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Gwardia Warszawa |
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12.04.2008, Stadion WKS Gwardia, V liga, Grupa: Mazowiecka (Południe) |
Der Warszawski Klub Sportowy Gwardia Warszawa gehört in die Kategorie heruntergekommener Traditionsverein, wobei das 'heruntergekommen'
klar erkennbar ist, denn das Team ist zu Saisonbeginn aus der 4. polnischen Liga abgestiegen und der bevorstehende weitere Absturz ist als Tabellenletzer mit ganzen vier Punkten aus 20 Spielen nur allzu offensichtlich. An die Tradition dagegen kann sich vielleicht nicht jeder erinnern, aber Gwardia gehörte wirklich zu den ganz Großen und gewann 1954 den polnischen Pokal, in dessen Endspiel man 1974 erneut stand. In der Meisterschaft blieb Gwardia der ganz große Wurf versagt, aber immerhin wurde man 1957 Vizemeister und konnte 1959 und 1973 auf Platz drei abschließen und auch auf europäischer Bühne waren die Hauptstädter immer wieder mal dabei: In der Liste der Gegner in den Europapokalen stehen so renommierte Namen wie der FC Bologna und Feyenoord Rotterdam sowie - als einziges deutsches Team - der SC Karl-Marx-Stadt. Der heutige Gegner Promnik Łaskarzew ist gerade in die 5. Liga aufgestiegen und benötigt dringend Punkte, um nicht direkt wieder abzusteigen, so daß man heute keine Rücksicht auf große Namen nehmen kann, sondern unbedingt gewinnen muß.
Die sportliche Tristesse bei Gwardia findet heute erwartetermaßen eine Fortsetzung. Die Gäste kommen nach einer Viertelstunde zum 1:0 und legen
gut zehn Minuten später einen weiteren Treffer nach, wobei man beim 0:2 von einem Querschläger in Gwardias Abwehr profitiert, der volley im Tor
untergebracht werden kann. Ende der ersten Hälfte scheinen die Gastgeber kurz davor zu sein, ins Spiel zurückzukommen, als man etwas mehr nach
vorne kommt und ein paar mal bei Freistößen etwas Gefahr entwickeln kann, aber letztendlich ist der WKS Gwardia einfach viel zu harmlos. Das gilt auch für den zweiten Abschnitt, in dem sich über lange Zeit sehr wenig tut, zumal auch die Gäste kaum noch ernsthaft auf Tore aus sind. So scheint es lange auf einen Endstand von 0:2 hinauszulaufen, aber in den Schlußminuten legt Promnik noch mal nach und kommt zunächst in der Folge eines Freistoßes zum dritten und dann durch einen Distanzschuß zum vierten Treffer.
Die Verbindung aus "heruntergekommen" und "Tradition" kommt dem Besucher auch angesichts des Stadions WKS Gwardia sofort in den Sinn.
Die Anlage verfügt zwar über einen modernen Teil - ein Minitribünchen in der Mitte der Hauptseite, das offensichtlich jüngeren Datums, komplett überdacht und mit blauen Sitzschalen ausgestattet ist, doch sie wird von hohen Stufen dominiert, die größtenteils mit Holzbänken versehen sind, die einen ziemlich verwitterten Eindruck machen und deren Latten auch schon mal teilweise oder ganz fehlen. Hinter einem Tor ist der Ausbau am schwächsten - hier sind es nur zwei bis drei Bänke - aber im Rest der Anlage ist er deutlich stärker ausgeprägt und so bietet das Stadion Gwardia 9000 Besuchern Platz - heutzutage theoretisch, denn die tatsächlichen Zuschauerzahlen bei Gwardia sind eher zweistellig und die Anlage würde sicherlich auch nicht mehr für so eine Besucherzahl freigegeben. Tatsächlich hat man aber in seiner Erstligazeit mehrmals die 9000 Zuschauer zu Gast gehabt - vor allem in den Derbies gegen Legia Warszawa.
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