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VfB Günnigfeld |
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fussball-wattenscheid |
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06.06.2004, Sportplatz an der Kirchstraße, Bezirksliga Westfalen 13 |
Am letzten Spieltag der Bezirksliga Westfalen heißt es in Staffel 13 schlicht und ergreifend "Ihr oder wir",
wenn sich der VfB Günnigfeld 11/26 und Rot-Weiß Wacker Bismarck um den einen Aufstiegsplatz in die Landesliga Westfalen
West streiten. Der "Verein für Breitensport" hat seine Wurzeln übrigens unter anderem in der Union Günnigfeld 1911, die von
1949 bis 1963 immerhin 14 Jahre in der dritten Liga - damals einfach Amateurliga Westfalen - spielen konnte und danach nicht
nur durch die Neuordnung des Amateurfußballs bei Einführung der Bundesliga als Fußball-Oberhaus in den unteren Klassen
verschwand. Heute kann man beim Duell der beiden Stadtteilclubs - Günnigfeld gehört zu Wattenscheid und damit administrativ zu Bochum, Bismarck ist ein Stadtteil des benachbarten Gelsenkirchen - immerhin auf Level sechs zurückkehren und die Chancen dafür stehen gut, kann man sich doch auf dem heimischen
Sportplatz an der Kirchstraße eine Niederlage mit drei Treffern Differenz erlauben. Der Gegner vom RWW Bismarck ist ebenfalls Ergebnis
einer Fusion: 1970 taten sich die beiden DJK-Vereine Rot-Weiß Bismarck und Wacker Bismarck unter dem kombinierten Namen Rot-Weiß-Wacker zusammen. Inzwischen lautet die offizielle Vereinsanschrift RWW Bismarck 1925 e. V., wobei nicht so ganz klar ist, warum der RWW inzwischen die katholische Sportbewegung "Deutsche Jugendkraft" verlassen hat.
Über 60 Minute plätschert die Partie vor sich hin, da die Hausherren sich damit zufrieden geben, den Gegner zur kontrollieren, selbst aber nicht allzu
viel zur Gestaltung der Partie beitragen. Eine halbe Stunde ist noch zu spielen und vier Tore müßten die harmlosen Gäste erzielen - da ist ja wohl alles klar. Sollte man annehmen, aber am Ende kommt es zu einem dramatischen Finale, das so sicherlich nicht mehr erwartet worden ist. In eben dieser 60. Minute fällt der Treffer zum 0:1 und bringt den Gästen neuen Mut. Jetzt werden die Angriffe von Rot-Weiß Wacker druckvoller und ein Umschwung deutet sich an, auch, wenn zunächst kein weiteres Tor fällt. Eine Viertelstunde später muß der Torhüter der Gäste zum zweitenmal hinter sich greifen und spätestens jetzt wird klar, daß das Auswärtsteam tatsächlich nochmal ernsthaft angreifen wird. Vielleicht fällt das dritte Tor für Rot-Weiß etwas zu spät, denn es sind nur noch fünf Minuten zu spielen, als es 0:3 heißt, so daß beide Teams unverhofft gleiche Punktzahl und Tordifferenz aufzuweisen haben und nur noch von den mehr geschossenen Toren der Günnigfelder getrennt werden. Chancen haben die Gelsenkirchener aber noch, die beste, als der Torhüter der Hausherren in der Nachspielzeit einen Ball aus dem Winkel fischen kann und so Schlimmeres für den VfB verhindert, der letztendlich mit dem Schrecken davonkommt und den Aufstiegsplatz, dessen man sich so sicher war, am Ende so gerade eben behaupten kann.
Schon im vorhinein wird bei der heutigen Partie eine vierstellige Zuschauerzahl erwartet und am Ende muß man sogar ein paar Minuten später anfangen,
weil der Andrang wirklich für Bezirksligaverhältnisse extrem ist und sich viele Zuschauer erst in letzter Minute entschieden haben, das Spiel mitverfolgen zu wollen. Die am Ende genannte Zuschauerzahl von 1200 erscheint dann aber doch stark übertrieben, realistischer wäre wohl eine Angabe von 600 - 700 Interessenten. Die verfolgen das Spiel größtenteils eher ruhig, auch wenn am für die Spielklasse üppig ausgestatteten Fanstand des VfB unter anderem ein T-Shirt zu finden ist, auf dem "Super Fans - Super Stimmung!" zu lesen ist. Als die Tore fallen, zeigt sich, daß durchaus auch ein paar Gästefans anwesend sind, die die Tore ihrer Mannschaft bejubeln, sich davon allerdings nicht zum Anfeuern motivieren lassen. Den Freunden der Hausherren ist jetzt jedenfalls die Anspannung anzumerken, und in der Nachspielzeit wird auch schon mal Richtung Schiedsrichter gepöbelt, von dem man jetzt nur noch den Schlußpfiff erwartet. Als dieser Pfiff dann endlich ertönt, feiern die heimischen Zuschauer den Aufstieg ihres Teams mit der Mannschaft, der ebenfalls deutlich die Erleichterung anzumerken ist, daß man am Ende nicht als Idiotenbande dasteht, die innerhalb von einer Viertelstunde einen Vier-Tore-Vorsprung aus der Hand gibt.
Die Sportanlage an der Kirchstraße besteht eigentlich aus zwei Fußballplätzen. Zum einen findet man hier einen Ascheplatz mit Flutlicht, an dessen Rand
ein überdachter Unterstand für eine gewisse Wetterunabhängigkeit der Zuschauer sorgt, auch wenn man darunter nur ebenerdig stehen kann. Dieser Platz wird wohl auch häufiger vom VfB Günnigfeld genutzt, heute spielt man aber nebenan, wo man über einen Rasenplatz verfügt, der ebenfalls als reines Fußballfeld angelegt und auf allen Seiten von grasbewachsenen Wällen umgeben ist, auf denen sich dann auch viele Zuschauer niederlassen. Alternativ kann man sich auch an die Spielfeldbegrenzung stellen, aber nur auf den Längsseiten, denn hinter den Toren ist auf eine solche Begrenzung völlig verzichtet worden. Dafür gibt es hinter einem der Tore noch das Vereinsheim des VfB, dessen Zugang mit ein paar Hecken optisch verschönt ist, die aber genausogut umgangen werden können. Hier hat man ein paar Gartenbänke aufgestellt, auf denen sich ebenfalls der eine oder andere Zuschauer niederläßt. Insgesamt darf man den Rasenplatz an der Kirchstraße wohl als recht idyllische Anlage bezeichnen und man darf annehmen, daß die meisten Freunde des VfB keinen sehr weiten Weg zu Heimspielen haben, da der Platz von Wohnbebauung umgeben ist und das Einzugsgebiet der Hausherren flächenmäßig nicht allzu groß sein dürfte - schließlich hat man selbst auf lokaler Ebene mit Wattenscheid 09 harte Konkurrenz.
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