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17.03.2004, Tivoli, DFB-Pokal Halbfinale |
Am heutigen Spieltag kommt es zwischen Alemannia Aachen und Borussia Mönchengladbach zu einer Partie, der beide
Fanszenen schon seit Wochen entgegenfiebern. Die beiden rheinischen Kontrahenten kämpfen heute um den Einzug ins DFB-Pokal-Finale
und damit durch den mühsamen Sieg von Werder Bremen gegen den VfB Lübeck im anderen Halbfinale vom Vortag um das fast sichere Erreichen des UEFA-Pokals. Da vergißt man auch für einen Tag die zuletzt durchwachsenen Leistungen in der Liga, durch die der TSV Alemannia einen zur Winterpause zumindest bei den Fans der Gelb-Schwarzen für sicher gehaltenen Aufstieg in die Bundesliga zu verspielen droht, während dem VfL Borussia der Abstieg aus der Eliteklasse droht. DFB-Pokal-Endspiele sind für beide Teams übrigens keine neue Erfahrung, wobei die Gladbacher noch vor relativ kurzer Zeit sogar eins gewinnen konnten, als sie sich 1995 über den damals zweitklassigen VfL Wolfsburg behaupteten. Die Aachener dagegen sind zweimal im Finale gescheitert und auch daran werden sich nur noch wenige der heutigen Anhänger erinnern können. 1953 zog man den Kürzeren gegen Rot-Weiss Essen, 1965 gab es eine Niederlage gegen Borussia Dortmund.
In der Anfangsphase zeigt sich Mönchengladbach in deutlich besserer Verfassung als der TSV, kann sich aber nicht entscheidend durchsetzen und mehr
als ein paar gute Torchancen kommen dabei nicht heraus, wobei zumindest einmal das Glück zugunsten der Alemannia eingreift, als ein Schuß von Sverkos denn Innenpfosten trifft, aber nicht ins Tor, sondern in die Hände von Torhüter Straub springt. Die "Öcher" sehen sich in die Defensive gedrängt und auf gelegentliche Entlastungsangriffe beschränkt, ein solcher führt aber in der letzten Minute der ersten Hälfte zu dem Freistoß, der die Partie entscheidet. Um die schlecht postierte Mauer herum - Torhüter Reitmeier redet sich später damit heraus, die Mauer habe das Eck beim vom Schiedsrichter erzwungenen Zurückgehen freigegen - plaziert Mittelfeldspieler Grlic das Leder im Tor des VfL. Im zweiten Abschnitt versuchen die Gäste zwar durchaus, wieder ins Spiel zu finden, aber die eingesetzten Mittel sind doch äußerst bescheiden. Immer wieder versucht man mit hohen Pässen durchs Mittelfeld zu kommen, die das Prädikat planloses Gepöle verdienen und es der Alemannia-Abwehr leicht machen, die Kontrolle zu behalten und teilweise bilden sich Spielertrauben, die an ein E-Jugend-Spiel erinnern, wenn sich fast alle Spieler in einem Viertel des Platzes aufhalten. Am Ende monieren die Gladbacher, daß ihnen bei den weniger klaren Chancen, die man sich erspielen kann, zwei Handelfmeter verwehrt werden - zumindest in einem der beiden Fälle eindeutig zu Recht. Dennoch muß man sich eher an die eigene Nase fassen, denn wenn ein Bundesligist mit derartig unzureichenden spielerischen Mitteln gegen die Defensive eines klassenniedrigeren Teams agiert wie der VfL der zweiten Hälfte, hat er letztendlich nichts bessers verdient und es mag auch durchaus angezweifelt werden, ob die vor allem auch psychisch der Situation nicht gewachsenen Grün-Weißen heute einen Strafstoß verwandelt hätten.
Besondere Spiele erfordern natürlich auch besondere Maßnahmen und so präsentieren die Anhänger der Gelb-Schwarzen zum Intro eine
pfiffige Choreographie über die komplette Gegengerade: "Gestern noch Skandale", "Heute dann das Halbfinale", "Morgen den Pokal stehlen" und "Übermorgen von Europa erzählen" heißt es als Überschrift auf vier großen Blockfahnen, auf denen der jeweilige Spruch illustriert wird und die so ein fortlaufendes Bild auf dieser Tribüne ergeben. Dazu gibt es den Einsatz von zahlreichen Wunderkerzen und mit einem roten bengalischen Feuer kommt auch noch ein wenig bei den Vereinen nicht so gerne gesehener Support dazu. Die Gladbacher präsentieren ein richtiges Intro zur zweiten Hälfte, wobei es eine Rolle spielen mag, daß der Sonderzug Verspätung hatte und dessen Insassen es nicht zum Anpfiff der Partie ins Stadion geschafft haben. Borussia-Fans mit gelben T-Shirts steigen dabei auf den Zaun im Gästeblock und bilden so mit jeweils einem schwarzen Buchstaben bzw. einer Zahl den Gesamtspruch "2095 X ARSCHLECKEN", eine Anspielung auf die restriktive Ticketvergabe bei der Alemannia, die genau 2095 Karten nach Gladbach geschickt hat und die anderen unter eigenen Dauerkartenbesitzern und Vereinsmitgliedern verkauft hat, um so wenig Schwund in Richtung Gäste zu haben wie irgendwie möglich. Dennoch sind ein paar Gladbacher auf anderen Wegen an Tickets gekommen, die unter anderem zu Phantasiepreisen in Internet-Auktionshäusern gehandelt wurden, so daß es vielleicht 2500 bis 3000 Gästefans sind, die letztendlich den Weg zum Tivoli gefunden haben. Auch nach den Intros gibt es reichlich Support, wobei die "Öcher" mit Gesängen "Eins kann uns keiner nehmen und das ist das Endspiel gegen Bremen" sogar einen Song zur besonderen Gelegenheit gestrickt haben. Etwas unverständlich ist freilich, daß viele Anhänger des VfL bereits in den beiden Minuten der Nachspielzeit den Tivoli verlassen, auch wenn es nicht mehr nach dem Ausgleich für ihre Farben aussehen mag.
Am Tivoli hat sich in den letzten Jahren nicht viel geändert. Die Längsseiten sind mit
überdachten Tribünen ausgebaut, wobei die Haupttribüne mit Plastiksitzen ausgestattet ist und auf der Gegenseite gestanden wird. Die Sitze auf der Haupttribüne wechseln dabei blockweise zwischen den Vereinsfarben Gelb und Schwarz und tragen jeweils einen Buchstaben in der anderen Farbe, so daß sich "ALEMANNIA" ergibt. In den Hintertorbereichen gibt es weitere Stehplätze, wo man jedoch auf eine Überdachung verzichten muß. Die Beleuchtung erfolgt auf klassischem Weg mit an vier Masten untergebrachten Flutlichtstrahlern, die von ein paar weiteren Strahlern auf den Tribünendächern unterstützt werden. Es handelt sich also um ein fast klassisches Fußballstadion, aber auch um eins, das weder von der Größe her den Ansprüchen von Europapokalspielen genügen kann noch von der Zahl der Sitzplätze. So wird Aachen wohl im kommenden Jahr seine UEFA-Cup-Spiele in einer anderen Anlage austragen, wobei der Wunschort Kerkrade von der UEFA nicht genehmigt werden wird, läge er zwar in unmittelbarer Nähe, aber eben auch auf der anderen Seite der deutsch-niederländischen Grenze. Möglicherweise wollen die Verantwortlichen des TSV ihre Europapokalspiele sogar im neuen Stadion des heutigen Gegners austragen lassen, was wohl die Leidensfähigkeit der VfL-Fans auf eine neue Probe stellen würde.
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