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VfL Fosite Helgoland |
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26.06.2010, Fußballplatz, Freundschaftsspiel |
Die Insel Helgoland blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, in der sie unter anderem von dem berühmten Piraten Klaus Störtebecker als Stützpunkt genutzt wurde, wegen plötzlich auftretender Heringsschwärme zur Goldgrube für Fischer wurde, in britischem Besitz für Schmuggelfahrten zur Umgehung von Napoleons Kontinentalsperre genutzt wurde, von den Briten im Tausch gegen Sansibar ans Deutsche Reich abgegeben wurde, Helgolands Nachbarinsel Düne von den Nazis in einen riesigen Militärhafen umgewandelt werden sollte und die ganze Insel nach dem zweiten Weltkrieg von den Briten gesprengt
werden sollte, dem Versuch aber standhielt. Einen Tag nach dem Inkrafttreten des Helgoland-Sansibar-Vertrags über den besagten Tausch wurde der VfL Fosite Helgoland gegründet, der wegen der politischen Zughörigkeit Helgolands zum Kreis Pinneberg dem Hamburger Fußballverband angehört, aber aus Kostengründen nicht am regulären Spielbetrieb teilnimmt. Deshalb kickt der Club, der nach dem nordischen Gott Fosite benannt ist, nur in Freundschaftsspielen gegen Gegner, die dafür kein Startgeld nehmen, was die Hoffnung, gegen ein Traditionsteam des Mit-VfLs von Borussia Mönchengladbach zunichte gemacht hat, aber immerhin fand sich eine Altherren-Truppe vom Niederrhein, die gegen die Inselfußballer antreten mochte. Die Benennung nach Fosite, dem Gott für Recht und Gesetz, bot sich insofern an, daß Helgoland früher ein Heiligtum des Gottes beherbergte, eine Quelle, aus der schweigend geschöpft wurde. Das Heiligtum wurde zwar bei der Christianisierung Helgolands durch den heiligen Ludger um 791 nach Christus zerstört, aber da es ja doch eher unwahrscheinlich ist, daß der zurückkommt, um auch den Verein abzustrafen, schien die Annahme dieses Namens gefahrlos möglich zu sein.
Die Teams begegnen sich durchaus auf Augenhöhe, und es ist der heimische VfL, der nach sechs Minuten zu der ersten großen Chance kommt, aber am Pfosten scheitert, aber der auswärtige, der direkt im Gegenzug nach einem Abstimmungsfehler in der Fosite-Abwehr in Führung geht. Trotz weiterer Chancen auf beiden Seiten tut sich am Spielstand nichts mehr bis
zum Seitenwechsel, aber auch in der zweiten Hälfte bringt die sechste Minute erste Aufregung, und diesmal treffen die Helgoländer. Lange kann man sich darüber nicht freuen, denn auch wenn die Chance der Hausherren diesmal zum Abschluß führt, ist die Antwort der Gladbacher die gleiche wie im ersten Abschnitt, und sie gehen im unmittelbaren Gegenzug erneut in Front. Das Ganze soll sich eine Viertelstunde vor Schluß wiederholen, als es zunächst zum erneuten Ausgleich kommt, der jedoch wieder mit der unmittelbar folgenden Führung der Alt-Fohlen beantwortet wird, und schließlich sind es letztere, die den Schlußpunkt zum 2:4 setzen und so eine Partie nach Hause bringen, in der für Fosite Helgoland durchaus auch ein Remis dringewesen wäre.
Wenn es um Fußball und Helgoland geht, spotten die Festländer oft, daß es auf der Insel doch gar keinen Platz für einen Fußballplatz gäbe, aber tatsächlich würde die Fläche Helgolands für über 20 Spielfelder reichen. Gebaut hat man aber natürlich nur einen, und der ist ganz am Ende der Hauptinsel zu finden, wenige Schritte bevor der nicht zum Baden
geeignete Nordstrand folgt und unterhalb der Klippe, auf die zwischen Strand und Sportplatz eine Treppe hinaufführt. Angesichts der Unverwechselbarkeit und wohl auch der norddeutschen Nüchternheit heißt die Anlage einfach nur Fußballplatz, und sie verfügt mit einigen Stufen in Richtung zur Klippe hin über etwas Ausbau. 1980 wurde hier ein Kunstrasenplatz errichtet, der bis 2004 so verschlissen war, daß der Spiel- und Trainingsbetrieb eingestellt werden mußte, aber der VfL Fosite hat in Eigenleistung sowie bei Gemeinde, Kreis, Land und einer Hamburger Baufirma schließlich genug für die Sanierung der Anlage auftreiben können, die renoviert wurde und 2008 wieder in Betrieb genommen werden konnte. Wer möchte, kann übrigens auch selbst mal auf dem Fußballplatz Helgoland kicken, denn der ist nicht umzäunt und steht für alle - ausdrücklich inklusive Touristen - zur Nutzung bereit.
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