FSV 08 Bissingen vs. FSV Hollenbach 2:2
1200 Zuschauer
Der Fußballsportverein 08 Bissingen/Enz e. V. wurde am 2.1.1950 gegründet und ist aus der Sportvereinigung Bissingen hervorgegangen, mit der zuvor der ursprüngliche Fußballclub FC Viktoria Bissingen fusioniert war, von dem man das Gründungsjahr 1908 übernommen hat. Seit 1913 hatte der Club dem Arbeiterturnerbund bzw. dem Arbeiter Turn- und Sportbund angehört, bis man 1933 nach dem Verbot des ATSB durch die nationalsozialistischen Machthaber dem Süddeutschen Fußballverband beitrat. Hatte man in den 1950er und 1960er Jahren zeitweise der 2. Amateurliga angehört, verschwand der FSV danach bis in die Kreisliga, bevor der aktuelle Höhenflug mit Aufstieg in die Bezirksliga im Jahr 2000 begann. Die Bezirksliga konnte man vier Jahr später Richtung Landesliga verlassen und 2006 folgte gar der Aufstieg in die Verbandsliga, die sich im aktuellen Jahr ebenfalls als Durchgangsstation für den FSV 08 erweisen könnte. Bei einem Punkt Vorsprung vor dem SV Bonlanden haben die Kicker aus Bietigheim-Bissingen es heute in der Hand, aus eigener Kraft den Aufstieg zu schaffen, und dafür benötigt man noch einen Sieg gegen den Tabellendritten FSV Hollenbach, der sich selbst bis vor kurzem Aufstiegshoffnungen machen durfte, es aber nicht schaffte, aus der Verfolgerposition heraus die Abstände signifikant zu verringern, und mit sieben Punkten Rückstand in den letzten Spieltag geht.
In der Anfangsphase ist die Partie ausgeglichen, wobei es die Gäste sind, die in der 20. Minute eine erste große Chance haben, während der FSV Bissingen aber drei Minuten später eine sogenannte 100%ige Chance vergibt und über das Tor zielt - jeweils per Querpaß aufgelegt. Insgesamt machen die Hausherren den etwas besseren Eindruck, lassen aber weitgehend den Zug zum Tor vermissen, und schließlich erlaubt man sich in der 29. Minute einen dicken Abwehrschnitzer, als Torhüter Michael Grauer bei einem riskanten Rückpaß neben den Ball tritt und Bissingens Christian Weigand nur noch einschieben muß. Kurz nach der Halbzeit können die Hausherren zwar mit Schuß ins lange Eck des schön freigespielten Fabian Dietz ausgleichen, aber nur wenige Minuten später führt ein erneuter Abwehrfehler dazu, daß es wieder Hollenbach ist, das in Führung geht. Ein im Rücken der Abwehr von der Seitenauslinie aus hereingespielter Ball findet abermals Weigand, der aus einem Meter Entfernung einschieben kann. Als schließlich in der 84. Minute durch Dietz' zweiten Treffer abermals der Ausglich für Bissingen fällt, ist das zu spät und es bleibt letztendlich beim 2:2, durch das Bonlanden mit einem 2:1-Sieg gegen den VfR Aalen II Meisterschaft und Aufstieg erringt und den FSV Bissingen in die Qualifikationsspiele gegen den badischen Vertreter TSG Weinheim schickt, der sich seinerseits mit 2:0 und 1:0 gegen den südbadischen SV Linx durchgesetzt hat.
Eine Kulisse im vierstelligen Bereich dürfte es nicht allzuoft in Bissingen geben, und eine Gruppen von Fans sorgt auch für aktiven Support, wobei es sich allerdings um Anhänger des lokalen Eishockeyclubs Bietigheim Steelers handelt, die jüngst Meister der 2. Liga geworden sind, allerdings einen zunächst gestellten Lizenzantrag für die DEL zurückgezogen haben. Die Heimfans haben einige Schwenkfahnen mitgebracht und sorgen zwischendurch immer mal wieder für optischen und akustischen Support. Der optische Anteil umfaßt eine Aktion mit Plastikschalen in Blau und Weiß, eine zum Glück nicht ganz zum Wetter passende Regenschirm-Choreographie (tatsächlich gibt es immer wieder mal kurze Schauer, die aber glücklicherweise nie lange anhalten) und eine kleine Pyroshow mit bengalischen Feuern, die freilich einen Aufruf des Stadionssprechers nach sich zieht, derartiges zu unterlassen. Ganz originell präsentiert man sich auch in Bezug auf die Gesänge, so heißt es zum Beispiel bei einer Verletzungspause gegen Ende der Partie "Soll'n wir Deine Mama hol'n?" um dann die Geneseung des Behandelten mit "Ja, er lebt noch!" aus dem Holzmichel-Song zu zelebrieren. Die Atmosphäre ist also einem Aufstiegsfinale durchaus angemessen, scheint jedoch letzendlich die Kicker aus Bissingen eher verunsichert zu haben.
Bereits seit 1921/22 tragen die Bissinger Fußball ihre Heimspiele am Bruchwald aus, wo es aktuell je einen Naturrasen- und ein Kunstrasenplatz sowie einen leicht erhöht liegenden ebenfalls mit Kunstrasen versehenen Kleinfeldplatz gibt. Die noch heute genutzte Anlage wurde allerdings erst 1954 eingeweiht und sechs Jahre später mit dem etwas abseits stehenden Club- und Vereinsheim verziert. 1991 wurde die Anlage umgestaltet, ihr aktuelles Aussehen hat sie aber erst kürzlich erhalten, als im Mai dieses Jahres der erwähnte Kleinfeldplatz saniert wurde und einen neuen Belag bekam - über Kunstrasen hatte er schon vorher verfügt. Trotz der Bezeichnung Bruchwaldstadion handelt es sich bei der Spielstätte des FSV Bissingen eher um einen normalen Sportplatz, dessen Ausbau nicht über drei Stufen auf einer Längsseite hinausgeht, die im mittleren Bereich unterbrochen sind. Rund um die restlichen drei Seiten der Anlage ist ebenerdiges Stehen angesagt, was bei einem Besuch wie dem heutigen in manchen Bereichen des Stadions schon mehrere Reihen und damit verbundene Sichtprobleme mit sich bringt, so daß man davon ausgehen kann, daß bei dem Freundschaftsspiel, bei dem 1983 der Zuschauerrekord der Anlage aufgstellt wurde, als der VfB Stuttgart zum 75jährigen Jubiläum des FSV 08 gastierte, nicht alle Zuschauer vollen Einblick in Spielgeschehen hatten, zumindest nicht, wenn die Anlage nicht zu diesem Zeitpunkt über mehr Ausbau verfügte und bei der Umgestaltung 1991 zurückgebaut wurde.