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Äquatorialguinea vs. Libyen 1:0 |
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21.01.2012, Estadio de Bata, Africa Cup of Nations 2012 |
Der Fußballverband von Äquatorialguinea wurde 1984 in dem westafrikanischen Land gegründet, das seit dem
12.10.1968 von Spanien unabhängig und bis heute das faktisch einzige Land in Afrika ist, das offiziell
spanischsprachig ist. Als größter Erfolg der Fußballnationalmannschaft gilt der Gewinn des CEMAC-Cups - einer
Art Regionalmeisterschaft - 2006, als im Endspiel Kamerun besiegt wurde, das freilich nur mit einer Amateurmannschaft
angreist war. Für ein großes Turnier - eine WM oder einen Afrika-Cup konnte man sich bislang nicht qualifzieren,
so daß man aktuell in seiner Rolle als Co-Gastgeber erstmalig beim Africa Cup of Nations dabei ist. Als 151. der
Fußball-Weltrangliste gehört man nicht gerade zu den Top-Favoriten des Turniers, was allerdings auch für den
heutigen Gegner Libyen gilt, der auf FIFA-Ranglistenplatz 63 steht und seit einem überraschenden zweiten Platz
1982 bei Africa Cup of Nations erst zum zweiten Mal überhaupt für das Turnier qualifiziert ist. 2006 war nach
der Vorrunde Schluß für die Nordafrikaner, die eigentlich im kommenden Jahr Gastgeber des nächsten ACN sein sollten,
der jedoch inzwischen wegen des Bürgerkriegs in Libyen nach Südafrika verlegt wurde.
Beide Mannschaften versuchen von Beginn an, einen Treffer zu erzielen, aber ebenso sind bei beiden Schwächen im
Spielaufbau unübersehbar. In der 6. Minute ist Libyen erstmalig frei durch, wird jedoch in letzter Sekunde
sauber vom Ball getrennt. Sieben Minuten später ergibt sich eine gute Chance für Äquatorialguinea, als ein
Paß an der Fünf-Meter-Raum gelingt, den ein Abwehrspieler im letzten Moment wegspitzeln kann. Im Spielzug
unmittelbar danach ist der Ball im Tor der Libyer, als Torhüter Samir Abod das Leder durch die Hosenträger
rutschen läßt und hinter der Linie geklärt wird, wobei der Abpraller endgültig im Netz landet und der Treffer
zu unrecht wegen Abseits nicht anerkannt wird. Im zweiten Abschnitt häufen sich die Chancen für die Gastgeber,
aber es scheint lange auf ein torloses Remis hinauszulaufen, bis die Nachspielzeit doch noch den Treffer für
Äquatorialguinea bringt, als Balboa schön freigespielt wird und das Leder lässig über den herauseilenden Abod ins
Tor schlenzt.
Mit 36000 Zuschauern ist das Estadio de Bata nicht ganz ausverkauft, allerdings sind etwa halb so viele Menschen
zum Spiel gekommen wie in der Stadt überhaupt wohnen, und das zu Preisen von umgerechnet 25 und mehr, die
für viele Menschen in Äquatorialguinea, die nicht vom Ölreichtum des Landes profitieren, eine hohe Hürde sein
dürften. Zunächst gibt es eine offizielle Eröffnungsfeier mit Videoübertragungen, offensichtlich traditionellen
Tänzen, Feuerwerk und natürlich einer Eröffnungsrede, danach zeigt sich das heimische Publikum begeisterungsfähig,
wobei es wie in Afrika üblich ohne Sprechchöre oder dergleichen abgeht und man vielmehr die Situation feiert,
ein wenig Vuvzela-Getröte produziert und auch schon einmal eine Polonaise über die Ränge abhält. Als der späte Treffer
fällt, geht die Stimmung natürlich noch einmal ganz nach oben, und der Sieg für Äquatorialguinea wird über den Schlußpfiff
hinaus kräftig gefeiert. Was etwas negativ auffällt ist, daß nicht die Landesfarben auf der Tribüne dominieren, sondern das Orange
vom Namens-Sponsor des ANC-Cups, der diverse aufblasbare Riesenhände
unter den Fans verteilt haben, neben denen die paar Landesfähnchen nicht weiter auffallen und so das Spiel farblich völlig okkupiert hat.
Anhänger des libyschen Teams sind während alldem nicht im Stadion auszumachen.
Das Estadio de Bata ist im Süden der früheren Hauptstadt Äquatorialguineas zu finden, wo es mit einer Kapazität
von 36500 Zuschauern das größte Fußballstadion seines Landes darstellt. Errichtet wurde die Anlage 2007 - zunächst
für 22000 Zuschauer und zum aktuellen Turnier ausgebaut, nachdem es 2007 ein Spielort bei der Afrikameisterschaft
der Frauen gewesen war. Beim Estadio de Bata handelt es sich um die klassische Schüssel, bei der eine Laufbahn um
die Spielfläche verläuft und die Ränge in ebenso ovaler Form auf diese Laufbahn folgen. Ursprünglich bestand der
Ausbau aus einem umlaufenden Rang, die Erweiterung des Stadions bestand im wesentlichen daraus, daß man einen
Oberrang aufgesetzt hat. Insgesamt ist das Stadion eher ein Standardbau, der wohl von oder mit Unterstützung von
China gebaut worden ist und sich somit in eine Reihe mit zahlreichen anderen größere Stadien auf dem
afrikanischen Kontinent stellt.
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