Berlin Ankaraspor vs. FSV Bentwisch 3:1
30 Zuschauer
Seit dem 6. Juli 2006 gibt es den Berlin Ankaraspor Kulübü, der seither in der Oberliga Berlin spielt. Oberligisten fallen bekanntlich nicht vom Himmel und so haben auch die Blau-Weißen eine längere Geschichte hinter sich, die allerdings unter anderem Namen und in rot-weißen Farben bestritten worden war. Fast 100 Jahre vorher war man als Berliner Athletik Club 07 gegründet worden und hatte den Aufstieg von Kreisliga A bis Oberliga von 1991 bis 1999 in atemberaubender Geschwindigkeit bewältigt. 2004 wurde der gemeinhin als BAK abgekürzte Club durch Fusion mit dem BSV Mitte zu einem deutsch-türkischen Verein und 2006 war man eine Zusammenarbeit mit dem türkischen Erstligisten Ankaraspor eingegangen, was auch die Umbenennung bei Beibehaltung der Abkürzung und des Gründungsdatums von 1907, das auch im neuen Vereinszeichen mit dem blauen Leoparden zu finden ist, mit sich brachte. Vor der letzten Saison beendete der Originalverein seine Zusammenarbeit - selbst offensichtlich finanziell nicht ganz auf der Höhe - und das geschockte Berlin Ankaraspor versuchte sein Glück mit einer verstärkten A-Jugend-Mannschaft, die über die ganze Saison ohne Sieg blieb und ganze fünf Punkte holte - damit aber wegen des Rückzugs des SV Yesilyurt und der Reform der Ligen die Klasse hielt. Aktuell soll es wieder aufwärts gehen und man strebt einen Platz im oberen Tabellendrittel an, weit mehr als der heutige Gegner vom FSV Bentwisch. Bei den aus der Nähe von Rostock stammenden Gästen handelt es sich nach eigenem Bekunden um einen echten Amateurclub, bei dem nur der Platzwart Geld verdiene ("...und den bezahlt die Stadt."), während man Spielern Arbeitsverträge und Ausbildungen bei Sponsoren vermittele. Mit diesem eigentlich eher aus tieferen Klassen bekannten Konzept hat Bentwisch den Sprung in die Oberliga geschafft und gilt als erster Abstiegskandidat, eine Einschätzung, die man natürlich Lügen strafen will.
Nach zwei Spielen steht der FSV Bentwisch mit einem Sieg (gegen Falkensee Finkenkrug) und einer Niederlage (gegen den BFC Dynamo) besser da als die Gastgeber, die eine Niederlage (gegen Tennis Borussia) und ein Remis (gegen den LFC 92) auf dem Konto haben. Heute aber ist Ankaraspor das eindeutig bessere Team, das die Partie über die gesamte Spielzeit kontrolliert. Bis Mitte der ersten Hälfte ist man mit 2:0 in Führung gegangen, läßt jedoch danach etwas die Zügel schleifen, was den Gästen aus Bentwisch einen Anschlußtreffer ermöglicht. Die haben in der zweiten Hälfte ein kleines Zwischenhoch, nachdem noch vor der Halbzeitpause das 3:1 für den BAK gefallen ist. Wirkliche Probleme bekomt die Abwehr der Gastgeber aber selbst in der Drangphase der Mecklenburger nicht und am Ende bleibt es so bei einem völlig ungefährdeten Sieg für Ankaraspor - der fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfindet, denn das Spiel der nicht gerade als Zuschauerkrösus bekannten Hausherren wollen noch weniger Zuschauer sehen als üblich (im letzten Jahr sollen durchschnittlich ca. 80 Leute gekommen sein).
Ankaraspor trägt seine Spiele im Poststadion aus, einer Traditionsspielstätte in erbärmlichen Zustand, der sich allerdings gegenüber den letzten Jahren deutlich gebessert hat. Die altehrwürdige Tribüne ist zwar weiterhin baufällig und gesperrt, obwohl sie unter Denkmalschutz steht, und in den Kurven sind die Wellenbrecher in der üppigen Vegetation kaum zu finden, aber die Gegenseite ist bereits komplett renoviert und mit grauen Plastiksitzen ausgestattet und in den Diagonalen wird gerade jetzt an den Stufen gearbeitet. Nach ihrem Bau in den 1920er Jahren war die Anlage das modernste Stadion Berlins gewesen und bot 35000 Zuschauern Platz. Kein Wunder, daß hier schon bald ein Endspiel um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen wurde (1934 zwischen Schalke 04 und dem 1. FC Nürnberg) und daß sie erweitert und bei den Olympischen Spielen 1936 genutzt wurde - 55000 Zuschauer sahen hier eine 0:2-Niederlage Deutschlands gegen Norwegen. Nach dem zweiten Weltkrieg trugen unter anderem Hertha BSC und Tennis Borussia im Poststadion höherklassige Heimspiele aus, doch seit den 1990er Jahren lag es brach und erst in den letzten Jahren wurde überhaupt wieder etwas am zwischendurch völlig zugewucherten Stadion getan. Im letzten Jahr spielte hier der inzwischen Pleite gegangene Yesilyurt SV und aktuell dient das Stadion dem BAK als Spielstätte, aber wie Mitte 2008 von der Presse gemeldet wurde, plant aktuell Tennis Borussia die komplette Renovierung des Stadions, um hierher zurückzukehren. Demnach soll das Poststadion bis zur Saison 2009/2010 komplett saniert sein und 15000 Zuschauern Platz bieten. Neben dem eigentlich Stadion gehören übrigens noch zwei Nebenplätze zum Komplex, dazu ein Hallenbad, ein Freibad und mehrere Tennisplätze.