt. Während der Partie gibt es ständig Support mit
Gesang und Getrommel, wobei ein paar Vorsänger mit Handtrommeln besonders für Stimmung sorgen. Dazu wird
immer wieder mit Leuchtpatronen geschossen, und man hat diverse irakische und kurdische Fahnen mitgebracht.
So ist im augenscheinlich ausverkauften Stadion für Stimmung gesorgt - ein paar Stunden vor der Partie hat
es übrigens noch bündelweise Tickets für umgerechnet ca 3 gegeben. Anhänger aus dem Jemen scheinen
allerdings nicht vor Ort zu sein oder fallen zumindest nicht weiter auf.
Das Franso-Hariri-Stadion ist das zweitgrößte Stadion des Irak, es ist in der kurdischen Metropole
Arbil zu finden. Nachdem die irakische Nationalmannschaft nach dem zweiten Irakkrieg wegen der unsicheren
Lage im Land zunächst ihre Heimspiele auf neutralem Boden austragen mußte, wurde die stark verbesserten
Sicherheit in der Region Arbil, wo es seit Jahren keine Anschläge mehr gegeben hat, 2009 durch
die FIFA gewürdigt, indem man sowohl der Nationalmannschaft des Iraks als auch den irakischen Vereinsmannschaften
gestattete, hier internationale Spiele auszutragen. Seit Ende 2010 darf die Nationalmannschaft auch im nahegelegenen Sulaimaniyya spielen, während dem Wunsch, auch Spiele im eigentlichen Nationalstadion Al-Shaab in Bagdad spielen zu durfen, bislang nicht entsprochen wurde. Namensgeber des Stadions in Arbil Franso Hariri ist ein assyrisch-kurdischer Politiker, der
dokumentiert, daß es hier nicht immer so sicher war wie heutzutage, wurde er doch am 18. Februar 2001 von Mitglieder der
radikal-islamischen Ansar al-Islam ermordet. Das Stadion selbst ist eine eher unspektakuläre Mehrzweckanlage,
die mit einer blauen Laufbahn augestattet ist und neben einer kleinen überdachten Tribüne ein offenes Oval zu
bieten hat. Gespielt wird hier am frühen Abend, was angesichts von Mittagstemperaturen von an die 50 Grad
Celsius wohl relativ alternativlos ist, wenn man bei 'angenehmen' 35 Grad spielen will.
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