Rußland vs. England 1:1
Russland

Russland vs. England 1:1

England

24.06.2001, Jena, Ernst-Abbe-Sportfeld, Gruppenspiel Frauen Europameisterschaft

Ticket
1200 Zuschauer

Als sich am heutigen Spieltag im ostthüringischen Jena die Nationalmannschaften von England und Rußland treffen, Ernst-Abbe-Sportfeld - Tribüne um das für beide erste Gruppenspiel der Frauen-Europameisterschaft auszutragen, sind die Rollen vorab klar verteilt. In Rußland gibt es gerade mal 2000 aktive Spielerinnen, die gegen die Ignoranz und das Unverständnis der chauvinistischen russischen Gesellschaft zu kämpfen haben, die der weiblichen Hälfte der Bevölkerung den Stöckel- und nicht den Fußballschuh zugedacht hat. Wie aus einem Bericht von WDR 2 hervorgeht, ist das Presseecho auf diese EM in Rußland gleich Null und in den wenigen Interviews sehen sich die Spielerinnen mit Fragen konfrontiert, wie, ob sie einen Freund haben oder ob sie die ständigen blauen Flecke an den Beinen nicht belasten. Ganz so dramatisch ist die Lage des Frauenfußballs in England nicht, obwohl auch die Britinnen nicht zu den allerersten Adressen in dieser Sportart gehören, so daß allgemein angenommen wird, daß es sich um ein Plazierungsspiel handeln wird, in dem es um die Plätze 3 und 4 geht, während am Vortag in Erfurt zwischen den gastgebenden Deutschen und dem schwedischen Team die beiden Halbfinalplätze ausgemacht wurden (Deutschland gewann 3:1).

Daß solche Erwartungen nicht immer der Realität entsprechen, wird beim heutigen Spiel Ernst-Abbe-Sportfeld - Heimkurve schnell deutlich. Nicht die Engländerinnen dominieren die Partie, sondern die Russinnen sind es, die immer wieder besonders über die rechte Seite kommen und sich eine hochkarätige Chance nach der anderen erspielen, dies jedoch freilich, ohne zum Führungstreffer zu kommen. So ist es mit dem Halbzeitpfiff die englische Mannschaft, die das Klischee von den vergebenen Chancen, die sich rächen, auf die Tagesordnung setzen und mit 1:0 in Front gehen. Diese schreiende Ungerechtigkeit läßt das Schicksal zwar nicht durchgehen, aber mehr als ein Remis können die Russinnen nicht mehr erreichen und bescheren so groundhopping.de und vielleicht auch dem englischen Team den vielleicht unverdientesten Punktgewinn der jeweiligen Geschichte.

Über 1000 Zuschauer sind gemessen an üblichen Bundesliga-Zuschauerzahlen so übel nicht, Ernst-Abbe Sportfeld - Uhrenturm Ernst-Abbe Sportfeld - Uhrenturm obwohl man darüber spekulieren mag, ob im Ruhrgebiet nicht höhere Resonanz zu erreichen gewesen wäre. Im Publikum macht man einige englische Fahnen aus - wohl größtenteils von anglophilen Thüringern angebracht. Auf der Haupttribüne allerdings scheinen sich auch ein paar waschechte Engländer niedergelassen haben, die allerdings nur selten mal mit Kommentaren zu hören sind und auf Sprechchöre ganz verzichten.

Das Ernst-Abbe-Sportfeld war eine der besseren Adressen der alten DDR-Oberliga und wird nach dem Abstieg der Hausherren von Carl-Zeiss-Jena in Zukunft wieder Spielen einer so benannten Liga als Ausstragungsort dienen. In der weitläufigen Anlage mit zahlreichen Nebenplätzen findet man als Hauptplatz ein klassisches Leichtathletik-Stadion, dessen Seiten mit Sitzplätzen ausgebaut sind - auf der einen Seite samt Überdachung als Haupttribüne, auf der anderen unter freiem Himmel als Gegentribüne - und vor allem die charakteristischen dreibeinigen Flutlichtmasten. Hinter den Toren finden sich weitläufige Kurven mit Stehplätzen und hinter der üblicherweise als Heimkurve genutzten Seite ist dann in Form eines uralten holzverkleideten Uhrenturms noch ein besonderer Blickfang vorhanden.

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