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23.02.2013, Kurt-Wabbel-Stadion, 3. Liga |
Die Geburtsstunde des Halleschen FC Chemie schlug am 26.1.1966 durch Ausgliederung der Fußballabteilung des
acht Jahre zuvor gegründeten SC Chemie Halle. Zu den ganz großen Nummern zählte man nie im Fußball der DDR,
aber immerhin konnte der Club 1970/71 einmal als Dritter der Oberliga in den UEFA-Cup einziehen, wo man in
der Qualifikation auf den PSV Eindhoven traf und den Niederländern im Hinspiel ein 0:0 abrang. Das Rückspiel
wurde mit Spannung erwartet, aber im Mannschaftshotel der Hallenser brach ein Brand aus, bei dem elf Menschen
starben, darunter der junge Ersatztorhüter von Halle, Wolfgang Hoffmann, und das Spiel wurde abgesagt - die
Anhaltiner zogen sich aus dem Wettbewerb zurück. 1991 landete man in der letzten Oberliga-Saison auf Platz
vier und durfte nicht nur zum zweiten Mal im UEFA-Cup spielen, sondern hatte sich auch für die gesamtdeutsche
2. Liga qualifiziert. Der Europapokal war nach einer Runde für die Hallenser beendet (2:1 und 0:3 gegen
Torpedo Moskau), die Zweitligateilnahme nach einem Jahr. Danch verschwand man für immer in tieferen Ligen,
bevor Halle zur aktuellen Spielzeit immerhin in die inzwischen neuentstandene 3. Liga aufsteigen konnte.
Das darf als große Überraschung gelten, denn man setzte sich gegen die hochfavorisierten und mit den finanziellen
Mitteln eines Energy Drink-Herstellers vollgepumpten Kicker von RasenBall Leipzig durch, die am Ende sogar mit
dem 3. Platz hinter Holstein Kiel vorlieb nehmen mußten. Bislang schlägt sich der Aufsteiger recht gut in
der neuen Spielklasse und hat vier Punkte Vorsprung vor einem Abstiegsplatz - heute könnte man sich mit
einem Heimsieg gegen den Chemnitzer FC weiter Richtung Mittelfeld absetzen. Für die Himmelblauen aus Sachsen
dürfte die Saison bereits jetzt gelaufen sein, denn bei jeweils 13 Punkten Abstand auf die Aufstiegsrelegation
und einen Abstiegsplatz ist schwer vorstellbar, daß es für Chemnitz im weiteren Verlauf der Spielzeit noch einmal um
etwas gehen könnte.
In der Anfangsphase sieht es allerdings eher nicht nach einem Dreier für die Gastgeber aus, denn es ist der
Chemnitzer FC, der eindeutig das Geschehen auf dem Rasen bestimmt, der am Morgen von freiwilligen Helfern
schneefrei gemacht wurde. Anton Fink verfehlt schon in der 5. Spielminute das Tor der Hauherren nur knapp,
und in der 26. Minute zappelt der Ball gar in den Maschen des Heimtors - allerdings findet der Treffer
wegen einer Abseitsstellung keine Anerkennung. In der zweiten Hälfte, in die es folgerichtig mit einem
ausgeglichenen torlosen Spielstand geht, sind die Kraftverhältnisse ausgeglichener. Zwar ist Chemnitz weiter
leicht im Vorteil, aber Halle nimmt den Kampf an und kommt mit dem zunehmend wieder schneebedeckten Boden
besser zurecht als sein Gegner, und die 65. Minute bringt schließlich das Führungstor für den HFC durch einen
Kopfball von Steven Rupprecht. In der 74. Minute vergeben die Sachsen die größte Ausgleichschance, als
Josip Landeka frei vor Gästetorhüter Darko Horvart auftaucht, aber in dem Goalie seinen Meister findet.
Die 87. Minute bringt schließlich die Entscheidung, als Dennis Mast das 2:0 erzielt, bei diesem Spielstand
bleibt es dann auch, obwohl es eine siebenminütige Nachspielzeit gibt, die größtenteils darauf zurückgeht,
daß Schiedsrichter Florian Steuer zwischendurch die Linien des Strafraums von Schnee befreien läßt.
Für viele Heimfans hat die Partie wie gesagt bereits lange vor dem Anpfiff begonnen, als die den Platz vom
Schnee befreit haben. Unmittelbar vor dem Spielbeginn wird dann auf Heimseite ein Intro gezeigt, bei dem
mehrere Banner präsentiert werden, aus denen hervorgeht, daß man dem Halleschen FC und vielen seiner Sympathisanten
vorwirft, ein wenig zu sehr in der virtuellen Welt zu existieren, so gäbe es auf der einen Seite weit mehr
Facebook-Freunde als Mitglieder und auf der anderen - beim Verein - weder eine Mitgliederkampagne noch auch nur
einen Beitrittsantrag im Internetangebot. Danach gibt es durchgänig Support aus dem hinter dem Tor befindlichen
Stimmungsblock, an dem sich der Rest des Stadions nur sporadisch - zum Großteil unmittelbar nach den Toren -
anschließt. Im Support für die Gastgeber dreht es sich auch immer wieder um den Begriff "Chemie", der 1991 vor
dem Start in die Fußballwelt des DFB aus dem Vereinsnamen getilgt wurde, folkloristisch aber bis heute untrennbar
mit dem Halleschen FC und seinen Anhängern verbunden ist. Die etwa 1300 Anhänger aus Chemnitz sind einem Diagonalblock
auf der anderen Seite untergebracht, wo sie immer wieder aktiv sind, wovon aber größtenteils nur wenig durchchdringt.
Das alte Kurt-Wabbel-Stadion wurde Mitte 2010 zum größten
Teil abgerissen, wobe ein paar denkmalgeschütze Bestandteile der Außenfassade erhalten wurden. In der folgenden
Spielzeit wich der Hallesche FC ins
Stadion am Bildunszentrum aus, während
an der alten Stelle eine neue Anlage entstand, die im September 2011 unter dem Sponsorennamen "Erdgas Sportpark"
neu eröffnet wurde, den sie vertragsmäßig (mindestens) für zehn Jahre tragen wird. Mehr Charakter hatte sicherlich
die alte Version des Stadions, aber gerade heute dürfte im heftigen Schneetreiben Funktionalität vor Schönheit
gehen und es dem Großteil des Publikums nur allzu recht sein, daß es nicht mehr bis auf eine Mini-Überdachung auf
der Haupttribüne im sprichwörtlichen Regen und tatsächlichen Schneefall stehengelassen wird. Die Anlage mit ihren
ca. 15000 Plätzen - darunter etwa 6200 Sitzpltäzen - ist immerhin komplett gedeckt, so daß man ihr verzeiht, daß
sie doch sehr reißbrettmäßig gestaltet ist und ohne Besonderheiten daherkommmt - aus finanziellen Gründen war
halt Schmalhans der architektonische Leiter, und es gelang dann auch, mit vergleichbar bescheidenen Mitteln von 17
Millionen Euro auszukommen. Die Flutlichtanlage wurde in die Überdachung integriert, und es wurde auch nicht auf
eine Rasenheizung verzichtet, was die Frage aufwirft, warum die um zwei Meter gegen das umgebende Gelände
abgesenkte Spielfläche für die heutige Partie von Hand geräumt werden mußte.
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