FV 09 Breidenbach vs. Offenbacher FC Kickers 0:7
1500 Zuschauer
Der FV 09 Breidenbach hat in seiner Vereinsgeschichte so manche Höhen und Tiefen durchlebt, wobei der Club seine beste Zeit in den 1960er Jahre hatte, als man den Aufstieg in die Hessenliga - damals immerhin die höchste Amateurklasse - schaffte, die sich allerdings als eine Nummer zu groß für die Kicker "aus dem Hinterland", wie man die Gegend um Breidenbach selbst nennt, erwies. Vier Punkte fehlten am Ende der Spielzeit 1967/68 zum Klassenerhalt, und man konnte nie wieder in eine so hohe Liga zurückkehren. Weit über die Region hinaus beachtet wurden dagegen immer wieder die Pokalwettbewerbe in Hessen und zum Teil auch Süddeutschland. Besonders ist da das Jahr 1970 zu nennen, in dem Breidenbach im süddeutschen Pokal mit 1:7 gegen den Karlsruher SC unterlag, nachdem es in der zweiten Hälfte zwischenzeitlich zum Ausgleich gekommen war. Aber auch im Hessenpokal hatte man es immer wieder mit namhaften Gegnern zu tun, wie zum Beispiel Hessen Kassel, Borussia Fulda oder auch - 1965 - die Offenbacher Kickers. So schließt sich der Kreis, denn auch heute ist es der OFC, der nach Breidenbach kommt und gegen die vier Klassen niedriger spielenden Gruppenligisten großer Favorit ist. 1965 hatte der FV 09 den Bieberen einen großen Kampf geliefert und war am Ende mit einem im Rahmen bleibenden 1:4 vom Feld gegangen.
An das Spiel vor 44 Jahren dürfte man sich beim OFC nicht mehr erinnern, aber man kann es sich im Stadionheft FV Expreß in Erinnerung rufen, und die Gastgeber scheinen davon in der Anfangsphase beflügelt zu sein, in der sie überraschend offensiv agieren und die ersten Chancen der Partie für sich verbuchen können. Unmittelbar nach dem Führungstreffer des Favoriten in der 21. Minute vergibt der FV eine weitere Chance frei vorm Tor und nachdem im direkten Gegenzug das 2:0 für den OFC fällt, ist die Partie gelaufen. Die Offenbacher, die freilich schon vor dem Treffer sichtbar nicht mit vollem Dampf gespielt haben und im Falle eines Rückstand wohl hätten nachlegen können, haben die Partie damit im Trockenen und spielen sie lässig zuende, wobei sie immer mal wieder weitere Tore erzielen, es aber auch den Gastgebern immer wieder gestatten, sich vor dem Tor der Rot-Weißen zu tummeln, und bei halbwegs brauchbarer Chancenauswertung hätte der Gruppenligist sicher auch noch ein oder zwei Ehrentreffer erzielen können. Der Sieg der Kickers dürfte freilich nie ernsthaft gefährdet gewesen sein, auch nicht in der Anfangsphase, in der ein Rückstand möglich gewesen wäre.
1965 sollen es 3500 Zuschauer gewesen sein, die die Partie zwischen dem FV 09 und den Offenbacher Kickers sehen wollten - damals noch auf dem Waldsportplatz in Hausberg ausgetragen. Diese Zuschauerzahl liegt noch weit unter dem Rekord für ein Pokalspiel der Gastgeber, der 1967 aufgestellt wurde, als sogar 5000 Menschen das Gastspiel des FSV Frankfurt miterlebten, und auch die offizielle Angabe von 1500 scheint recht hoch gegriffen zu sein, spricht der Augenschein doch eher für eine Zahl knapp über 1000. Besonders viel Stimmung machen beide Seiten nicht, wobei sich der Anhang des OFC immerhin über ein paar Fahnen zu erkennen gibt, während man bei den Breidenbachern schon auf die Details achten muß, denn das eine oder andere Fanutensil wird schon mitgeführt. Eine Handvoll Fans der Gastgeber setzt sogar auf Provokation und erscheint im Eintracht-Frankfurt-Trikot oder T-Shirt, aber die Offenbacher sind heute offensichtlich nicht dazu aufgelegt, derartige Modefragen zu diskutieren.
Das Stadion Gunterstal hat einen Hauptplatz mit Naturrasenbelag zu bieten, auf dem heute natürlich gespielt wird, und oberhalb eines Hanges folgt noch ein Nebenplatz, der gerade mit einer Kunstrasenfläche versehen wird. Ausbau gibt es hier in Form von vier Stufen auf einer Längsseite, aber die Natur hat für natürlichen Ausbau der Anlage gesorgt, der sie einen Hang spendiert hat, in die das Spielfeld hineingebaut ist und der sich oberhalb der Stufen mit einer so sanften Steigung fortsetzt, daß man sich gerade bei sommerlichem Wetter wie heute gerne darauf niederläßt und gleich - im Falle der Offenbacher - Gelegenheit hat, hier auch seine Fahnen auszubreiten. Der Rest des Gunterstalstadions ist eher unspektakulär, wobei man allerdings das Vereinsheim nicht vergessen darf, das im Eingangsbereich des Hauptplatzes untergebracht ist, und weniger unspektakulär ist auch die schöne Aussicht über das umliegende Mittelgebirge, selbst wenn man auch wieder nicht von einer atemberaubenden Kulisse sprechen kann - Siegerland und Rothaargebirge, in deren Schnittstelle der Ort dicht an der Grenze von Hessen zu Nordrhein-Westfalen liegt, sind nun einmal nicht die Alpen!