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SpVgg Oberaussem-Fortuna |
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16.06.2002, Werner-Lehmann-Stadion, Aufstiegsrunde zur Frauen-Bundesliga |
Die SpVgg Oberaussem-Fortuna kommt aus der Gemeinde Bergheim und ist vielen Leute wohl hauptsächlich als das Team bekannt, das
drolligerweise seinen Vereinsnamen hinter dem Namen der Stadt führt. Daß das so nicht ganz stimmt, mag vermuten, wer dem Bindestrich besondere Bedeutung schenkt, und die Tatsache, daß es im Umland eine Zeche Fortuna gibt (bzw. gab), bringt einen dann auf die Spur der wahren Zusammenhänge. Tatsächlich geht der Verein auf eine Fusion des Spiel- und Sportclubs 1919 Oberaussem mit dem Fußballclub Fortunagrube zurück, die sich 1950 zusammenschlossen. Zu diesem Zeitpunkt war natürlich an Frauenfußball noch nicht zu denken - der DFB hat kickenden Frauen bekanntlich erst viel später seinen Segen gegeben, so daß es weitere 30 Jahre dauerte, bevor die Männerfußballabteilung der Spielvereinigung um die Abteilung Frauen- und Mädchenfußball erweitert wurde. In den frühen 90er Jahren stellten sich dann auch die ersten Erfolge auf der Ebene des Westdeutschen Fußballs ein, wobei man auch bereits mehrmals an das Tor zur Bundesliga klopfen konnte. Durchschreiten konnten die Oberaussemer Frauen dieses Tor bislang nicht, heute aber haben sie es in der Hand, es aus eigener Kraft aufzustoßen. Ebenso wie der heutige Gegner verfügt man über sechs Pluspunkte aus der Aufstiegsrunde, so daß angesichts der Tatsache, daß man am letzten Spieltag spielfrei ist und daß der zweite Rivale Tennis Borussia Berlin voraussichtlich bereits heute zu neun Pluspunkten kommen wird, ein Sieg her muß. Der Gegner vom TuS Niederkirchen dagegen könnte eine heutige Niederlage noch am kommenden Spieltag wettmachen, wenn die Berlinerinnen ihre Visitenkarte in Niederkirchen abzugeben haben. Der TuS ist im Frauenfußball alles andere als ein unbeschriebenes Blatt - die Südwestdeutschen verfügen nicht nur über eine große Tradition, sondern konnten auch bereits einen Meistertitel nach Niederkirchen holen -, ist jedoch in den letzten Jahren vor allem aufgrund der schlechteren finanziellen Lage gegenüber den reichen Frauenvertretungen der Bundesligateams sowie den Vorzeigeclubs aus Duisburg und Frankfurt in der zweiten Garde und nach ein paar Jahren Abstiegskampf schließlich auch in der zweiten Klasse gelandet.
Es entwickelt sich schnell ein von beiden Seiten eher offensiv geführtes Spiel, bei dem jedoch die begrenzten Mittel der beiden Teams schnell deutlich werden, bei denen bezweifelt werden muß, ob
sie ohne größere Änderungen das Zeug haben werden, in der Bundesliga zu bestehen. Mit dem heutigen Gegner können jedoch beide Mannschaften mithalten, so daß die Partie als durchaus unterhaltsam bezeichnet werden darf, auch wenn Torchancen lange Mangelware sind. Im zweiten Abschnitt gelingt den Hausherrinnen dann jeoch der vielbejubelte Führungstreffer, der den rumänischen Spielerinnen, von denen eine den Treffer erzielt, die Chance gibt, einen vorbereiteten Torjubel zu dritt zu präsentieren, bei dem sie ihre Trikots lupfen, um die mit Klebeband in den rumänischen Landesfarben verzierten Bäuche dem Publikum zu zeigen (allen potentiellen Voyeuren sei gesagt, daß es mehr nicht zu sehen gibt, man möge sich also jeglich abgedroschenen Trikot-Tausch-Sprüche sparen!). Statt sich um den angemessenen Torjubel zu sorgen, hätten sich die Bergheimerinnen aber besser um Konzentration für den Rest des Spiels bemüht, so fällt direkt im Gegenangriff der Ausgleichstreffer und danach kommt die beste Phase von Niederkirchen, das schnell zu weiteren Treffern kommt und zwischenzeitlich mit 3:1 in Führung geht. Zwar gelingt den Gelb-Schwarzen noch der Anschlußtreffer zum 3:2, aber zu mehr reicht es nicht, so daß man am Ende mit leeren Händen dasteht. Die letzte Runde der Aufstiegsspiele ist bedeutungslos geworden, so daß man den heutigen Gästen ebenso zum Aufstieg in die Bundesliga gratulieren darf wie den Berliner Veilchen, die gleichzeitig mit einem Heimsieg gegen Nürnberg das Aufstiegsticket buchen. Den Hausherrinen bleibt wie schon im Vorjahr nur die Hoffnung, es in der kommenden Saison besser zu machen.
Das Spiel erfreut sich eines durchaus guten Besuches, wobei es keinen auffälligen Support für den TuS Niederkirchen gibt. Die Hausherrinnen dagegen verfügen über einen kleinen Fanblock,
der zum Intro das eine oder anderer Pyro präsentiert und während des Spielverlaufs ständig mit Sprechchören, Trommeln und anderen Lärminstrumenten akustisch präsent ist. Den Höhepunkt erreicht die Stimmung demzufolge auch, als der Oberaussemer Himmel nach dem Führungstreffer voller Aufstiegsgeigen hängt - danach nimmt das Schicksal seinen Lauf, so daß die Begeisterung verständlicherweise einem gewissen Frust weicht. Nach dem 3:1 für die Gäste wenden dann auch einige seine Aufmerksamkeit der Stadionkneipe zu, wo gleichzeitig am TV Verlängerung und Elfmeterschießen der Weltmeisterschaftspartie zwischen Spanien und Irland verfolgt werden können.
Das Werner-Lehmann-Stadion ist eine Mehrzweckanlage mit Laufbahn, bei der man vor allem in der Kurven
etwas weit vom Spielgeschehen entfernt ist, die aber ansonsten zu überzeugen weiß. Die Kurven und die Gegenseite sind mit jeweils zwei Stufen ausgebaut, dahinter gibt es noch einen Graswall, der ebenfalls als Stehplatz genutzt werden kann. Auf der anderen Längsseite gibt es eine richtige Tribüne, die im mittleren Bereich überdacht ist. Die hohen Betonstufen können hierbei nach Belieben stehend oder sitzend genutzt werden, einen expliziten Sitzplatzbereich mit Bänken oder Einzelsitzen findet man allerdings nicht. Dennoch muß man dem Stadion attestieren, daß es der Anlage des übermächtigen Lokalrivalens vom 1. FFC Pulheim-Brauweiler hoch überlegen ist.
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