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VfL Bückeburg |
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21.10.2005, Jahnstadion, Verbandsliga Niedersachsen West |
Der VfL Bückeburg ist zur Zeit im Mittelfeld der Niedersachsenliga West zu finden, eine Aussage,
die auch für die heutigen Gegner vom TSV Fortuna Sachsenross Hannover gilt. Zumindest die Hausherren
konnten in ihrer Geschichte Spuren in den Annalen des höheren Amateurfußballs hinterlassen. Immerhin
war man in den 1950 Jahren vier Spielzeiten lang zweitklassig und spielte in der Amateurliga
Niedersachsen-West. Der Höhepunkt der Fußballgeschichte der Hausherren dürfte aber aus dem Jahr 1990 stammen,
als man im DFB-Pokal Eintracht Braunschweig zu Gast hatte und 0:2 verlor. Die größten Zeiten des BTSV
waren da zwar schon vorbei, der 1990 in der zweiten Liga spielte, aber es war sicher dennoch etwas Besonderes, das niedersächsische Traditionsteam in Bückeburg zu begrüßen. Heute jedoch geht es gegen Fortuna
Sachsenross Hannover, daß sich auf eine 112jährige Tradition und immerhin 6000 Mitglieder beruft. Neben dem
Fußballsport wird beim TSV Fortuna das aus Frankreich stammende Spiel Petanque betrieben, bei dem Stahlkugeln
möglichst nah an eine Holzkugel gebracht werden müssen. Heute jedoch soll ein Lederball in einem Aluminiumgestell
untergebracht werden und auch bezüglich des Fußballsports tritt man bei den Gästen selbstbewußt auf und weist
darauf hin, daß man Traditionsteams wie den OSV Hannover oder die Sportfreunde Ricklingen hinter sich gelassen hat,
um jetzt hinter dem HSV 96 und der Arminia die Nummer drei im Fußballsport der niedersächsischen Landeshauptstadt
zu sein.
Daß die Gäste das Ziel des Fußballspiels durchaus verstanden haben, beweisen sie nach zehn Spielminuten. Ein Blackout
in der Abwehr des VfL Bückeburg bringt den Hannoveraner Benjamin Fumiento im Strafraum der Hausherren in Schußposition
und er bedankt sich mit einem Flachschuß ins Toreck. Oft ist zu hören, daß eine Partie ein Tor benötige oder daß ein
Treffer dem Spiel gut getan habe, heute aber ist das Gegenteil richtig, denn die Hausherren zeigen sich im weiteren
Verlauf der ersten Hälfte bemüht, aber harm- und hilflos und die Gäste setzen nicht entscheidend nach, sondern beschränken
sich auf die Verteidigung des Vorsprungs, so daß Langeweile angesagt ist und nur bei Standardsituationen mal so etwas wie
Gefahr aufkommt. Die Geduld der Zuschauer wird dann jedoch in der zweiten Hälfte belohnt, denn es gibt eine verwandelte
Mannschaft des VfL Bückeburg zu sehen, die jetzt immer wieder zu guten Torchancen kommt. In der 52. Minute fällt der Ausgleichstreffer -
wieder durch einen Flachschuß - und danach brennt es immer wieder im Strafraum der Gäste, für die einmal bei einem Fernschuß die Latte
retten muß, bevor dann nach 74 Minuten das jetzt verdiente 2:1 für die Hausherren fällt, die von einem Torwartfehler begünstigt werden,
denn der Sachsenross-Schlußmann Wegener kann das Leder nur abklatschen, so daß der Bückeburger Nico Werner aus spitzem Winkel einschieben kann. Am Ende kommt Hektik auf, als Bückeburg zweimal lautstark rote Karten wegen Tätlichkeit gegen die Gäste fordert, der Schiedsrichter jedoch kein Einsehen hat, und vielleicht nimmt man sich bei den Hausherren damit die Konzentration, die nötig gewesen wäre, den Sieg bis zum Schlußpfiff zu verteidigen. Am Ende bringt die einzige Chance für die Gäste und letzte Gelegenheit der Partie überhaupt noch den Ausgleichstreffer, der auf der einen Seite glücklich ist, da man während der gesamten zweiten Hälfte mit dem Rücken zur Wand gestanden hat, auf der anderen Seite aber auch verdient, da die Hausherren im ersten Abschnitt einfach zu schwach gewesen sind.
Der Großteil der Zuschauer steht natürlich auf der Seite der Hausherren und eine kleine Gruppe davon zeigt auch sowas wie regelmäßige
Aktivität. Man hat sich mit ein paar in den Bäumen befestigten Fahnen auf der Längsseite aufgestellt und hat zwei Sirenen mitgebracht,
die fast immer zum Einsatz kommen, wenn die Spieler der Hausherren auch nur die Mittellinie überqueren. Das ergibt einen Support der eher nervigen Sorte, zumal es keinerlei zusätzliche Unterstützung per Sprechchor oder ähnlichem gibt. Außer beim Torjubel macht sich
der Rest des Publikums vor allem bemerkbar, als es in der Schlußphase um die vermeintlichen Tätlichkeiten der Gästespieler geht, was
allgemeine Unruhe provoziert und dem Schiedsrichter Zwischenfragen aus dem Publikum wie "Hast Du eigentlich schon mal die Regeln gelesen?" einbringt. Eine kleine Kolonie von Gästefans im so eben zweistelligen Bereich hat sich auch eingefunden, fällt aber nur
bei den Treffern der Hannoveraner per Torjubel auf.
Beim
Jahnstadion handelt es sich um einen reinen Fußballplatz, der auf einer Längsseite über Ausbau in Form einer aus neun Stufen
bestehenden Traverse verfügt. Die gegenüberliegende Längsseite kann ebenerdig stehend genutzt werden und ist vor allem für Interessenten am kulinarischen Angebot beim VfL interessant, da hier auch die Vereinskneipe und der Würstchenstand untergebracht sind. Hinter den Toren ist der Aufenthalt für Publikum eher nicht zu empfehlen, denn unmittelbar hinter den Torauslinien folgen hohe Gitter als Überschußsperren, die zudem noch mit Werbung behängt sind. Eine Flutlichtanlage mit sechs Masten, die jeweils zwei Strahler tragen, sorgt dafür, daß für Abendspiele akzeptable Lichtverhältnisse hergestellt werden können. Insgesamt handelt es sich beim Jahnstadion um eine eher unspektakuläre Anlage, die aber die Anforderungen für den Betrieb in der Verbandsliga eher übererfüllt, so daß man beim VfL Bückeburg durchaus auch noch mal aufsteigen könnte, ohne etwas am Stadion ändern zu müssen, aber das steht zur Zeit ohnehin nicht ernsthaft zur Debatte.
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