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K Berchem Sport |
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22.12.2002, Ludo Coeckstadion, 3. Division Belgien, Staffel A |
Die Gelb-Schwarzen von Koninklijk Berchem Sport haben schon bessere Zeiten gesehen, so spielten
die Antwerpener Vorstädter alleine in den 70er und 80er Jahren sieben Jahre lang in der ersten Belgischen Division, aus der man sich 1987 endgültig verabschiedete. Inzwischen spielt man in der dritten belgischen Liga, hofft jedoch als Tabellenführer seiner Staffel die hartnäckigen Konkurrenten
aus Oostende abschütteln und so zum Saisonende zumindest in die Zweitklassigkeit zurückkehren zu können. Der heutige Gegner, der Koninklijke Sportkring Maldegem verspürt zumindest momentan keine derartigen Ambitionen und ist mit seinem Mittelfeldplatz durchaus zufrieden, wobei man auch der bewegten Geschichte der heutigen Hausherren nichts Vergleichbares entgegenstellen kann. Angesichts des Tabellenstandes sind die Rollen für das heutige Spiel bereits vor der Partie verteilt: Berchem kann sich gegen die grauen Mäuse aus Maldegem kaum einen Punktverlust erlauben, auch wenn die sich auf ihrer Website stolz als De trots van het Meetjesland präsentieren. Der Stolz des Meetjeslands - übrigens ein Landstrich nördlich von Gent - wird seinerseits versuchen, sich bei den Gelb-Schwarzen einen Punktgewinn zu ertrotzen.
In den ersten Spielminuten kommen die Gäste halbwegs mit dem Druck der Hausherren klar, aber es
zeigt sich schnell, daß ihnen heute nur eine gehörige Portion Glück zum erhofften Puktgewinn helfen kann. Tatsächlich dauert es dann nicht einmal bis zur Halbzeit, bis das Schicksal für die Gäste seinen Lauf nimmt. Nach dem 1:0 läßt Berchem Sport nichts mehr anbrennen, nach dem Wechsel erhöht man recht mühelos bis auf 4:0, bevor die Hausherren endlich einen Gang zurückschalten und die völlig überforderten Kicker aus Maldegem ein wenig zur Ruhe kommen lassen. So können die Zuschauer am Ende auf eine Partie zurückblicken, die nach einer langweiligen ersten halben Stunde noch so einiges zu bieten hatte und an die man wohl auch gerne zurückdenkt, so man nicht zum Anhang der Rot-Gelben aus dem Meetjesland gehört.
Das Publikum steht am heutigen Tag zum Großteil auf der Seite der Hausherren, aber eine
nennenswerte Anzahl von Fans sind auch aus dem gut 75 Kilometer entfernten Maldegem nach Berchem gekommen - von denen übrigens zumindest ein Teil mit einem kostenlos zur Verfügung gestellten Bus angereist ist. Die Heimfans bieten zunächst ein Intro mit einer roten bengalischen Fackel und zeigen sich auch im weiteren als sehr begeisterungsfähig. Das gilt vor allem für die Fans auf den Stehplätzen der Gegenseite, doch auch auf der Haupttribüne wird immer wieder angefeuert, aufgesprungen und vor allem mit Trampeln ein beträchtliche Lautstärke erreicht. Am Ende sind die Heimfans natürlich obenauf und ihre Laune verbessert sich weiter, als der Stadionsprecher durchgibt, daß der vor dem heutigen Spieltag punktgleiche KV Oostende eine halbe Stunde vor Schluß in Wevelgem zurückliegt. Am Ende gewinnen die Nordseeanrainer zwar noch einen Punkt, aber dennoch sehen Verantwortliche und Fans von Berchem Sport ihr Team nach dem fünfzehnten Spieltag als alleinigen Tabellenführer, so daß sie das Weihnachtsfest mit dem Träumen vom erhofften nächsten Jahr in der zweiten Division verbringen können.
Das Ludo Coeckstadion gehört wohl zu den schönsten Anlagen im gesamten belgischen
Fußball und kommt mit dem Aussehen eines für England typischen Stadions der 70er Jahre daher. Beide Längsseiten werden von Tribünen mit Giebeldächern geziert, wobei die Haupttribüne mit Sitzplätzen bestückt ist, die Gegentribüne Stehplätze zu bieten hat. Seit der Renovierung der Haupttribüne vor zwei Jahren läßt man sich hier auf blockweise gelben und schwarzen Schalensitzen teils ohne und teils mit Rückenlehne nieder, im mittleren VIP-Bereich sogar auf recht edlen, gepolsterten Klappsitzen. Den kleinen Nachteil, daß beide Tribünen nicht ohne Stützpfeiler im Sichtbereich auskommen, nimmt man natürlich gerne in Kauf. In den Hintertorbereichen folgen die unüberdachten Stufen dem ovalen Verlauf der kleinen Laufbahn, die um das Fußballfeld läuft, aber kaum zu stören vermag. Auf der einen Seite sind diese Stufen von einem Marathontor unterbrochen, das von weißen steinernen Adlern bewacht wird und stolz die Buchstaben KVB präsentiert. Besonders erwähnenswert sind übrigens auch die schwarzen Wellenbrecher, die an massiven Steinen montiert sind, die ein wenig an Grabsteine erinnern. Spötter mögen anmerken, daß hier die ruhmreiche Vergangenheit von Berchem Sport begraben liegt, aber vielleicht sind es ja auch Mahnmale, die eine große Zukunft des Teams ankündigen. Für Beleuchtung kann man mit den Strahlern von vier Flutlichtmasten sorgen, die heute jedoch, obwohl es am Ende spürbar dunkler wird, einen Beweis ihrer Funktion schuldig bleiben, und in dem Hintertorbereich gegenüber vom Marathontor findet sich noch eine einfache Anzeigetafel, die über den aktuellen Spielstand und die -zeit Auskunft gibt. Namensgeber der Anlage ist mit Ludo Coeck übrigens seit einigen Jahren ein früherer Spieler von Berchem Sport, der beim RSC Anderlecht, Inter Mailand und in der belgischen Nationalmannschaft zu Ruhm gekommen ist, bevor er 1985 gerade mal dreißigjährig einem Unfall zum Opfer gefallen ist.
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