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06.03.2005, Frankenstadion, Bundesliga |
Der 1. FC Nürnberg spielte in den letzten Jahren die Rolle eines Fahrstuhlteams zwischen der Bundesliga und
der 2. Liga und hat man auch zur laufenden Spielzeit die Klasse gewechselt und ist nach einjähriger Abwesenheit
ins Oberhaus zurückgekehrt. In der laufenden Spielzeit geht es für die Kicker von der Noris darum, den Aufzug zum
Stoppen zu bringen - also die Klasse zu halten - und in den letzten Wochen hat man sich doch wieder bedenklich
der Abstiegszone genähert, wo man jetzt auf dem 14. Tabellenplatz liegt und fünf Punkte Vorsprung auf einen
Abstiegsplatz hat. Die Dortmunder Borussia war zur Winterpause selbst noch akut abstiegsgefährdet und lag noch
hinter dem Club, konnte sich aber im neuen Kalenderjahr mit 13 Punkten aus sechs Spielen ein nettes Polster
verschaffen und hat jetzt den Noriskickern gegenüber die Nase um sieben Zählern vorn. Als Hauptgegner der Westfalen
hat sich inzwischen der Pleitegeier herauskristallisiert, seit man vor ein paar Wochen zugab, von der Insolvenz
bedroht zu sein und gleichzeitig ein Sanierungskonzept bekanntgab, mit dem die Zahlungsunfähigkeit vermieden werden
soll. Heute geht es erst mal auf dem Feld um Punkte, der nächste Schritt auf dem Weg zur wirtschaftlichen Gesundung
wird am 14. März erwartet, wenn die Inhaber des Molsiris-Fons, dem das Westfalenstadion gehört, dem Sanierungskonzept
der Borussia zustimmen sollen.
Die Partie, die bei bitterer Kälte im Frankenstadion ausgetragen wird, erweist sich als unterhaltsam und teilweise recht
turbulent, wenn auch nicht immer als hochklassig. Nach einer Anfangsphase, die den Hausherren gehört und bei der die
Defensive des BVB teilweise arg wankt, kommen die Gelb-Schwarzen im Verlauf der ersten Hälfte immer besser ins Spiel und
beim Halbzeitpfiff könnte es nach einigen klaren Gelegenheiten für den BVB gut 0:1 stehen. So taucht zunächst Smolarek und
später Ewerthon alleine vor Club-Goalie Langerbein auf, aber beide Stürmer schaffen es nicht, den Ball im Kasten unterzubringen.
Die Anfangsphase des zweiten Abschnitts ist dann erst mal wieder eine klare Angelegenheit zugunsten der Nürnberger und der BVB
benötigt einiges an Glück, um nicht in Rückstand zu geraten. So kann die Führung der Gäste nach 62 Minuten als äußerst glücklich
gelten und in der letzten halben Stunde der Partie kommt es zum großen Auftritt von Schiedsrichter Gräfe, der dreimal auf den
Elfmeterpunkt zeigt, wobei wohl alle Strafstöße unberechtigt sind. Den ersten Elfmeter vergibt Club-Stürmer Mintal, danach machen
es zunächst Rosicky für den BVB und schließlich Vittek für den Club in der Schlußphase besser, nachdem die Hausherren einen
Blackout der BVB-Abwehr mit dummen Ballverlust von Sebastian Kehl zwischendurch zum Ausgleich per Feldtor hatten nutzen können. Das
Remis spiegelt am Ende die Spielanteile gut wieder, wird aber aufgrund der Strafstoßentscheidungen sicherlich noch längere Zeit
diskutiert werden.
Die Anhänger des 1. FC Nürnberg beschäftigen sich ebenfalls mit der wirtschaftlichen Lage bei den Gäste und kommentieren diese
Entwicklung auf ihre Weise. "In UNserem Haus regieren wir! Besiegt den Kommerzverein!" heißt es zum Intro auf Seite der Nürnberger
auf einem Transparent, wobei man zusätzlich einen mit Doppelhaltern und Fahnen übersäten Fanblock präsentiert und sollte hier der
Eindruck entstehen, man habe die jüngste Entwicklung bei den Westfalen verpaßt, so beweist man später mit späteren Transparenten "BVB: Vom Antreiber der Kommerzialisierung zum Pleitegeier der Liga" das Gegenteil. Bei den Gästefans gibt es ebenfalls ein Doppelhalterintro zu sehen und später zeigt man sich auf beiden Seiten recht aktiv. Insgesamt kann man wohl bei beiden Gruppen von gutem Support sprechen, wobei natürlich gerade die Szenen der zweiten Hälfte ohnehin dazu beitragen, daß die Emotionen hochgehen. So richtig zufrieden ist man dann auch nach dem Abpfiff auf beiden Seiten nicht mit der Partie, hüben wie drüben empfindet man die Punkteteilung eher als Verlust von zwei Zählern, als sich über den einen errungenen zu freuen.
Die Hauptcharakteristika des Frankenstadions - seine achteckige Grundform, die wohl einmalig ist, sowie die teilweise transparente
Überdachung - sind seit dem letzten Besuch von groundhopping.de in der Anlage erhalten
geblieben und daran wird sich auch nichts ändern, obwohl momentan mit Blick auf die WM 2006 kleinere Umbaumaßnahmen erfolgen. Die beschränken sich allerdings im Wesentlichen auf den Austausch von Sitzschalen, was vor allem an einem
Diagonalblock zu erkennen ist, der momentan ganz seiner Sitzgelegenheiten beraubt und nicht freigegeben ist. Die Haupttribüne hat bei
der Gelegenheiten immerhin schon mal Sitze in roter Vereinsfarbe bekommen, während das restliche Frankenstadion immer noch in Grün
und Gelb ohne Vereinsbezug bestuhlt ist und auch für Stehplätze für Heim- und Gästefans gesorgt ist. Die Anlage wurde übrigens in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts bereits in der heutigen Achteck-Form angelegt und 1928 bei den Olympischen Spielen in Amsterdam direkt mit einer Goldmedaille(!) in der Kategorie "Kunstwettbewerb: Architektur-Städtebau" ausgezeichnet. Damals bestand die Anlage natürlich größtenteils aus offenen Stehtraversen und nur auf der Haupttribüne war Platz für "bevorzugte Sitzplätze", die schon damals von einem Dach geschützt wurden. Während der Nazizeit hieß die Anlage übrigens "Stadion der Hitlerjugend", was 1945 ein jähes Ende fand, als US-Truppen das Stadion beschlagnahmten und in Victory-Stadium umbenannten. Obwohl die Amerikaner das Stadion kaum für sportliche Aktivitäten nutzten, blieb dieser Zustand bis zum Ende der 50er Jahre erhalten, wohl wegen des Symbolcharakters der Spielstätte, die immerhin in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes lag, auf dem die GIs - sicherlich ebenfalls wegen der symbolischen Bedeutung - ein Baseballfeld anlegten. 1957 führte die Nichtfreigabe des 'Victory Stadiums' für die Nürnberger Sportwoche übrigens zu einem Skandal, als die Veranstaltung komplett abgesagt wurde und der Nürnberger OB Stadtreuther zu Protokoll gab "Im Zeichen der Souveränität der Bundesrepbulik werden wir Nürnberger durch die US-Militärdienststellen in unglaublicher Weise behandelt."
Ein Teil der Informationen in diesem Bericht stammt aus folgenden Büchern:
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Zu diesem Bericht schreibt 'Clubinho' im Gästebuch:
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