TuS Herscheid |
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28.05.2013, Sportplatz Müggenbruch, Kreisliga Lüdenscheid A |
Herscheid ist eine Gemeinde, die mit ihren etwa 7000 Einwohnern im Märkischen Kreis zu finden ist, also im
nördlichen Bereich des Sauerlands, das immer mit seiner schwachen Anbindung zu kämpfen hatte. Auch eine
geplante Bahnlinie von Plettenberg über Herscheid nach Lüdenscheid versackte in den 1920er Jahren in
Herscheid und wurde 1965 stillgelegt, ohne daß die Linie je weitergebaut worden wäre. 1885 wurde hier ein
Turnverein gegründet, dessen strenge Regeln besagten, daß man für jede versäumte Turnstunde 20 Pfennig
und für das Fehlen bei der Generalversammlung gar 25 Pfennig Strafe zu berappen hatte. 1920 schaffte man
sich einen Fußball an, aber es dauerte noch 15 Jahre, bis das erste Spiel dokumentiert ist, bei dem man
gegen eine Mannschaft des Reichsarbeitsdienstes antrat und daran offensichtlich Gefallen fand, denn im
gleichen Jahr folgten nicht nur über 30 weitere Spiele, sondern auch der Beitritt zum Westdeutschen
Fußballverband. Die letzten Jahr pendelte man zwischen Kreisliga B und A, wobei man sich inzwischen im
dritten Jahr in Folge in der A-Liga hält und auch in der kommenden Saison auf diesem Niveau kicken wird - im
Gegensatz zu den Gästen von Türk Gücü Lüdenscheid, die ihrem Vereinsnamen ("Türkische Macht") in der aktuellen
Spielzeit nicht wirklich gerecht werden konnten und mit sieben Punkten aus 28 Spielen und einem Torverhältnis
von 32:169 als Tabellenletzter sang- und klanglos absteigen werden.
Türk Gücü spielt heute in der Anfangsphase gar nicht so schlecht mit und hält zumindest erst einmal das 0:0, obwohl erst kurz vor Anpfiff feststeht, daß man überhaupt genug Spieler zusammenbekommen hat, um die
heutige Partie bestreiten zu können. In der 10. Spielminute fällt dann aber doch das 1:0 durch Patrik Bieker,
der im Strafraum völlig ungehindert einschieben kann, und noch vor der Halbzeitpause sind es Christopher
Birkelbach und Andreas Messener, die zwei weitere Tore für Herscheid markieren. So richtig los geht die
Torflut dann im zweiten Abschnitt, als den Lüdenscheidern offensichtlich die Puste ausgeht und Herscheid Treffer
nach Belieben macht - am Ende werden es 13. Mit Dogan Yapar wird ein Spieler bester Torschütze, der in der
ersten Hälfte noch gar nicht getroffen hat - alleine fünf seiner sechs Treffer markiert Yapar zwischen der 62. und 70. Spielminute. Den Ehrentreffer schießt Türk Gücü schließlich auch noch, nachdem man mit einem indirekten Freistoß aus dem Strafraum noch gescheitert ist, und zwar durch Cihan Akguel, der in der 75. Minute den Zwischenstand von
11:1 macht.
Der Sportplatz am Müggenbruch wurde ab dem 9. Mai 1946 gebaut und konnte am 10. November des gleichen Jahres
mit einem Testspiel gegen die SF Holthausen aus dem benachbarten Plettenberg eingeweiht werden, von dem man nur noch
weiß, daß es sehr hoch ausgegangen ist - aber wohl nicht ganz so hoch wie heute, da die meisten Zeitzeugen von
einer 1:11-Niederlage sprechen. Ab März 2012 erfolgte die Umwandlung in einen Kunstrasenplatz, der im Juni des
gleichen Jahres in Betieb genommen werden konnte. Hinter einem Tor gibt es das mit Vereinszeichen des TuS
Herscheid "personalisierte" Vereinsheim der Hausherren, und auf einer Längsseite verfügt er über einen zweistufigen Ausbau,
doch die wenigen Zuschauer stellen sich eher gegenüber oberhalb des Graswalls auf, der mit dem außerhalb der Anlage
folgenden Baumbestand für eine ganz gemütliche Atmosphäre sorgt. Weniger gemütlich wird es zwischendurch, als ein
eigentlich neutraler Zuschauer spaßeshalber den TuS Herscheid supportet und mit einem (eigentlich wohl in der
Fußballwelt eher harmlosen) Chant "Gelbe Karte, rote Karte, raus die Sau!" Türk Gücüs Torhüter Mbarek Akkaoui
auf die Palme bringt. Mit weiteren Ein-Mann-Sprechchören, im Wesentlichen dem Herabzählen der Zahl der Tore bis zum
zweistelligen Spielstand ("Nur noch sieben!") setzt sich die Eskalation fort, bis Akkaoui zur Halbzeitpause von
seinen Mitspielern zurückgehalten werden muß, damit es nicht zur körperlichen Auseinandersetzung kommt.
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