Borussia Dortmund
vs.
Bayern München 2:2

Mit dem FC Bayern München ist heute einer der großen Rivalen der jüngeren Zeit bei Borussia Dortmund zu Gast, mit dem man sich nicht nur um diverse Meisterschaften gestritten hat, sondern auch schon in DFB-Pokal und Champions League die Klingen kreuzen durfte. In der aktuellen Saison ist wie im Vorjahr kaum zu erwarten, daß die Borussia ernsthaft um die von den Bayern angestrebte Meisterschaft mitspielen kann, aber immerhin konnte man im Vorjahr die Münchener mit einem 2:0-Erfolg abfertigen und so dem in Dortmund sicherlich ungleich beliebteren SV Werder Bremen beim Erringen der Meisterschale helfen. Mit dem 1:0 aus der Saison 2002/2003 handelt es sich inzwischen schon um eine kleine Siegesserie gegen den Rivalen, der zudem in beiden Partien nicht einen einzigen Treffer zustande bringen konnte. So könnte ja vielleicht gerade gegen den Titelfavoriten der Knoten bei den Dortmundern platzen, die in der laufenden Saison keins ihrer beiden Spiele vor heimischer Kulisse gewinnenn konnte, zumal es auch bei den Bajuwaren alles andere als rund läuft. Mit sieben Punkten aus vier Partien liegt man deutlich hinter seinen eigenen Ansprüchen und muß sich in acht geben, daß der Abstand von zur Zeit drei Punkten zur Tabellenspitze nicht größer wird und auch die atmosphärischen Störungen zwischen dem neuen Trainer Felix Magath und der Mannschaft des FCB, von denen es in letzter Zeit einiges zu hören gab, machen die Situation für die Gäste nicht einfacher.

Tatsächlich lassen sich die Bayern über weite Phasen der Partie in die Statistenrolle drängen und haben am Ende vielleicht eins der schlechtesten Spiele abgeliefert, die es von ihnen jemals an diesem Ort zu sehen gegeben hat. In der Anfangsphase wartet auch der BVB erst mal ab, so daß recht wenig passiert, aber nach gut 20 Minuten legen die Hausherren den Respekt ab und beginnen, ernsthafter anzugreifen. Als man sich bereits darauf einstellt, mit einem torlosen Remis in die Pause zu gehen, setzt sich Ewerthon nach einem von zahlreichen Ballverlusten der Bayern im Mittelfeld gegen vier Abwehrspieler durch und schiebt den Ball mit der Fußspitze an Oliver Kahn vorbei ins Tor, so daß die Bemühungen der Hausherren doch noch von Erfolg gekrönt sind. Im zweiten Aschnitt bietet sich das alte Bild und als in der 75. Spielminute Koller von Linke gefoult wird und Schiedsrichter Merk auf den Punkt deutet, scheint endgültig alles nach dem Willen der Hausherren zu laufen. Ewerthon verwandlet souverän, so daß es nur ein kleiner Schönheitsfehler ist, daß die Notbremse als letzter Mann nicht mit einer roten Karte bestraft wird (das wird übrigens später damit begründet, das Linke "zurückgezogen" habe, wobei nicht ganz plausibel ist, warum eine Notbremse keine mehr ist, wenn der Gegner mit dem Knie umgehauen wird, statt ihn per Grätsche zu Fall zu bringen). Danach kippt die Partie dann jedoch zusehends und die Borusssen lassen sich vom Gegner immer mehr hinten reindrängen. Bis zur 87. Minute bleibt das folgenlos, dann nutzen die Bayern aber einen "BVB-Doppelfehler" durch Kehl, der nicht richtig eingreift, und Warmuz, der halbherzig aus seinem Tor kommt, für den Anschlußtreffer. Und dann kommt es, wie es wohl kaum noch bei den Gästen erhofft worden ist: der letzte Angriff der Partie wird über links vorgetragen, wo Demel nicht konsequent angreift, die Flanke findet den Kopf von Makay und der Ball schlägt ins lange Eck des BVB-Tors ein, wo Wörns und Warmuz nicht mehr eingreifen können. Ein aus Sicht der Borussia dummer und unnötiger doppelter Punktverlust ist es am Ende, aber wenn man sich ein Spiel auf diese Art und Weise aus der Hand nehmen läßt, darf man sich wohl am Ende auch nicht beklagen, wenn der Gegner die Einladung annimmt. So sind die Bayern fast 180 Minuten ohne Tor im Westfalenstadion geblieben und gehen am Ende doch mit einem Punkt als der moralische Sieger vom Platz.

Die Bayern-Fans nehmen wie immer so gut wie die gesamte Nordtribüne ein, wobei es sich sicherlich zu einem guten Teil um Anhänger des Teams aus der näheren Umgebung handelt. Der eigentliche Bayern-Fanblock befindet sich natürlich wie jeder Gästeblock auf den Stehplätzen im Außenbereich der Tribüne und von hier aus wird wie erwartet recht gut Stimmung gemacht. Nach dem Intro mit zahlreichen Schwenkfahnen - Doppelhalter scheinen den Auswärtsfans nicht gestattet gewesen zu sein - und auf den Sitzplätzen auch etwas von dem von offizieller Seite bekanntlich nicht allzugern gesehenen Rauch legt man sich akustisch ins Zeug, wobei die Bayern-Fans gelegentlich auch mal zur Waffe der Ironie greifen und "Scheiß-FC-Bayern" oder "Wer wird deutscher Meister, BVB Borussia!" anstimmen. Von Dortmunder Seite hat man heute nichts Spezielles vorbereitet, sondern beschränkt sich auf das übliche - wie immer beeindruckende - Intro mit einer doppelhalter- und schwenkfahnenübersähten Südtribüne. Danach legt man sich auch akustisch ins Zeug, um den Gästefans etwas entgegenzusetzen zu haben und über weite Strecken des Spiels gelingt das auch gut, obwohl das strukturelle Problem der zu großen Südtribüne auch heute spürbar wird, wenn teilweise zu sehen ist, daß ganze Blöcke von Fans aktiv supporten, davon aber nur wenig bis auf die andere Seite des Stadions dringen kann. Am Ende ist natürlich die Ernüchterung auf gelb-schwarzer Seite groß, und auch wer vor der Partie mit einem Remis zufriedengewesen wäre, ist jetzt angesichts des Spielverlaufs von dem unentschiedenen Ausgang der Partie schockiert, während die Bayern ihren Punktgewinn euphorisch feiern, obwohl er sie auch nicht sonderlich voran bringt, ihrem Ziel, zur Tabellenspitze zur marschieren, näher zu kommen - für neue Moral sollte er sicherlich sorgen können.