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Güngören Belediyespor |
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Türkischer Fußballverband turkish-soccer kicker.de |
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12.12.2004, Güngören Mimar Yahya Bas, 2. Lig B Kategorisi |
Die 2. Liga ist im türkischen Fußball ähnlich wie in Spanien zweifach unterteilt, so daß es sich bei der 2. Lig B Kategorisi
eigentlich um die dritte Liga insgesamt handelt und die darunter liegende 3. Lig eigentlich erst an vierter Stelle kommt. Die
interessanten Plätze in der dreigleisigen Liga sind neben der Meisterschaft, die den Aufstieg in die 2. Lig A bedeutet und dem drittletzten Platz, der Rettung vor dem Abstieg in die 3. Lig bedeutet, auch noch die Plazierungen zwischen zwei und vier, denn
damit verdient man sich zu Saisonabschluß einen Startplatz in der ersten Hauptrunde des türkischen Pokalwettbewerbes1.
Ein Pokalplatz dürfte das Ziel der heutigen Hausherren sein, die als Tabellendritter schon jetzt kaum noch eine Chance auf den Aufstieg zu haben scheinen, wenn man in Betracht zieht, daß der Tabellenführer Usakspor bisher eine Bilanz von 13 Siegen und einem Remis eingefahren hat und Güngören Belidiyespor 13 Punkte weniger auf dem Konto hat. Zumindest scheint man auf dem Weg zu einem besseren Abschneiden als im Vorjahr zu sein, in dem man auf dem neunten Platz landete und dabei auch den heutigen Tabellenführer von Yilderim Bosnaspor aus dem benachbarten Istanbuler Stadtteil Bayrampasa den Vortritt lassen mußte, der als siebter abschloß und in der laufenden Spielzeit bisher elfter ist und dabei zehn Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz erarbeiten konnte, so daß man dem vierten Platz bei sieben Zählern Rückstand deutlich näher ist.
Nach 15 Minuten führt ein Foulelfmeter zum 0:1, obwohl zuvor eher die Hausherren leichte Vorteile in der Partie hatten, ohne sich
echte Chancen erspielen zu können. Noch während der ersten Hälfte erhöht Yilderim Bosnaspor auf 0:1, als ein Stürmer der Gäste
schön freigespielt wird und den Ball flach im Eck unterbringt, wobei das Leder den Weg vom Innenpfosten ins Tor findet. Jetzt sind die Gäste hoch überlegen, müssen am Ende aber froh sein, daß es bis zur Halbzeit nicht schon zum Anschlußtreffer kommt, als ein Querschläger auf dem Fuß eines Spielers von Güngören Belidiyespor landet, der das Leder aber aus kurzer Distanz über das Tor jagt. Auch in der Anfangsphase der 2. Hälfte bleiben die Gäste das dominierende Team, aber man verpaßt mit seiner schwachen Chancenauswertung den Ausbau der Führung und so sind es die Hausherren, die in einer fast identischen Szene wie in der ersten Halbzeit zum 1:2 kommen, als man einen erneuten Querschläger in der Yilderim-Abwehr im langen Eck unterbringt. Die Schlußphase der sehr kurzweiligen, wenn auch nicht hochklassigen Partie bringt Chancen auf beiden Seiten und in der Nachspielzeit sind wohl viele bereits zu einer Einschätzung in der Art von 'verdienter Sieg für Yilderim, das sich aber aufgrund der vielen zugelassenen Chancen des Gegners auch über ein Remis nicht hätte beklagen können' gekommen, als doch noch das Ausgleichstor für die Hausherren fällt.
Das Einlaufen der Mannschaften - nacheinander und aus unterschiedlichen Richtungen - wird von den jeweiligen Fans (gut 100 Fans gehören
den Gästen an und sind in einem abgeteilten Block untergebracht) artig beklatscht. Danach ist es phasenweise immer mal wieder recht leise, aber es kommt auch immer mal wieder zu Sprechchören - größtenteils auf der Seite der Gästefans. Auf der Heimseite bleibt ein Zuschauer immer auf Ballhöhe und brüllt ständig Anweisungen auf den Platz, was im Laufe der Partie immer wieder mal von den Gästefans parodiert wird und zur Halbzeit zeigt sich, daß der Mann tatsächlich eine offizielle Funktion zu haben scheint, verschwindet er doch mit dem Team von Güngören Belidiyespor in der Kabine. Offensichtlich ist er bei den Hausherren für alles zuständig, denn in Abschnitt zwei betätigt er sich dann auch noch als Fananführer und sorgt mehrmals mit auffordernden Armbewegungen in Richtung auf die Heimfans und durch die Vorgabe des Spruchs für "Güngören"-Sprechchöre. Nach dem 1:2 ist das dann nicht mehr nötig, denn jetzt kommt es auch zu spontanen Anfeuerungen für die Hausherren, während die vorher deutlich lauteren Gästefans immer ruhiger werden, um in der Nachspielzeit wieder größere Aktivitäten zu zeigen und mit lautstarkem Pfeifen den Schlußpfiff zu fordern, so lange die Ihren noch in Führung sind.
Das Güngören Mimar Yahya Bas ist eine sehenswerte Anlage, die für mehr geeignet ist als Drittligafußball, auch wenn nur die Längsseiten
ausgebaut sind. Tatsächlich wurde das Stadion bis vor der laufenden Saison von dem Erstligisten Istanbulspor genutzt, was eine Verbindung zu den Gästen darstellt, denn vor dem Umzug nach Güngören hatte Istanbulspor seine Heimspiele im Stadion Bayrampasa Cetin Emec ausgetragen, in dem (unter anderem) die heutigen Gäste zu Hause sind. Inzwischen hat der Erstligist übrigens auch Güngören wieder verlassen und spielt im nahegelegenen Zeytinburnu. Das Güngören Mimar Yaha Bas jedenfalls verfügt auf beiden Längseiten über beeindruckende alte Tribünen, die jeweils seitlich in ein Haus übergehen, in dem offensichtlich jeweils eine Umkleidekabine untergebracht ist, was für den beschriebenen Effekt sorgt, daß die Teams aus unterschiedlichen Richtungen einlaufen. Die hochgesetzten Tribünen mit ihrer rostroten Dachkonstruktion machen einen eher hausbackenen Eindruck, besonders da sie fast nur mit Stehplätzen versehen sind und nur eine davon über einen kleinen Sitzplatzbereich mit roten Schalen - nenne wir sie hier mal "Haupttribüne" - und einer davor untergbrachten verglasten Kabine verfügt. Noch interessanter ist freilich die Gegentribüne, denn sie ist mehrfach unterteilt und verfügt nicht nur optisch über zwei Ränge, sondern auch über einige logenartig abgesetzte Bereiche. Für Abendspiele ist das Güngören Mimar Yahya Bas übrigens nicht geeignet, denn eine Flutlichtanlage hat es nicht, allerdings gibt es eine Anzeigetafel für den Spielstand und zwar passend zur altmodischen Natur des Stadions selbst in der Form von Stecktafeln. Insgesamt ist das Stadion, das mitten im Stadteil Güngören zu finden ist, eine Anlage mit viel Charakter, die zwar an Komfort gegen viele moderne Stadien abfällt, der man aber stattdessen eine Individualität bescheinigen kann, die den meisten dieser hochmodernen Fußballstätten abgeht.
1 Quelle: www.turkish-soccer.com
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