BVB 09

Borussia Dortmund
vs.
Paris Saint-Germain 1:1

Paris Saint-Germain

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Wiki: Supporters of PSG (engl.)
Letztes Spiel: FC Wacker Innsbruck II vs. SV Austria Salzburg 21.10.2010, Westfalenstadion, Europa League

Ticket
50200 Zuschauer

Paris Saint-Germain kommt als Tabellenführer der Europa League Gruppe J ins Dortmunder Westfalenstadion, wo die Hauptstädter auf einen BVB treffen, der in der Deutschen Meisterschaft Oberwasser hat,sogar am letzten Spieltag die Tabellenführung übernehmen konnte, aber im Europapokal unter starkem Druck steht. Nach einem Westfalenstadion Auswärtssieg in Lwiw und einer als unglücklich empfundenen Heimniederlage gegen den FC Sevilla ist heute ein Sieg gegen die Franzosen mehr oder weniger Pflicht, wenn man seine Chancen wahren will, die Gruppenphase zu überstehen. Alles andere würde wohl bei anstehenden Auswärtsspielen in Paris und Sevilla bedeuten, daß sich die Aussichten des BVB drastisch reduzieren und, daß man versuchen müßte, aus der Außenseiterposition heraus doch die nötigen Punkte aus den Spielorten der direkten Konkurrenten zu entführen sowie den Pflichtsieg gegen den bisherigen Prügelknaben der Gruppe Karpaty Lwiw einzufahren.

Der BVB zeigt, daß er sich seiner Situation durchaus bewußt ist und ergreift schnell die Initiative gegen einen Gegner, über den man das ebenso sagen kann und der deutlich demonstriert, daß man hier abwarten kann, um sich zeigen zu lassen, was der BV Borussia so zu bieten hat. Die Vorteile liegen so Westfalenstadion klar bei den Dortmundern, die jedoch oft die letzte Konsequenz fehlen lassen und zu umständlich agieren - in vielen Fällen wäre wohl ein Abschluß sinnvoller als der gespielte Querpaß. So geht es torlos in die Pause, und nach dem Seitenwechsel bietet sich ein ähnliches Bild, bis 'Kuba' Blaszczykowski in der 50. Minute von Sakho im Strafraum kurz festgehalten wird und die Schwarz-Gelben durch einen Elfmeter der Marke "Kann man geben" mit 1:0 in Führung gehen - souverän verwandelt von Nuri Sahin. Jetzt setzt der BVB energischer nach und kommt zu guten Möglichkeiten durch Sinjhi Kagawa und dem eingewechselten Robert Lewandowski, bis sich die Gäste in den letzten zehn Minuten fangen und ihrerseits die Ausgleichchance suchen. Die bietet sich schließlich in der 87. Minute, und der ebenfalls eingewechselte Chantome läßt sich nicht lange bitten, so daß es am Ende 1:1 heißt, was wohl nicht ganz ungerecht ist, aus Sicht des BVB aber einen vermeidbaren und ärgerlichen Verlust zweiter Punkte bedeutet.

Bei Anpfiff der Partie sind nur wenige PSG-Fans im Stadion, aber nach und nach treffen weitere Gruppen ein. Während die Dortmunder Fans auf der Südtribüne ihr Team supporten und dabei immer wieder Transparente in französicher Sprache präsentieren, mit denen sie sich den Ultras von PSG solidarisch erklären und sie (zum Teil samt deutscher Übersetzung) auffordern, für "ihre Leidenschaft zu kämpfen" oder ihnen bescheinigen, Westfalenstadion daß "ihre Leidenschaft ohne Grenzen" sei, trudeln nach und nach mehr PSG-Anhänger ein. Die größten Gruppen bauen sich auf der Nordtribüne auf, wo die verfeindeten Ultragruppen von Kop of Boulogne und Virage Auteuil von einem Ordnerblock getrennt untergebracht werden und sich erwartungsgemäßg sofort gegenseitig bepöbeln - die Nachfolger der rechtsgerichteten Boulogne Boys, die 2008 verboten wurden, und die politisch linke Gruppierung mit vielen Einwanderern aus den Pariser Vorstädten stehen sich seit jeher unversöhnlich gegenüber und heute halt mal unversöhnlich nebeneinander. Dazu sind zwei Blöcke auf den Seitentribünen mit PSG-Anhängern besetzt, und hier verschreckt man vor allem auf der Osttribüne das umsitzende Publikum mit Ultragehabe und dem Zünden zahlreicher Feuerwerkskörper.

Westfalenstadion
Westfalenstadion
Westfalenstadion

Info

Zur Situation in der Fanszene von PSG hat uns folgende E-Mail erreicht, aus der auch hervorgeht, daß die Interpretation der Geschehnisse im Stadion im eigentlichen Bericht nicht ganz korrekt ist:

Was vielleicht nicht jedem bekannt ist, ist dass vom von den Ultras verhassten Präsidenten Leproux in Paris zum Ende letzter Saison alle Dauerkarten aus Virage Auteuil und Kop of Boulogne mehr oder weniger von heute auf morgen abgeschafft wurden, die vom Club den Fangruppen zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten geleert wurden und alle Spuren in den Tribünen an diese Gruppen (z.B. eine vielzahl an wirklich schönen Graffitis im Virage Auteuil) weggeschafft wurden.

Dauerkarten in diesen Tribünen werden seit dieser Saison nicht mehr angeboten, Einzelkarten werden zwar verkauft, jedoch darf man nicht auswählen in welcher der beiden Tribünen man landet, sondern dies wird per Zufallsgenerator ermittelt. De facto ist es unmöglich sich in diesen Tribünen zu Gruppen zu bilden.

Die Fans erleben dies als regelrechten Rauswurf und dass deren jahrzehntelange Aufopferung und Liebe zum Club mit Füssen getreten wird. Darüber hinaus unterstützt die französische Regierung das harte Vorgehen und verbietet praktisch jedem Pariser Fan ein Auswärtsspiel zu besuchen. Dies ist nur möglich, wenn man die Karte als "Paket" mit Busanreise beim Club kauft, was natürlich (bis auf ein Paar Dutzend pro Spiel) keiner tut. Wer individuell anreist und sich ganz legal eine Karte in einem anderen Block kauft riskiert ein Stadionverbot, ganz ohne Prozess. Dass fast jeder dieser Ex-Dauerkarteninhaber nun den Prinzenpark boykottiert ist naheliegend.

Die Geschichte ist komplex und wurde sicherlich zum Teil auch durch den gewaltsamen Tod eines Pariser Fans bei Zusammenstössen zwischen verfeindeten Pariser Fangruppen ausgelöst, jedoch leiden zur Zeit 12000 Fans darunter wegen ein Paar Hunderten Idioten aus dem Stadion geschmissen zu sein. Paris spielt seitdem ohne Stimmung im eigenen Prinzenpark vor "Traumkulissen" von maximal 20000 Zuschauern, wovon Frauen kostenlose Karten erhalten und zudem noch unzählige Einladungen verteilt wurden, damit es im Fernsehen halbwegs nach was aussieht. Die Anhänger des BVB's werden sich wie zu Hause fühlen.

Diese lange Einleitung um folgendes zu erklären:

a) die im Nordblock 62/63 untergebrachten Fans (die auch das Bengalische Feuer gezündet wurden) sind eine "Mischung" aus untereinander friedlichen Ex-Dauerkarteninhabern, egal ob Boulogne oder Auteuil

b) der Block daneben, abgetrennt von den Ordnern, war der Block "Tous PSG", der erst 20-30 Minuten später kam. Das sind die Fans die sich der neuen Politik des Clubs beugen und die Reise mit dem Club gemacht hatten. Nur diese Fans werden von Pariser Ordnern betreut, der Club fühlt sich für die anderen Fans nicht verantwortlich. Nur diese Zuschauer sitzen offiziell im Gästeblock. Diese wurden von allen anderen Paris-Fans während des ganzen Spieles regelmässig beleidigt, sich dieser Politik hinzugeben.

c) der Block von Pariser Hooligans, hauptsächlich aus Boulogne, war von Polizei abgetrennt im REWE-Familienblock untergebracht.

d) gegenüber, im Eckblock zwischen Nord- und Osttribüne war ein Block bestehend aus Ex-Supras und Authentiks sowie deren Kölner Freunde, alle aus dem Virage Auteuil und ebenfalls von Polizei eingekesselt.

Insofern stimmt die Aussage - sofern ich sie richtig verstanden habe - nicht, dass sich die verfeindeten Auteuil- und Boulogne-Anhänger in der Nordtribüne befanden. Diese befanden sich wie erwähnt im REWE-Familienblock und dem Block gegenüber. In der eigentlichen Nordtribüne hinter dem Tor waren die "gemässigten" und untereinander gemischten - nicht verhassten - ex-Dauerkarteninhaber von Auteuil und Boulogne, daneben von Ordnern mit einem leeren Block abgetrennt die Fans von "Tous PSG". Da diese gemischten Boulogne/Auteuil-Fans gemeinsam beleidigend auf den Tous PSG-Block losgegangen sind, als dieser hereinkam (diese Fans werden von den ehemaligen Dauerkarteninhabern als "Kollaborateure", "käuflich" und ähnliches angesehen, da sie die neue Vereinspolitik unterstützen.

Es ist zu unterstreichen dass es für fast alle Fans diese Saison die erste Möglichkeit war, mehr oder weniger "frei" ein Fussballspiel anschauen zu können, da aus oben erwähnten Gründen in Frankreich dies praktisch unmöglich ist. In Frankreich wären vier Gästeblocks wahrscheinlich in einem inkontrollierbaren Desaster geendet, in Deutschland ist die Polizei viel organisierter und hat die Gruppen entsprechend so getrennt dass für keinen und niemanden eine ernsthafte Gefahr besteht. Die Fans in den Blöcken Nord 62 und 63 haben sich mehr oder weniger spontan zusammenorganisiert. Für alle Fans war es nicht ganz ohne Risiko nach Dortmund zu kommen, denn es gab immer wieder Gerüchte und tatsächliche Ankündigungen, die Polizei würde französische, belgische und Deutsche Grenzen kontrollieren, dass (auch ohne Prozess verhängte und somit eigentlich illegale) Stadienverbote in Frankreich (die teilweise bei einer blossen friedlichen Demo gegen die Geschäftspolitik pauschal an alle Teilnehmer ausgesprochen wurden) auch von der deutschen Polizei angewandt werden würden, obwohl diese nach Deutschem Recht kaum Bestand haben dürften. Zuletzt ist auch die Spritlage in Frankreich durch die Streiks wegen der Rentenreform nicht ganz unproblematisch und es gab durchaus auch ernstzunehmende Drohungen dass sich der Konflikt zwischen einigen Boulogne- und Auteil-Anhängern nach Dortmund verlagern würde und dort in einem offen Schlagabtausch enden würde. Viele Fans haben in Paris auch einfach resigniert und die Schnauze voll, es fehlt die Motivation wenn man von allen Seiten als Schwerstkrimineller ohne jegliche rechtliche Grundlage behandelt wird.

Aus allen Blöcken (mit Ausnahme des "offiziellen" Gästeblocks) sind im Laufe des Spiels auch immer wieder Sprechchöre gegen Leproux, Tous PSG, Colony Capital (die Investorgesellschaft von PSG) lautgeworden.

Neben den vielen Spruchbändern ist den Dortmundern für Ihren netten Empfang, deren Freundlichkeit und Unterstützung in unserem Kampf zu danken. Auch die deutsche Polizei hat sich sehr zurückhaltend und organisiert verhalten. Es war ein sehr angenehmer Aufenthalt in Dortmund und aus den vielen o.g. Gründen für jeden Paris-Fan mit dem ich vor Ort geredet habe ein ganz besonderes Ereignis. Zwischenfälle sind ausgeblieben. Allerdings hat sich gezeigt, dass der "Plan Leproux", wie er von allen genannt wird, und die Auflösung der vielen Fangruppen dazu führt, dass sich etliche unkontrollierbare Grüppchen bilden, und am Ende ganze vier Gästeblöcke im Stadion entstanden sind.

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